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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Mensch, der er wirklich war.
    Bei der Einfahrt nach Ystad hielt er an und zog sich den Trainingsanzug über, der auf dem Rücksitz lag.
    Dann setzte er sich zurecht und wartete.
    Es dauerte länger, als er erwartet hatte, bevor jemand entdeckte, was geschehen war. Vielleicht war es eins der Kinder gewesen, die am Strand gespielt hatten? Oder jemand vom Campingplatz, der einen Spaziergang gemacht hatte? Er würde es noch früh genug in der Zeitung lesen können.
     
    Schließlich hörte er von weitem die Sirenen. Sie kamen schnell näher. Inzwischen war es drei Minuten vor fünf. Er sah sie in hohem Tempo vorbeifahren. Ein Krankenwagen war auch dabei. Er verspürte Lust, ihnen zuzuwinken. Aber er beherrschte sich. Dann fuhr er nach Hause. Wieder einmal hatte er durchgeführt, was er sich vorgenommen hatte. Und war danach ruhig und würdig entkommen.
    ***
    Sie waren mit heulenden Sirenen gekommen und hatten Wallander abgeholt, als er im Schatten des Baums vor Rut Lundins Haus stand. Die ersten Informationen waren verwirrend und widersprüchlich. |394| Sein Gespräch mit Martinsson war unterbrochen worden. Die Polizisten, die ihn abholten, wußten lediglich, daß sie nach Nybrostrand fahren sollten. Daß es sich um Tote handelte, hörte er im Polizeifunk. Es gelang ihm nicht, den Telefonkontakt mit Martinsson wiederherzustellen. Er saß auf dem Rücksitz. In ihm hallte Martinssons Stimme wieder: »Es ist wieder passiert.«
    Er schloß die Augen und versuchte, vollkommen ruhig zu atmen. Die Sirenen heulten im Inneren seines Kopfs. Der Wagen fuhr sehr schnell. In Nybrostrand bogen sie nach rechts ab auf einen Weg, der nicht viel breiter war als ein Fußgängerpfad. Wallander sah Martinsson und Ann-Britt Höglund vor sich aus einem Auto steigen. Er öffnete die Tür, noch bevor das Auto ganz zum Stillstand gekommen war. Eine Frau stand da und weinte, die Hände vors Gesicht geschlagen. Sie trug Shorts und ein T-Shirt mit einem Aufdruck, der für Schwedens Eintritt in die NATO warb.
    »Was ist passiert?« rief Wallander.
    Erregte Camper winkten und fuchtelten mit den Armen. Sie liefen zu den Sanddünen. Wallander war als erster an Ort und Stelle. Er blieb wie angewurzelt stehen. Erlebte den Alptraum von neuem. Dann sah er, daß drei Tote vor ihm lagen. Auf einem Stativ war eine Kamera befestigt.
    »Ein Brautpaar«, hörte er Ann-Britt Höglund irgendwo neben sich sagen. Wallander ging näher heran und hockte sich nieder. Alle drei waren erschossen worden. Die Schüsse hatten die Braut und den Bräutigam mitten in die Stirn getroffen. Der weiße Schleier der Frau war rot von Blut. Vorsichtig streifte er ihren bloßen Arm. Sie war noch warm. Er kam langsam aus der Hocke hoch und hoffte, keinen Schwindelanfall zu bekommen. Hansson war jetzt auch da, und Nyberg. Er trat zu ihnen.
    »Es ist wieder passiert. Es muß gerade eben gewesen sein. Gibt es Spuren? Hat jemand etwas gesehen? Wer hat sie entdeckt?«
    Alle schienen wie gelähmt. Als erwarteten sie, daß er selbst erklärte, was geschehen war. Oder daß er die Antworten auf seine Fragen selbst geben könnte. »Wir müssen anfangen«, brüllte er. »Es ist gerade erst passiert. Wir müssen ihn fassen.«
    Der kurze Moment der Lähmung war vorüber. Ein Brautpaar |395| war in Begleitung eines Fotografen erschienen. Sie waren zwischen den Sanddünen verschwunden. Ein Kind, das am Strand spielte, hatte die anderen verlassen, um zu pinkeln. Es hatte die Toten entdeckt und war schreiend zum Campingplatz hinaufgelaufen. Niemand hatte Schüsse gehört. Niemand hatte jemanden fortlaufen sehen. Mehrere Zeugen stimmten darin überein, daß nur das Brautpaar und der Fotograf dorthin gekommen waren. Hansson und Ann-Britt Höglund versuchten in aller Hast, die erregten und verworrenen Beobachtungen zu sortieren. Martinsson organisierte die Absperrungen, während Wallander zusammen mit Nyberg einen vorläufigen schnellen Durchgang machte. Alle zwei Minuten fragte er, warum noch keine Hundestreife gekommen sei. Als Edmundsson schließlich mit Kall auftauchte, hatten Hansson und Ann-Britt Höglund bereits versucht, sich von dem Chaos abzusetzen und eine erste vernünftige Beurteilung dessen vorzunehmen, was sich ereignet haben konnte.
    »Einige der Kinder sahen einen Mann, der badete«, sagte Hansson. »Er kam aus dem Wasser und setzte sich in den Sand. Dann verschwand er.«
    »Eine Frau stand an ihrem Wohnwagen und hängte Wäsche auf, als das Brautpaar ankam«, fuhr Ann-Britt fort. »Sie

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