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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zunächst ein paar Fragen stelle?«
    »Warum sollte ich?«
    »Ich habe jetzt keine Zeit, es dir zu erklären. Aber die Fragen werden in deinen Ohren etwas wunderlich klingen.«
    Sie gingen in Hanssons Zimmer. Die Frau auf dem Besucherstuhl war jung. Er nahm an, daß sie kaum älter als dreiundzwanzig oder vierundzwanzig war. Wallander ahnte, daß sie im Aussehen ihrem Vater ähnelte. Sie stand auf, als er hereinkam. Wallander lächelte und gab ihr die Hand. Hansson lehnte sich an den Türpfosten, während Wallander sich auf seinen Stuhl setzte. Er bemerkte, daß der Stuhl vollkommen neu war. Für einen kurzen Moment fuhr ihm der Gedanke durch den Kopf, wie Hansson es wohl angestellt hatte, einen neuen Bürostuhl zu bekommen. Sein eigener war in sehr schlechtem Zustand.
    Auf einem Blatt Papier hatte Hansson einen Namen notiert, Lena Lönnerwall. Wallander blickte schnell zu Hansson auf, der nickte. Dann zog er die Jacke aus und legte sie auf den Fußboden neben den Stuhl. Die ganze Zeit folgte sie seinen Bewegungen mit dem Blick.
    »Als erstes möchte ich sagen, wie leid es mir tut, was da passiert ist.«
    »Danke«, sagte sie.
    Wallander merkte, daß sie gefaßt war. Mit einer gewissen Erleichterung registrierte er, daß sie nicht im Begriff war, in Weinen auszubrechen. »Sie sind Lena Lönnerwall aus Eskilstuna«, fuhr Wallander fort. »Gösta Runfelts Tochter.«
    »Ja.«
    »Alle übrigen Angaben zur Person, die wir leider brauchen, wird Inspektor Hansson aufnehmen. Ich habe nur ein paar Fragen. Sind Sie verheiratet?«
    »Ja.«
    »Was arbeiten Sie?«
    |221| »Ich bin Basketballtrainerin.«
    Wallander dachte über ihre Antwort nach. »Heißt das, daß Sie Sportlehrerin sind?«
    »Das heißt, daß ich Basketballtrainerin bin.«
    Wallander nickte. Er überließ Hansson das Weitere. Aber eine Basketballtrainerin war ihm noch nie begegnet.
    »Ihr Vater war Blumenhändler?«
    »Ja.«
    »Schon immer?«
    »In seiner Jugend ist er zur See gefahren. Als er und Mama heirateten, blieb er an Land.«
    »Wenn ich richtig verstanden habe, ist Ihre Mutter ertrunken?«
    »Ja.«
    Der kurze Augenblick des Zögerns, bevor sie antwortete, war ihm nicht entgangen. Er reagierte mit geschärfter Aufmerksamkeit. »Wie lange ist das her?«
    »Ungefähr zehn Jahre. Ich war damals erst dreizehn.«
    Wallander merkte, daß sie plötzlich angespannt war. Er ging vorsichtig weiter. »Können Sie etwas ausführlicher erzählen, was passiert ist? Wo ist es passiert?«
    »Hat das hier wirklich mit Papa zu tun?«
    »Es gehört zur grundlegenden polizeilichen Routine, chronologische Rückgriffe zu machen«, sagte Wallander und versuchte, sich gewichtig anzuhören. Hansson starrte ihn von seinem Platz an der Tür mit offenem Mund an.
    »Ich weiß nicht viel«, sagte sie.
    Falsch, dachte Wallander schnell. Sie wissen schon, aber Sie wollen lieber nicht darüber sprechen. »Erzählen Sie, was Sie wissen«, sagte er.
    »Es war im Winter. Aus irgendeinem Grund sind sie nach Älmhult gefahren, um einen Sonntagsspaziergang zu machen. Sie ist draußen auf dem Eis eingebrochen. Papa hat versucht, sie zu retten. Aber es ging nicht.«
    Wallander saß reglos. Etwas in dem, was sie sagte, hatte mit ihrer Ermittlung zu tun. Dann kam er darauf. Es betraf nicht Gösta Runfelt, sondern Holger Eriksson. Ein Mann, der in ein |222| sichtbares Erdloch fällt und aufgespießt wird. Lena Lönnerwalls Mutter stürzte in ein Eisloch. Alle polizeilichen Instinkte sagten Wallander, daß hier ein Zusammenhang bestand. Aber wie der aussah, ahnte er nicht. Auch nicht, warum die junge Frau ihm gegenüber nicht über den Tod ihrer Mutter sprechen wollte.
    Er ließ das Thema fallen und ging direkt auf die Hauptfrage zu. »Ihr Vater hatte einen Blumenladen. Er war außerdem ein passionierter Orchideenliebhaber.«
    »Das ist das erste, woran ich mich erinnern kann. Wie er mir und meinem Bruder von Blumen erzählte.«
    »Warum war er ein so passionierter Orchideenliebhaber?«
    Sie sah ihn mit plötzlicher Verwunderung an. »Warum ist man passioniert? Kann man darauf antworten?«
    Wallander schüttelte den Kopf. »Wußten Sie, daß Ihr Vater Privatdetektiv war?«
    Hansson an der Tür zuckte zusammen. Wallander sah die Frau unverwandt an. Ihre Verblüffung wirkte überzeugend. »Mein Papa soll Privatdetektiv gewesen sein?«
    »Ja. Haben Sie das nicht gewußt?«
    »Das kann nicht stimmen.«
    »Warum nicht?«
    »Ich verstehe es nicht. Ich weiß nicht einmal, was das eigentlich heißt,

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