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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nicht.
    »Lennart Skoglund hört sich an wie ein ganz normaler Name«, sagte Wallander. »Sehen wir ihn uns mal an.«
    |218| Sie holte den Text auf den Bildschirm. Wallander kniff die Augen zusammen, und es gelang ihm, den sehr kurzen Text zu lesen.
    Lennart Skoglund. Begonnen 10.   Juni 1994.   Abgeschlossen 19.   August 1994.   Nichts veranlaßt. Fall zu den Akten.
    »Was bedeutet das?« fragte Svedberg. »Was meint er mit Fall zu den Akten? Welcher Fall?«
    »Es sieht fast aus wie etwas, was wir hätten schreiben können«, sagte sie.
    Im gleichen Augenblick ahnte Wallander, was die Erklärung bedeuten konnte. Er dachte an die technische Ausrüstung, die Gösta Runfelt beim Postversand in Borås gekauft hatte. An das Fotolabor. An das geheime Büro. Das Ganze wirkte unwahrscheinlich, aber trotzdem durchaus denkbar. Als sie über das Register gebeugt standen, schien es sogar wahrscheinlich.
    Wallander streckte den Rücken. »Die Frage ist, ob Gösta Runfelt sich nicht doch noch für andere Dinge interessiert hat als für Orchideen«, sagte er. »Die Frage ist, ob er nicht auch Privatdetektiv gewesen ist.«
    Viele Einwände waren möglich. Aber Wallander wollte die Spur verfolgen, und zwar sofort.
    »Ich glaube, ich habe recht«, sagte er. »Jetzt müßt ihr beide mich davon zu überzeugen versuchen, daß ich unrecht habe. Geht alles durch, was ihr hier findet. Haltet die Augen auf und vergeßt Holger Eriksson nicht. Ich möchte außerdem, daß einer von euch Kontakt mit Vanja Andersson aufnimmt. Ohne sich dessen bewußt geworden zu sein, kann sie Dinge gehört oder gesehen haben, die mit dieser Tätigkeit zu tun haben. Ich fahre ins Präsidium und spreche mit Runfelts Kindern.«
    »Was machen wir mit der Pressekonferenz heute abend um halb sieben? Ich habe versprochen, dabeizusein.«
    »Es ist besser, du bleibst hier.«
    Svedberg reichte Wallander seine Autoschlüssel, aber der schüttelte den Kopf.
    »Ich hole meinen eigenen. Ich muß mich bewegen.«
    Als er auf die Straße hinauskam, bereute er es sofort. Der Wind war scharf, und es wurde immer kälter. Wallander überlegte einen |219| Moment, ob er nicht zunächst nach Hause gehen und sich einen dickeren Pullover holen sollte. Aber er ließ es sein. Er hatte es eilig. Außerdem war er unruhig. Sie entdeckten Neues. Aber was sie entdeckten, paßte nicht ins Bild. Warum war Gösta Runfelt Privatdetektiv gewesen? Er lief durch die Stadt und holte sein Auto. Die Benzinanzeige stand auf Null, und das rote Licht leuchtete. Aber er wollte jetzt nicht tanken. Die Unruhe machte ihn ungeduldig.
    Er kam um halb fünf ins Präsidium. Ebba reichte ihm einen Stapel mit Telefonnachrichten, die er in die Tasche stopfte. Von seinem Zimmer aus rief er als erstes Lisa Holgersson an. Sie bestätigte, daß die Pressekonferenz für halb sieben angesetzt war. Wallander versprach, sie zu leiten. Er tat das ungern, denn er ließ sich immer allzuleicht von den Fragen der Journalisten irritieren, die er als aufdringlich und anmaßend empfand. Bei mehreren Gelegenheiten hatte es aus höchsten Polizeikreisen in Stockholm Klagen über sein unwirsches Verhalten gegeben. In solchen Augenblicken hatte Wallander das Gefühl, wirklich ein über den Kreis seiner eigenen Kollegen und Freunde hinaus bekannter Polizeibeamter zu sein. Er war im guten wie im schlechten ein Polizist auf Landesniveau.
    Wallander informierte sie kurz über den Kellerraum in der Harpegatan, sagte aber vorläufig noch nichts darüber, daß es den Anschein hatte, als habe Gösta Runfelt einen Teil seiner Zeit als Privatdetektiv verbracht. Danach rief er Hansson an. Gösta Runfelts Tochter saß bei ihm. Sie kamen überein, sich kurz im Flur zu unterhalten.
    »Den Sohn habe ich weggeschickt«, sagte Hansson. »Er wohnt im Hotel Sekelgården.«
    Wallander nickte. Er wußte, wo das lag.
    »Hat es was gebracht?«
    »Kaum. Er hat bestätigt, daß Gösta Runfelt ein leidenschaftlicher Orchideenliebhaber war.«
    »Und die Mutter? Gösta Runfelts Frau?«
    »Ein tragisches Unglück. Willst du die Details?«
    »Nicht jetzt. Was sagt die Tochter?«
    »Ich wollte gerade mit ihr anfangen. Das Gespräch mit dem |220| Sohn hat gedauert. Ich will das ja gründlich machen. Der Sohn wohnt übrigens in Arvika und die Tochter in Eskilstuna.«
    Wallander sah auf die Uhr. Viertel vor fünf. Er sollte eigentlich die Pressekonferenz vorbereiten. Aber ein paar Minuten konnte er noch mit der Tochter sprechen. »Hast du was dagegen, wenn ich ihr

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