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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gibt noch eine Möglichkeit. Nicht daß Svedberg wußte, wer es war. Oder auch nur einen Verdacht hatte. Sondern daß er
fürchtete
, es sei jemand, den er kannte.«
    Nyberg hatte recht. Ein Verdacht und eine Befürchtung mußte nicht ein und dasselbe sein.
    »Das erklärt seine geheimen Nachforschungen«, fuhr Nyberg fort. »Er fürchtet, daß es jemand ist, den er kennt. Der ihm wahrscheinlich nahesteht. Aber er weiß es nicht. Er will sicher sein, bevor er uns andere informiert. Oder er will alles mit Schweigen begraben, wenn sich seine Befürchtung als grundlos herausstellt.«
    Wallander betrachtete aufmerksam Nybergs Gesicht. Plötzlich glaubte er, einen Ablauf zu erahnen, der bis dahin nicht sichtbar gewesen war.
    »Nehmen wir einmal folgendes an«, begann er. »Svedberg erfährt, daß ein paar Jugendliche verschwunden sind. Nach ein paar Tagen ist er mit einer eigenen Ermittlung im Gange, die er heimlich durchführt. Er arbeitet in seinem gesamten Urlaub daran. Bis er selbst getötet wird. Laß uns weiter annehmen, daß er von einer Furcht getrieben wird, die einen verständlichen Verdacht beinhaltet. Laß uns weiter annehmen, daß er recht hat. Er erkennt, wer |338| hinter dem Verschwinden der drei jungen Leute steckt. Er muß nicht einmal wissen, daß sie tot sind.«
    »Das ist kaum glaubhaft«, wandte Nyberg ein. »Dann wäre er gezwungen gewesen, mit uns zu sprechen. Svedberg hätte es nie fertiggebracht, ein solches Geheimnis für sich zu behalten.«
    Wallander nickte. »Er weiß also nicht, daß sie tot sind. Aber er befürchtet etwas. Und diese Befürchtung richtet sich gegen eine bestimmte Person. Nehmen wir an, er gelangt zu einer Überzeugung. Er konfrontiert diese Person damit. Und was geschieht?«
    »Er wird ermordet.«
    »Der Tatort wird umarrangiert. Unser erster Gedanke war, daß ein Einbruch stattgefunden habe. Es fehlt auch etwas. Ein Teleskop. Das wir anschließend in Sture Björklunds Schuppen finden.«
    »Die Tür«, sagte Nyberg. »Ich bin davon überzeugt, daß derjenige, der Svedberg tötete, in die Wohnung eingelassen wurde. Oder sogar einen eigenen Schlüssel hatte.«
    »Es ist also jemand, den Svedberg kennt. Jemand, der schon früher bei ihm war.«
    »Und der außerdem weiß, daß er einen Cousin namens Sture Björklund hat. Er tötet Svedberg und beschließt, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, indem er das Teleskop in Björklunds Schuppen versteckt.«
    Die Kellnerin kam und legte ihnen die Rechnung auf den Tisch. Wallander wollte das Gespräch noch nicht unterbrechen.
    »Welchen gemeinsamen Nenner haben wir? Wir haben eigentlich nur zwei Personen: Bror Sundelius und eine unbekannte Frau mit Namen Louise.«
    Nyberg schüttelte den Kopf. »Diese Morde hat keine Frau begangen«, sagte er. »Auch wenn wir das gleiche vor ein paar Jahren schon einmal gesagt und uns geirrt haben.«
    »Es kann aber auch kaum Bror Sundelius gewesen sein«, sagte Wallander. »Er hat schwache Beine. Im Kopf ist er völlig fit. Aber seine Gesundheit ist nicht die beste.«
    »Dann ist es jemand, von dem wir noch nichts wissen«, sagte Nyberg. »Svedberg muß noch andere Personen gehabt haben, die ihm nahestanden.«
    |339| »Ich bereite eine Rückschau vor«, sagte Wallander. »Morgen fange ich an, Svedbergs Leben noch einmal von hinten aufzurollen.«
    »Das ist bestimmt der richtige Weg«, meinte Nyberg. »In der Zwischenzeit werden wir sehen, was die technischen Untersuchungen ergeben. Nicht zuletzt, was die Fingerabdrücke erzählen. Ich hoffe, wir wissen morgen mehr.«
    »Die Waffen sind wichtig«, sagte Wallander. »Die Pistole und der Revolver.«
    »Wester in Ludvika ist sehr hilfsbereit«, sagte Nyberg. »Von ihm bekomme ich die denkbar beste Unterstützung.«
    Wallander zog die Rechnung an sich. Nyberg wollte sie teilen.
    »Wenn wir es nicht auf Bewirtungskosten nehmen«, sagte Wallander.
    »Das kriegst du nie durch.«
    Wallander tastete nach seiner Brieftasche. Sie war nicht da. Sofort sah er sie vor sich. Zu Hause auf dem Küchentisch.
    »Ich will dich noch immer einladen. Aber leider habe ich meine Brieftasche zu Hause liegenlassen.«
    Nyberg zog seine Brieftasche aus dem Anzug. Er hatte zweihundert Kronen. Die Rechnung belief sich nahezu auf das Doppelte.
    »Es gibt einen Geldautomaten um die Ecke«, sagte Wallander.
    »Solche Karten benutze ich nicht«, sagte Nyberg entschieden.
    Die Kellnerin hatte das Licht einmal aus- und wieder angeschaltet und stand jetzt an ihrem Tisch. Sie waren die

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