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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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lebhafte Augen und langes dunkelbraunes Haar. Über einer Schulter hing ein Rucksack. Wallander dachte, daß sie wahrscheinlich nichts davon wußte, daß Rolf Haag tot war. Aber Birch hatte schon angefangen zu erzählen. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Birch nahm ihr den Rucksack ab und stellte gleichzeitig Wallander vor. Sie hatte kein weiteres Gepäck.
    »Werden Sie erwartet?« fragte Birch.
    »Ich wollte den Bus nehmen.«
    »Dann fahren wir Sie. Leider müssen wir ein Gespräch mit Ihnen führen, das nicht aufgeschoben werden kann. Entweder im Polizeipräsidium oder im Fotoatelier.«
    »Ist das wirklich wahr?« fragte sie. »Daß Rolf tot ist?«
    »Es ist wahr, und es tut mir leid«, antwortete Birch. »Wie lange haben Sie als seine Assistentin gearbeitet?«
    »Nicht besonders lange. Seit April.«
    Dann ist die Trauer vielleicht nicht so groß, dachte Wallander. Falls sie kein Verhältnis mit ihm hatte.
    Sie sagte, sie ziehe es vor, ins Fotoatelier zu fahren.
    »Sie fährt besser mit dir«, sagte Wallander. »Ich muß ein paar Telefonate führen.«
    »Das ist aber nicht gerade ratsam, wenn man fährt«, erwiderte Birch.
    Wallander hatte mit Nyberg telefonieren wollen. Doch als er auf die Hauptstraße in Richtung Malmö eingebogen war, entschloß er sich zu warten. Im Augenblick war das, was Maria Hjortberg zu sagen hatte, wichtiger.
     
    Zwei Stunden später wußte Wallander, daß Maria Hjortberg ihnen nicht hatte weiterhelfen können. Sie hatten im Fotoatelier gesessen, zwischen Papierwänden und Scheinwerferstativen. Sie |450| hatte überhaupt nichts davon gewußt, daß Rolf Haag einen Fototermin in Nybrostrand hatte. Er hatte nur erzählt, daß er am Samstag auf einer Hochzeit wäre. Doch sie hatte es so verstanden, daß er als Gast eingeladen war. Sie selbst war am Freitagnachmittag nach Hudiksvall geflogen. Am Montag wollten sie Aufnahmen in einer neueröffneten Bankfiliale in Trelleborg vorbereiten. Die Namen Malin Skander und Torbjörn Werner hatte sie noch nie gehört. Sie gingen gemeinsam den Terminkalender durch, in den die verschiedenen Aufträge eingetragen wurden. Für Samstag, den 17.   August, gab es keine Eintragung. Die Seite war leer. Als sich Birch am Abend zuvor mit Hilfe der Schlüssel, die sie in Haags Hosentasche gefunden hatten, Zugang zum Atelier verschafft hatte, war er die Korrespondenz durchgegangen. Jetzt zeigte er ihr und Wallander den Brief, den er gefunden hatte. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen.
    »Die Briefe hat er alle geöffnet«, sagte sie. »Ich habe beim Fotografieren und dann beim Entwickeln und bei den Abzügen geholfen. Sonst nichts.«
    »Gibt es noch jemanden, der diesen Brief gesehen haben kann?« fragte Wallander. »Wer außer Ihnen hatte noch Zugang zum Atelier? Gibt es eine Putzfrau? Einen Hausmeister?«
    »Wir putzen selbst. Und unsere Kunden, die wir fotografierten, kamen nie ins Büro.«
    »Es waren also nur Rolf Haag und Sie?«
    »Auch ich kaum. Hier drinnen hatte ich nichts zu tun.«
    »Ist hier kürzlich eingebrochen worden?«
    »Nein.«
    »Ich habe die Plastiksäcke mit Altpapier durchsucht«, sagte Birch. »Aber den Umschlag zu diesem Brief habe ich nicht gefunden.«
    »Die Mülleimer werden montags geleert. Rolf hat sehr darauf geachtet, daß es hier immer sauber war.«
    Wallander blickte Birch an. Es gab keinen Grund, ihre Antworten in Zweifel zu ziehen. Sie sahen beide ein, daß sie nicht weiterkamen.
    »Hatte Rolf Haag irgendwelche Feinde?« fragte er.
    »Warum sollte er?«
    |451| »Er wirkte nicht unruhig in der letzten Zeit? Es ist Ihnen nichts Besonderes an ihm aufgefallen?«
    »Er war wie immer.«
    »Wie war Ihr Verhältnis?«
    Sie verstand die Frage, schien aber keinen Anstoß daran zu nehmen.
    »Nichts Persönliches«, antwortete sie. »Wir haben gut zusammengearbeitet. Ich habe viel gelernt. Ich hoffe, selbst Fotografin zu werden.«
    »Wer stand Rolf Haag am nächsten? Hatte er eine Freundin?«
    »Er war ein Einzelgänger. Über sein Privatleben weiß ich praktisch nichts. Er hat selbst nie davon geredet. Ich weiß nicht, ob er eine Freundin hatte.«
    »Wir werden uns seine Wohnung ansehen«, sagte Birch. »Ich glaube, hier kommen wir nicht mehr viel weiter.«
    »Was soll ich denn nun machen?« fragte sie. »Jetzt, wo er tot ist.«
    Weder Wallander noch Birch konnten ihr darauf eine Antwort geben. Birch versprach, sie nach Hause zu fahren. Wallander fuhr nach Ystad zurück. Sie verabschiedeten sich auf der Straße vor dem Atelier.
    »Ich kann

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