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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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das durch ein Versehen auf seinem Schreibtisch gelandet war. Etwas mit nächtlichen Vorkommnissen auf der Entbindungsstation in Ystad. War es ein Überfall gewesen? Irgendwas mit einer falschen Krankenschwester?
    Er rief Svedberg an, der aus seinem Auto antwortete.
    »Wo bist du?« fragte Wallander.
    »Ich bin noch nicht mal in Staffanstorp.«
    »Komm her«, sagte Wallander. »Wir müssen da eine Sache untersuchen.«
    |375| »Ja«, sagte Svedberg. »Ich komme.«
    Es dauerte genau zweiundvierzig Minuten.
    Um fünf vor zehn stand Svedberg in der Tür von Wallanders Büro. Da waren Wallander bereits wieder Zweifel gekommen.
    Die Wahrscheinlichkeit, daß er sich etwas eingebildet hatte, war zu groß.

|376| 27
    Erst als die Tür hinter ihm zuschlug, begriff er, was geschehen war. Er ging die wenigen Schritte zu seinem Wagen und setzte sich hinters Steuer. Dann sprach er laut seinen Namen aus: Åke Davidsson.
    Åke Davidsson würde von jetzt an ein sehr einsamer Mann sein. Er hatte nicht damit gerechnet, daß ihm dies passieren würde. Daß die Frau, mit der er so viele Jahre hindurch eine Beziehung gehabt hatte, auch wenn sie nicht zusammenlebten, ihm eines Tages sagen würde, daß sie nicht mehr wollte. Und ihn hinauswarf.
    Er fing an zu weinen. Es tat weh. Er verstand es nicht. Aber sie war entschieden gewesen. Sie hatte ihn gebeten, zu gehen und nie wiederzukommen. Sie hatte einen anderen Mann getroffen, der sich auch vorstellen konnte, mit ihr zusammenzuleben.
    Es war fast Mitternacht. Montag, der 17.   Oktober. Er sah in die Dunkelheit hinaus. Er wußte, daß er nicht fahren sollte, wenn es dunkel war. Seine Augen waren zu schlecht. Eigentlich konnte er nur mit einer Spezialbrille bei Tageslicht Auto fahren. Er blinzelte gegen die Scheibe. Mit Mühe erkannte er die Straßenränder. Aber er konnte nicht die ganze Nacht hierbleiben. Er mußte zurück nach Malmö.
    Er ließ den Wagen an. Er war sehr traurig und verstand nicht, was geschehen war.
    Dann lenkte er den Wagen auf die Straße. Er konnte wirklich wenig sehen. Vielleicht würde es leichter werden, wenn er erst auf der Hauptstraße war. Aber jetzt mußte er zunächst aus Lödinge herausfinden.
    Aber er verfuhr sich. Es gab viele kleine Straßen, und in der Dunkelheit sahen sie alle gleich aus. Um halb eins sah er ein, daß er sich total verirrt hatte. Da war er zu einem Hofplatz gekommen, an dem der Weg zu enden schien. Er wollte wenden. Plötzlich |377| nahm er im Scheinwerferlicht einen Schatten wahr. Jemand war auf dem Weg zu seinem Wagen. Er fühlte sich sofort erleichtert. Jemand war da draußen, der ihm sagen konnte, wie er fahren mußte.
    Er öffnete die Wagentür und stieg aus.
    Dann wurde alles dunkel.
     
    Es dauerte eine Viertelstunde, bis Svedberg das Blatt Papier fand, das Wallander haben wollte. Wallander war sehr deutlich gewesen, als Svedberg kurz vor zehn in sein Büro gekommen war.
    »Es kann ein Schuß ins Blaue sein«, sagte Wallander. »Aber wir suchen eine Frau mit den Initialen KA, die gerade hier unten in Schonen ein Kind gekriegt hat oder kriegen soll. Wir haben zuerst geglaubt, es wäre Lund. Aber da war nichts. Vielleicht ist es statt dessen hier in Ystad. Wenn ich mich nicht irre, haben sie hier bestimmte Methoden, die die Entbindungsstation von Ystad auch überregional bekannt gemacht haben. Und da passiert eines Nachts etwas Merkwürdiges. Später noch einmal. Es kann also ein Schuß ins Blaue sein. Aber ich will trotzdem wissen, was da passiert ist.«
    Svedberg fand das Papier mit den Notizen. Er kehrte zu Wallander zurück, der ungeduldig wartete.
    »Ylva Brink«, sagte Svedberg. »Sie ist meine Cousine. Was man so eine entfernte Cousine nennt. Und sie ist Hebamme auf der Entbindungsstation. Sie kam her und erzählte, daß eine unbekannte Frau eines Nachts auf der Entbindungsstation aufgetaucht war. Deshalb war sie beunruhigt.«
    »Warum denn?«
    »Es ist einfach nicht in Ordnung, daß eine unbekannte Person sich nachts auf der Entbindungsstation aufhält.«
    »Laß uns das mal der Reihe nach durchgehen«, sagte Wallander. »Wann ist es zum erstenmal passiert?«
    »In der Nacht vom 30.   September auf den 1.   Oktober.«
    »Vor fast drei Wochen. Und sie war beunruhigt?«
    »Sie ist am Tag danach hergekommen. Das war ein Samstag. Ich habe eine Zeitlang mit ihr geredet. Damals habe ich diese Notizen gemacht.«
    |378| »Und dann ist es wieder passiert?«
    »In der Nacht auf den 13.   Oktober. Zufällig arbeitete Ylva auch in der

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