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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Privatdetektiv. Gibt es die wirklich in Schweden?«
    »Das ist eine andere Frage, die man sich stellen kann«, sagte Wallander. »Aber Ihr Vater hat sich ganz offensichtlich in einem Teil seiner Zeit als privat praktizierender Detektiv betätigt.«
    »Wie Ture Sventon? Das ist der einzige schwedische Detektiv, den ich kenne.«
    »Von Serienheften können wir absehen«, sagte Wallander. »Ich meine es ernst.«
    »Ich auch. Ich habe noch nie davon gehört, daß mein Vater mit so etwas zu tun gehabt haben soll. Was hat er gemacht?«
    »Es ist noch zu früh, darauf zu antworten.«
    Wallander war jetzt überzeugt davon, daß sie nicht wußte, womit ihr Vater sich heimlich beschäftigt hatte. Es gab natürlich die Möglichkeit, daß Wallander sich irrte, daß die Voraussetzung nicht ein Faktum war, sondern ein Irrtum. Aber schon jetzt wußte |223| er im Innersten, daß ein Irrtum ausgeschlossen war. Die Entdeckung von Gösta Runfelts geheimem Raum bedeutete keinen Durchbruch in der Ermittlung, dessen Konsequenzen sie sogleich überblicken konnten. Der geheime Raum führte sie vielleicht nur weiter zu anderen geheimen Räumen. Aber Wallander hatte das Gefühl, daß die ganze Ermittlung einen Stoß bekommen hatte. Ein kaum spürbares Erdbeben war eingetreten und hatte alles in Bewegung versetzt.
    Er stand auf. »Das war alles«, sagte er und streckte ihr die Hand hin. »Wir treffen uns sicher noch einmal.«
    Sie betrachtete ihn ernst. »Wer hat das getan?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Wallander, »aber ich bin davon überzeugt, daß wir den- oder diejenigen, die Ihren Vater getötet haben, fassen werden.«
    Hansson folgte ihm auf den Flur.
    »Privatdetektiv?« sagte er. »Sollte das ein Witz sein?«
    »Nein«, antwortete Wallander. »Wir haben ein geheimes Büro gefunden, das Runfelt unterhielt. Du hörst nachher noch Genaueres.«
    Hansson nickte.
    »Ture Sventon war keine Serienheftfigur«, sagte er dann. »Das war eine Buchserie.«
    Aber da war Wallander schon gegangen. Er holte eine Tasse Kaffee und schloß die Tür seines Zimmers hinter sich. Das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab, ohne zu antworten. Am liebsten hätte er sich vor der Pressekonferenz gedrückt. Er hatte allzuviel anderes, woran er denken mußte. Mit einer Grimasse zog er seinen Block zu sich und schrieb die wichtigsten Punkte auf, die er der Presse mitteilen konnte. Er lehnte sich zurück und schaute durchs Fenster nach draußen. Der Wind heulte.
    Wenn der Mörder eine Sprache spricht, können wir versuchen, ihm zu antworten, dachte er. Wenn es so ist, wie ich denke, daß er nämlich anderen zeigen will, was er tut. Dann werden wir auch davon reden, daß wir verstanden haben. Aber wir haben uns nicht einschüchtern lassen.
    Er machte noch ein paar Notizen. Dann stand er auf und ging hinüber zu Lisa Holgersson. Er referierte kurz, was er sich dachte. |224| Sie hörte ihm aufmerksam zu und nickte dann. Sie würden tun, was er vorschlug.
     
    Die Pressekonferenz fand im großen Versammlungsraum des Polizeigebäudes statt. Wallander hatte das Gefühl, wieder in den Sommer zurückversetzt zu sein, als er eine tumultartige Pressekonferenz wutentbrannt verlassen hatte. Viele der Gesichter erkannte er wieder.
    »Ich bin froh, daß du die Sache übernimmst«, flüsterte Lisa Holgersson.
    »Einer muß es ja tun«, erwiderte Wallander.
    »Ich mache nur die Begrüßung«, sagte sie. »Den Rest übernimmst du.«
    Sie stiegen auf das Podium an der einen Schmalseite des Saales. Lisa Holgersson begrüßte die Anwesenden und gab Wallander das Wort. Er merkte, wie ihm der Schweiß lief.
    Er gab einen gründlichen Überblick über die Morde an Holger Eriksson und Gösta Runfelt. Er trug eine Reihe ausgewählter Einzelheiten vor und brachte seine eigene Meinung zum Ausdruck, daß es sich um die gröbsten Gewaltverbrechen handelte, mit denen er und seine Kollegen je zu tun gehabt hatten. Die einzige wesentliche Information, die er zurückhielt, war die Entdeckung, daß Gösta Runfelt vermutlich einer geheimen Tätigkeit als Privatdetektiv nachgegangen war. Er erwähnte auch nicht, daß sie nach einem Tagebuchschreiber suchten, der einmal Söldner in einem entlegenen afrikanischen Krieg gewesen war und sich Harald Berggren genannt hatte.
    Dagegen sagte er etwas ganz anderes. Das, was er mit Lisa Holgersson abgesprochen hatte. Daß die Polizei eine klare Spur verfolge. Er könne nicht ins Detail gehen. Aber es gebe Spuren und Hinweise. Die Polizei habe

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