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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Zeitung. Ebba hatte tatsächlich mehrmals versucht, ihn zu erreichen.
    Im gleichen Augenblick kam Svedberg ins Wohnzimmer. Er hatte ein Bündel Papiere in der Hand. Wallander sah, daß es Einzahlungsquittungen waren.
    »Das hier könnte vielleicht was sein«, sagte Svedberg. »Wahrscheinlich hatte Gösta Runfelt noch ein Zimmer in der Harpegatan. Er bezahlt monatlich Miete. Soweit ich sehen kann, hält er die |213| Sache getrennt von allen Zahlungen, die mit dem Blumenladen zu tun haben.«
    »Harpegatan?« fragte Ann-Britt Höglund »Wo liegt die?«
    »In der Nähe vom Nattmanstorg, mitten in der Stadt«, sagte Wallander.
    »Hat Vanja Andersson davon gesprochen, daß er noch ein Zimmer gemietet hatte?«
    »Die Frage ist, ob sie es gewußt hat«, sagte Wallander. »Das haben wir gleich.«
    Er verließ die Wohnung und ging schräg über die Straße zum Blumenladen. Der Wind kam jetzt in noch heftigeren Böen. Wallander hielt die Luft an und duckte sich gegen den Wind. Der Blumenduft war wieder sehr stark. Ein flüchtiges Gefühl von Verlorenheit überkam Wallander, als er an die Reise nach Rom und an seinen Vater dachte, der nicht mehr lebte. Aber er vertrieb die Gedanken. Er war Polizist. Trauern konnte er, wenn er Zeit dazu hatte. Nicht jetzt.
    »Ich habe eine Frage«, sagte er, »die Sie vermutlich direkt mit ja oder nein beantworten können.«
    Sie wandte ihm ihr blasses und verschrecktes Gesicht zu. Wallander dachte, daß manche Menschen ständig den Eindruck machten, als seien sie darauf vorbereitet, daß jeden Augenblick das Schlimmste eintreten konnte. Vanja Andersson schien so ein Mensch zu sein. Und gerade jetzt konnte Wallander ihr das auch nicht verdenken.
    »Wußten Sie, daß Gösta Runfelt ein Zimmer in der Harpegatan hier in der Stadt gemietet hatte?« fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sind Sie sicher?«
    »Gösta hatte nur diesen Laden und seine Wohnung.«
    Wallander hatte es plötzlich eilig.
    »Das war alles«, sagte er. »Sonst nichts.«
    Als er zurück in die Wohnung kam, hatten Svedberg und Ann-Britt Höglund sämtliche Schlüsselbunde eingesammelt, die sie finden konnten. Sie fuhren in Svedbergs Wagen zur Harpegatan. Es war ein gewöhnliches Mietshaus. Auf den Namensschildern im Eingang konnten sie Gösta Runfelts Namen nicht entdecken.
    |214| »Auf den Quittungen steht, daß es sich um einen Kellerraum handelt«, sagte Svedberg.
    Eine halbe Treppe führte hinunter ins Kellergeschoß. Wallander roch den säuerlichen Duft von Winteräpfeln. Svedberg begann, seine Schlüssel zu probieren. Der zwölfte war der richtige. Sie kamen in einen Korridor, wo rotgestrichene Stahltüren zu den einzelnen Kellern führten.
    Ann-Britt Höglund fand die richtige Tür. »Ich glaube, hier ist es«, sagte sie.
    An der Tür war ein Aufkleber mit einem Blumenmotiv.
    »Eine Orchidee«, sagte Svedberg.
    »Ein geheimer Raum«, sagte Wallander.
    Svedberg versuchte weiter seine Schlüssel. Wallander sah, daß die Tür ein zusätzliches Schloß hatte.
    Schließlich klickte es in dem einen Schloß. Wallander spürte, wie die Spannung in ihm zunahm. Svedberg suchte den richtigen Schlüssel. Er hatte nur noch zwei, als er die anderen ansah und nickte.
    »Dann gehen wir rein«, sagte Wallander.
    Und Svedberg öffnete die Tür.

|215| 16
    Die Angst packte ihn wie mit Krallen. Doch als der Gedanke kam, war es schon zu spät. Svedberg hatte die Tür geöffnet. Wallander wartete während des kurzen Augenblicks, in dem die Angst das Zeitempfinden verdrängt hatte, auf die Explosion. Aber alles, was geschah, war, daß Svedberg mit einer Hand über die Wand fuhr und leise fragte, wo der Lichtschalter saß. Hinterher war Wallander seine Angst peinlich. Warum sollte Gösta Runfelt seinen Kellerraum mit einer Sprengladung gesichert haben?
    Svedberg machte Licht. Sie traten ein und sahen sich um. Da der Raum unter der Erde lag, gab es nur eine Reihe schmaler Fenster in Höhe des Straßenniveaus. Wallander fiel sogleich auf, daß die Fenster auch auf der Innenseite mit einem Eisengitter versehen waren. Das war ungewöhnlich, und es war anzunehmen, daß Gösta Runfelt sie auf eigene Kosten hatte anbringen lassen. Der Raum war als Büro eingerichtet. Da war ein Schreibtisch. An den Wänden Aktenschränke. Auf einem kleinen Tisch an einer Wand eine Kaffeemaschine und ein paar Tassen auf einem Handtuch. Es gab Telefon, Fax und einen Kopierer.
    »Gehen wir rein, oder warten wir auf Nyberg?« fragte Svedberg. Wallander wurde in seinen

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