Wallander 07 - Mittsommermord
Polizei muß etwas
tun
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|40| »Was können wir eigentlich anderes tun, als eine Suchmeldung rausgeben? Wir haben doch schon einen Sperrvermerk bei ihren Namen in den Registern.«
Inzwischen war es Viertel vor neun. Wallander sah Martinsson fragend an. »Svedberg?«
Martinsson nahm den Hörer vom Telefon und wählte noch einmal seine Nummer. Dann legte er wieder auf. »Immer noch der Anrufbeantworter.«
Wallander schob die Postkarte über den Tisch zurück. »Weiter kommen wir heute wohl nicht«, meinte er, »aber ich möchte selbst mit Frau Hillström sprechen. Dann überlegen wir, wie wir weiter vorgehen wollen. Aber es gibt keinen Grund, sie suchen zu lassen. Jedenfalls noch nicht.«
Martinsson schrieb Frau Hillströms Telefonnummer auf einen Zettel. »Sie arbeitet als Wirtschaftsprüferin.«
»Und wo finden wir ihren Mann? Astrid Hillströms Vater?«
»Sie sind geschieden. Ich glaube, er hat einmal angerufen. Unmittelbar nach Mittsommer.«
Wallander stand auf. Martinsson schob seine Papiere zusammen. Sie verließen das Sitzungszimmer.
»Vielleicht hat Svedberg auch einen Tag frei genommen, genau wie ich«, sagte Wallander. »Ohne daß wir davon wissen.«
»Er hat seinen ganzen Urlaub gehabt«, entgegnete Martinsson bestimmt. »Er hat keinen einzigen Tag mehr übrig.«
Wallander sah ihn verwundert an. »Woher weißt du das? Svedberg ist doch sonst nicht besonders mitteilsam.«
»Ich habe ihn gefragt, ob er eine Woche mit mir tauschen wolle. Aber er konnte nicht. Bei der Gelegenheit hat er gesagt, daß er ausnahmsweise seinen gesamten Urlaub an einem Stück nehmen wollte.«
»Das hat er doch noch nie getan«, sagte Wallander.
Sie trennten sich vor Martinssons Tür. Wallander ging zu seinem eigenen Zimmer und rief die erste der Telefonnummern an, die Martinsson ihm aufgeschrieben hatte. Er erkannte die Stimme wieder. Es war Eva Hillström. Sie verabredeten, daß sie noch heute nachmittag in sein Büro kommen würde.
»Ist etwas passiert?« fragte sie.
|41| »Nein«, antwortete Wallander, »aber ich möchte auch mit Ihnen sprechen.«
Wallander wollte gerade Kaffee holen, als Ann-Britt Höglund an seine Tür kam. Obwohl auch sie kürzlich Urlaub gehabt hatte, war sie so blaß wie immer.
Er dachte, daß ihre Blässe von innen kam. Sie hatte noch immer nicht die Folgen der schweren Schußverletzung von vor zwei Jahren überwunden. Physisch war sie wiederhergestellt. Aber Wallander war sich nicht sicher, wie es ihr wirklich ging. Manchmal hatte er das Gefühl, daß sie an chronischer Angst litt.
Das war nicht erstaunlich. Es verging kaum ein Tag, an dem er nicht selbst daran dachte, wie er einmal durch einen Messerstich schwer verletzt worden war. Und das war mehr als zwanzig Jahre her.
»Störe ich?«
Wallander machte eine einladende Geste zu seinem Besucherstuhl. Sie setzte sich.
»Hast du Svedberg gesehen?« fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Wir hatten einen Besprechungstermin mit ihm. Martinsson und ich. Aber er ist nicht aufgetaucht.«
»Er verpaßt doch nie eine Sitzung.«
»Genau. Aber er ist nicht gekommen.«
»Habt ihr bei ihm angerufen? Vielleicht ist er krank?«
»Martinsson hat mehrfach auf sein Band gesprochen. Außerdem ist Svedberg nie krank.«
Einen Augenblick dachten beide nach.
»Was wolltest du?« fragte Wallander schließlich.
»Erinnerst du dich an die Autoschieberbande, die Autos nach Osteuropa schmuggelte?«
»Wie könnte ich die vergessen? Ich habe mich zwei Jahre mit dem Mist herumgeschlagen. Bevor wir sie hoppsgenommen haben. Und die Hintermänner erwischten. Oder jedenfalls die, die in Schweden saßen.«
»Es sieht so aus, als wären sie wieder aktiv.«
»Aber die Hintermänner sitzen doch?«
»Vielleicht sind andere in die Bresche gesprungen. Nutzen die |42| Lage aus. Diesmal geht es nicht von Göteborg aus. Die Spuren führen unter anderem nach Lycksele.«
»Aber das liegt doch in Lappland, verdammt.«
»Bei den heutigen Kommunikationsmöglichkeiten befindet man sich mitten in Schweden, egal, wo man ist.«
Wallander schüttelte den Kopf. Aber zugleich mußte er Ann-Britt recht geben. Das organisierte Verbrechen machte sich die neueste Technik immer rasch zunutze.
»Ich schaff’ das nicht, noch mal von vorn damit anzufangen«, sagte er. »Alles, nur keine geschmuggelten Autos mehr.«
»Ich werde mich darum kümmern. Lisa hat mich schon gebeten. Sie ahnt wahrscheinlich, wie satt du die verschwundenen Autos hast. Aber ich hätte gern eine
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