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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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war.«
    Wallander hielt den Atem an. »Dann kann sie es sein«, sagte er. »Sie muß es sein. Die Frau, die Eugen Blomberg KA nannte.«
    Sie fuhren zurück zum Polizeipräsidium. Unmittelbar vor der Einfahrt machte Svedberg eine Vollbremsung, um nicht einen Hasen zu überfahren, der sich in die Stadt verirrt hatte.
    Sie setzten sich in die Kantine, die leer war. Irgendwo lief leise ein Radio. Bei den wachhabenden Polizisten klingelte das Telefon. Wallander hatte sich einen Becher mit bitterem Kaffee eingeschenkt.
    »Aber es kann kaum sie sein, die Blomberg in einen Sack gesteckt hat«, sagte Svedberg und kratzte sich mit dem Kaffeelöffel |383| die Glatze. »Es fällt mir schwer zu glauben, daß eine junge Mutter hingeht und Leute umbringt.«
    »Sie ist ein Zwischenglied«, sagte Wallander. »Wenn meine Auffassung richtig ist. Sie steht zwischen Blomberg und der Person, die jetzt die wichtigste ist.«
    »Die Krankenschwester, die Ylva niedergeschlagen hat?«
    »Die und keine andere.«
    Svedberg strengte sich an, um Wallanders Gedanken zu folgen. »Du meinst also, diese unbekannte Krankenschwester ist auf der Entbindungsstation aufgetaucht, um sie zu treffen?«
    »Ja.«
    »Aber warum tut sie das in der Nacht? Warum kommt sie nicht zur normalen Besuchszeit? Es gibt doch feste Besuchszeiten. Und keiner schreibt auf, wer kommt und wer Besuch hat.«
    Wallander sah ein, daß Svedbergs Fragen ausschlaggebend waren. Er mußte sie beantworten, um weiterzukommen. »Sie will nicht gesehen werden«, sagte er. »Das ist die einzig denkbare Erklärung.«
    Svedberg gab nicht nach. »Von wem nicht gesehen? Hatte sie Angst, erkannt zu werden? Wollte sie nicht einmal, daß Katarina Taxell sie sah? Hat sie das Krankenhaus in der Nacht besucht, um eine schlafende Frau zu betrachten?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Wallander. »Ich gebe dir recht, es ist merkwürdig.«
    »Es gibt nur eine denkbare Erklärung«, fuhr Svedberg fort. »Sie kommt in der Nacht, weil sie am Tag erkannt werden kann.«
    Wallander grübelte über Svedbergs Kommentar nach. »Das könnte zum Beispiel bedeuten, daß jemand, der am Tag arbeitet, sie erkannt hätte?«
    »Man kann kaum davon ausgehen, daß sie es ohne Grund vorzieht, die Entbindungsstation in der Nacht aufzusuchen. Um sich außerdem noch in eine Situation zu begeben, in der es nötig wird, meine Cousine niederzuschlagen, die nichts Böses getan hat.«
    »Es gibt vielleicht eine alternative Erklärung«, sagte Wallander.
    »Welche?«
    »Daß sie die Entbindungsstation nur in der Nacht besuchen
kann

    |384| Svedberg nickte nachdenklich. »Das kann natürlich sein. Aber warum?«
    »Dafür kann es viele Erklärungen geben. Wo sie wohnt. Ihre Arbeit. Außerdem will sie diese Besuche vielleicht heimlich machen.«
    Svedberg schob seinen Kaffeebecher zur Seite. »Ihre Besuche müssen wichtig gewesen sein. Sie war zweimal da.«
    »Wir können einen Zeitplan aufstellen«, sagte Wallander. »Sie kommt zum erstenmal in der Nacht auf den 1.   Oktober. Und zwar zu dem Zeitpunkt in der Nacht, wo alle, die arbeiten, besonders müde und am wenigsten aufmerksam sind. Sie bleibt ein paar Minuten und verschwindet wieder. Zwei Wochen später wiederholt sich das Ganze. Der gleiche Zeitpunkt. Diesmal wird sie von Ylva Brink aufgehalten und schlägt sie nieder. Die Frau verschwindet spurlos.«
    »Ein paar Tage später bringt Katarina Taxell ihr Kind zur Welt.«
    »Die Frau kommt nicht wieder. Aber Eugen Blomberg wird ermordet.«
    »Sollte eine Krankenschwester hinter dem Ganzen stecken?«
    Sie sahen einander an, ohne etwas zu sagen.
    Wallander fiel plötzlich ein, daß er vergessen hatte, Svedberg nach einem wichtigen Detail zu fragen. »Erinnerst du dich an die Plastikklemme, die wir in Gösta Runfelts Koffer gefunden haben?«
    Svedberg nickte.
    »Ruf noch einmal auf der Entbindungsstation an. Frag Ylva, ob sie sich erinnern kann, daß die Frau, die sie niedergeschlagen hat, ein Namensschild trug.«
    Svedberg stand auf und nahm ein Telefon, das an der Wand hing.
    Eine von Ylvas Kolleginnen war am Apparat. Svedberg wartete. Wallander trank ein Glas Wasser. Dann begann Svedberg zu fragen. Es war ein kurzes Gespräch.
    »Sie ist sicher, daß sie ein Namensschild hatte«, sagte er. »Beide Male.«
    »Konnte sie den Namen darauf lesen?«
    »Sie war nicht sicher, ob ein Name draufstand.«
    |385| Wallander dachte nach. »Sie kann das erste verloren haben«, sagte er. »Irgendwo hat sie die Schwesterntracht her. Da kann sie

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