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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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erwiderte Wallander. »Ich bin genauso gelähmt wie du. Wir wissen auch nicht, ob der Fotograf Familie hat.«
    »Soweit ich es herausgehört habe, sind sie hier in der Nähe getraut worden?«
    »In Köpingebro. Das Hochzeitsessen soll gleich anfangen.«
    Sie sah ihn an. Er wußte, was ihr Blick bedeutete.
    »Ich schlage vor, Martinsson nimmt sich der Angehörigen des Fotografen an«, sagte er. »Mit Hilfe der Kollegen in Malmö. Wir beide müssen nach Köpingebro fahren.«
    Thurnberg sprach in sein Mobiltelefon. Wallander fragte sich, mit wem wohl. Dann sammelte er kurz seine engsten Mitarbeiter um sich. Bis er zurückkam, sollte Hansson die Verantwortung übernehmen.
    »Antwortet auf alles, wonach Thurnberg fragt«, sagte Wallander. »Aber wenn er anfängt, hier herumzukommandieren, meldet ihr euch telefonisch bei mir.«
    »Warum sollte ein Ankläger sich in die Arbeit der Polizei an einem Tatort einmischen?«
    Hanssons Frage war berechtigt. Doch Wallander hatte keine Lust, sie zu beantworten. Statt dessen nahm er Ann-Britt Höglund beiseite. »Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird«, sagte er. »Aber ich möchte, daß du dir Gedanken über die Situation machst, bis ich wiederkomme. Wie sollen wir diese Ermittlung von jetzt an weiterführen? Also abgesehen von dem, was wir routinemäßig machen. Wie hat das, was hier geschehen ist, das Bisherige verändert? Ist etwas deutlicher geworden? Gibt es jetzt eine Spur, die wichtiger ist? Oder umgekehrt?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das leisten kann«, sagte sie. »Das ist doch deine Aufgabe.«
    »Nicht meine, unsere. Ich muß die Angehörigen des Brautpaars unterrichten. Ich kann an nichts anderes denken. Deshalb mußt du für mich denken.«
    »Ich weiß immer noch nicht, ob ich das kann.«
    »Bitte versuch es.«
    |403| Er verließ sie und ging zu dem Auto, in dem Lisa Holgersson auf ihn wartete.
    Sie fuhren schweigend. Wallander betrachtete die Landschaft, die vorüberglitt. In der Ferne türmte sich eine Gewitterfront auf. Sie würde vor dem Abend Schonen erreicht haben.
    Um zehn Uhr am Abend dieses Samstags begann es zu regnen. Wallander war zu diesem Zeitpunkt wieder am Tatort. Die Begegnung mit den Angehörigen, das Gefühl, in einen Raum des Glücks einzubrechen und Tod und Verderben um sich zu verbreiten, war schlimmer gewesen, als er es je zuvor erlebt hatte. Und das, obwohl er über die Jahre hinweg gezwungen war, viele Todesbotschaften zu überbringen. Lisa Holgersson hatte sich unerwartet passiv verhalten, als habe sie nicht die Kraft, das, wozu sie in der Woche zuvor gezwungen gewesen war, noch einmal zu wiederholen. Vielleicht muß ein Polizist im Laufe seines Lebens eine gewisse Anzahl Todesbotschaften überbringen, hatte Wallander gedacht. Aber ich für meinen Teil habe jetzt meine Grenze erreicht. Noch mehr ertrage ich nicht.
    Er war sich vorgekommen, als wirke er in einem alptraumhaften Schauspiel mit. Der unwirkliche Rahmen, ein Harmonika-Trio, das Gasthaus, der mit Girlanden geschmückte Festsaal, Essensdüfte aus der Küche. Menschen, die in Gruppen herumstanden, erwartungsvoll. Und dann war das Polizeiauto auf den Hof eingebogen.
    Es war eine Erleichterung gewesen, als er endlich wieder nach Nybrostrand zurückfahren konnte. Zu diesem Zeitpunkt war Lisa Holgersson bereits nach Ystad zurückgekehrt. Wallander hatte mehrmals mit Hansson telefoniert, der ihm unter anderem mitteilen konnte, daß der Fotograf Rolf Haag unverheiratet war. Martinsson hatte ein Pflegeheim aufsuchen müssen, in dem Haags greiser Vater lebte. Die Todesbotschaft war von einer Stationsschwester überbracht worden, nachdem sie Martinsson versichert hatte, der alte Mann habe seit langem vergessen, daß er überhaupt einen Sohn hatte.
    Nyberg hatte den Regen kommen sehen. Er hatte in aller Eile eine Plastikplane über der Stelle aufgespannt, an der die Körper gefunden worden waren, und auch das kleine Stück am Strand, wo |404| der badende Mann auf seinem gestreiften Handtuch gesessen hatte, war abgedeckt worden. Vor den Absperrungen befanden sich noch immer viele Menschen, als Wallander zurückkam. Mehrere Journalisten hatten versucht, ihn zu einem Kommentar zu bewegen, doch er hatte nur den Kopf geschüttelt und war weitergehastet. Hansson hatte ihm einen Lagebericht gegeben, während Martinsson und einer der Polizisten aus Malmö eventuelle Zeugen auf dem Campingplatz vernahmen. Keiner konnte sich bisher an ein Auto erinnern, das auf dem Seitenweg geparkt hatte. Nyberg hatte

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