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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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setzte sich hin und wartete. Er war sehr müde. Ohne etwas dagegen tun zu können, schlief er ein. Als er aufschreckte, weil jemand seinen Namen sagte, wußte er im ersten Moment nicht, wo er war. Er hatte geträumt. Von Rom. Er war durch dunkle Straßen gelaufen und hatte seinen Vater gesucht und nicht gefunden.
    Ein Arzt stand vor ihm. Im Nu war er hellwach.
    »Er kommt durch«, sagte der Arzt. »Aber er ist schlimm zugerichtet worden.«
    »Also nicht von einem Auto überfahren?«
    »Nein. Er ist überfallen worden. Aber soweit wir es beurteilen können, hat er keine inneren Verletzungen.«
    »Hatte er Papiere bei sich?«
    Der Arzt gab ihm einen Umschlag. Wallander nahm eine Brieftasche heraus, die unter anderem einen Führerschein enthielt. Der Mann hieß Åke Davidsson. Wallander sah, daß er eine Brille tragen mußte, um Auto fahren zu können. »Kann ich mit ihm sprechen?«
    »Ich glaube, es ist besser, damit zu warten.«
    Wallander beschloß, Hansson oder Ann-Britt Höglund zu bitten, sich der Sache weiter anzunehmen. Auch wenn es ein schwerer Fall von Körperverletzung war, mußten sie ihn vorläufig zurückstellen. Sie hatten ganz einfach keine Zeit.
    |388| Wallander erhob sich, um zu gehen.
    »Wir haben noch etwas in seinen Kleidern gefunden, was Sie, glaube ich, interessiert«, sagte der Arzt.
    Er reichte Wallander ein Stück Papier. Wallander las die krickelige Handschrift: »Ein Dieb, von den Nachtwachen unschädlich gemacht.«
    »Welche Nachtwachen?« fragte er.
    »Es hat doch in der Zeitung gestanden«, sagte der Arzt. »Über die Bürgerwehren, die sich gebildet haben. Kann doch gut sein, daß sie sich Nachtwachen nennen.«
    Wallander starrte ungläubig auf den Text.
    »Dafür spricht noch etwas«, fuhr der Arzt fort. »Das Papier ist mit einem Heftapparat an seiner Kleidung befestigt worden.«
    Wallander schüttelte den Kopf. »Das ist doch verdammt noch mal nicht zu fassen«, sagte er.
    »Ja«, sagte der Arzt. »Es ist unglaublich, daß es so weit gekommen ist.«
    Wallander machte sich nicht die Mühe, ein Taxi zu bestellen. Er ging durch die menschenleere Stadt nach Hause. Er dachte an Katarina Taxell. Und an Åke Davidsson, dem eine Botschaft an die Kleidung geheftet worden war.
    Als er in seine Wohnung hinaufkam, zog er nur die Schuhe und die Jacke aus, legte sich aufs Sofa und deckte sich mit einer Wolldecke zu. Der Wecker war gestellt. Aber er konnte nicht einschlafen. Außerdem bekam er Kopfschmerzen. Er ging in die Küche und löste Tabletten in einem Glas Wasser auf. Die Straßenlaterne vor dem Fenster schwankte im Wind. Dann legte er sich wieder hin. Er verfiel in eine Art Halbschlaf, bis der Wecker klingelte. Als er sich aufsetzte, war er noch müder als vorher. Er ging ins Badezimmer und sprengte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Dann wechselte er das Hemd. Während er darauf wartete, daß der Kaffee durchlief, rief er Hansson an. Es dauerte lange, bis er sich meldete. Wallander merkte, daß er ihn geweckt hatte.
    »Ich bin noch nicht fertig mit den Papieren aus Östersund«, sagte Hansson. »Ich habe bis zwei Uhr nachts daran gesessen. Ich habe noch ungefähr vier Kilo vor mir.«
    |389| »Wir reden später darüber«, unterbrach ihn Wallander. »Ich möchte nur, daß du zum Krankenhaus fährst und mit einem Mann namens Åke Davidsson redest. Er ist gestern abend oder heute nacht irgendwo bei Lödinge überfallen worden. Von Leuten, die wahrscheinlich einer Bürgerwehr angehören. Ich möchte, daß du dich darum kümmerst.«
    »Und was mach ich mit den Papieren aus Östersund?«
    »Das mußt du gleichzeitig erledigen. Svedberg und ich fahren nach Lund. Du hörst später mehr.«
    Er beendete das Gespräch, bevor Hansson noch irgendwelche Fragen stellen konnte.
    Er hätte nicht den Nerv gehabt, sie zu beantworten.
     
    Um sechs hielt Svedberg vor seiner Tür. Wallander stand mit der Kaffeetasse am Küchenfenster und sah ihn kommen.
    »Ich habe mit Martinsson gesprochen«, sagte Svedberg, als Wallander sich neben ihn gesetzt hatte. »Er wollte Nyberg bitten, sich die Plastikklemme vorzunehmen.«
    »Ist ihm klargeworden, worauf wir aus sind?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Dann fahren wir.«
    Wallander lehnte sich zurück und schloß die Augen. Das Beste, was er auf dem Weg nach Lund tun konnte, war schlafen.
     
    Katarina Taxell wohnte in einem Mietshaus an einem Platz, den Wallander nicht kannte. »Vielleicht ist es besser, wir rufen Birch an«, sagte er. »Damit es nachher keinen Ärger

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