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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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hier draußen im Wasser gebadet, während er wartete?« fragte Hansson zweifelnd.
    Wallander versuchte, den ganzen Ablauf vor sich zu sehen.
    »Er weiß, daß das Brautpaar sich an dieser Stelle fotografieren lassen will«, sagte er. »Auf der Einladungskarte steht, daß das Hochzeitsessen um fünf anfangen sollte. Das bedeutet, daß er einen Zeitpunkt hat. Hier sollen die Hochzeitsfotos gemacht werden, gegen vier. Er benutzt die Wartezeit, um ein Bad zu nehmen. Seinen Wagen hat er ein Stück von hier entfernt geparkt. An einer |398| Stelle, von der er leicht zum Wasser hinunterkommt, ohne am Campingplatz vorbeizumüssen.
    »Und die Waffe hat er mit ins Wasser genommen?«
    Hanssons Skepsis war deutlich.
    »Wir müssen uns an den Ausgangspunkt halten«, wiederholte Wallander. »Wir wissen, daß er gut informiert ist und sorgfältig plant. Er wartet draußen im Wasser auf den Fotografen und das Brautpaar. Ein Mann, der badet, hat keine Kleider an. Nasses Haar verändert das Aussehen eines Menschen. Keiner achtet auf jemanden, der badet. Alle sehen ihn und erinnern sich daran, daß er da war. Aber keiner konnte ihn wirklich beschreiben.«
    Er schaute in die Runde und fand nur Bestätigung. Keiner der Zeugen, mit denen sie gesprochen hatten, war in der Lage gewesen, das Gesicht des Mannes zu beschreiben.
    »Das Brautpaar kommt«, fuhr Wallander fort. »Zusammen mit dem Fotografen. Er steigt aus dem Wasser und setzt sich an den Strand.«
    »Er hat ein Handtuch«, sagte Ann-Britt. »Ein gestreiftes Handtuch. Mehrere erinnern sich an das Handtuch.«
    »Das ist gut«, meinte Wallander. »Alle Details haben etwas zu bedeuten. Er setzt sich auf sein Handtuch. Es ist gestreift. Und wir haben einen Zeugen, der angibt, daß er etwas tut. Was?«
    »Er gräbt im Sand«, antwortete Martinsson.
    Wallander sah jetzt, daß er recht hatte. Ein erstes vages Muster begann sich abzuzeichnen. Der Mann folgte seinen eigenen Regeln. Er variierte sie.
    »Er gräbt nicht, um etwas zu bauen«, sagte er. »Er legt ein Stück Plastikfolie frei, in die eine Waffe gewickelt ist. Die Waffe hat er vorher hier versteckt«, fuhr er fort. »Jetzt braucht er nur noch den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Wenn das Brautpaar und der Fotograf mit sich selbst beschäftigt sind. Wenn niemand in der Nähe ist. Dann steht er auf. Die Waffe hat er vermutlich in sein Handtuch gewickelt. Niemand nimmt von ihm Notiz. Er ist ein einsamer Badender, vielleicht auf dem Weg zu seiner Kleidung. Dann gibt er drei Schüsse ab. Die Opfer sind sofort tot. Er muß einen Schalldämpfer benutzt haben. Er erschießt sie und geht an den Sanddünen vorbei und verschwindet in seinem Wagen. Das |399| Ganze ist in ein, zwei Minuten vorüber. Wohin er verschwindet, wissen wir nicht.«
    Nyberg hatte sich inzwischen der Gruppe angeschlossen.
    »Wir wissen nicht mehr über diesen Mann als das, was er getan hat«, schloß Wallander. »Aber wir werden noch weitere Berührungspunkte entdecken.«
    »Ich weiß noch etwas über ihn«, sagte Nyberg. »Er priemt. Er hat dort an der Grube Kautabak ausgespuckt. Es hat den Anschein, als habe er versucht, ihn zu bedecken. Aber der Hund hat ihn ausgegraben. Wir sammeln ihn gerade ein. Im Speichel kann man vieles finden, was über einen Menschen Auskunft gibt.«
    Lisa Holgersson war auf dem Weg zu ihnen. Schräg hinter ihr ging Thurnberg. In einer blitzartigen und neiderfüllten Traumvision sah Wallander Per Åkesson vor sich, irgendwo in einem fernen Paradies sitzend, weit weg von den makabren Wahnsinnstaten eines Verrückten. Er dachte, nun sei wohl der Zeitpunkt gekommen, an dem er die Verantwortung für die Ermittlung abgeben müßte. Er war gescheitert. Auch wenn er seine Arbeit nicht vernachlässigt hatte, so war es eine Tatsache, daß er gescheitert war. Sie hatten den Täter nicht gefunden, der nicht nur ihren Kollegen getötet hatte, sondern außerdem noch drei Jugendliche in einem Naturreservat, ein einsames Mädchen, das sich in eine Grotte auf einer Schäre in Östergötland verkrochen hatte, und jetzt ein Brautpaar mit einem Fotografen.
    Er konnte nur eins tun. Lisa Holgersson bitten, die Verantwortung jemand anderem zu übertragen. Oder einsehen, daß Thurnberg jemanden von der Reichskriminalpolizei holen würde, der die Ermittlung übernahm.
    Er hatte nicht einmal die Kraft, sie darüber zu informieren, was geschehen war. Das überließ er den anderen. Statt dessen ging er zu Nyberg hinunter, der neben dem Kamerastativ stand.
    »Ein Bild

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