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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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einzigen Schlag würden sie dann den Täter identifiziert haben.
    Albinsson kehrte mit der Broschüre zurück. Wallander suchte fluchend nach seiner Brille.
    »Vielleicht können Sie meine nehmen«, schlug Albinsson vor. »Welche Stärke brauchen Sie denn?«
    »Ich weiß es nicht genau. Vielleicht 10,5.«
    Albinsson betrachtete ihn fragend. »Das würde heißen, daß Sie blind sind«, sagte er. »Ich nehme an, Sie meinen 1,5.   Ich habe 2,0.   Damit sollte es gehen.«
    Wallander setzte die Brille auf. Es half. Die Farbbroschüre war aufwendig gestaltet, und er fragte sich, ob das auch dazu beitrüge, daß das Porto ständig erhöht wurde. Aber er dachte auch an das, was Westin ihm erzählt hatte, als er ihn nach Bärnsö hinausgefahren hatte. Daß die elektronische Post innerhalb nur weniger Jahre fast die Hälfte dessen übernehmen würde, was heute noch als gewöhnliche Briefsendung befördert wurde. Was sollte die Post da machen? Westin hatte keine Antwort gehabt. Wallander hatte auch keine, aber er fragte sich, ob die Broschüre einem anderen Verwendungszweck diente als dem, daß er gerade im Augenblick großen Nutzen davon hatte.
    Es war eine Faltbroschüre mit Bildern der acht Briefträger. Vier Männer und vier Frauen. Wallander studierte die Gesichter der Männer. Keiner von ihnen hatte die geringste Ähnlichkeit mit Louise. Einen Augenblick zögerte er angesichts eines Mannes, der Lars-Göran Berg hieß. Dann sah er ein, daß auch das unmöglich war. Danach betrachtete er die Gesichter der Frauen. Eine von ihnen kannte er. Sie hatte all die Jahre hindurch seinem Vater in Löderup die Post gebracht.
    »Kann ich die Broschüre behalten?« fragte er.
    »Sie können noch mehr haben, wenn Sie wollen.«
    »Nein, danke. Diese reicht vollkommen.«
    »Sind Ihre Fragen jetzt beantwortet?«
    |472| »Nicht alle. Ich habe noch ein paar. Die Briefe werden also hier sortiert. Tun das die Briefträger selbst?«
    »Ja.«
    »Sie haben keine weiteren Angestellten?«
    »Außer mir ist hier noch ein Mann beschäftigt. Sune Boman. Er ist gerade hier. Wollen Sie ihn sprechen? Soll ich ihn holen?«
    Wallander fragte sich flüchtig, was passieren würde, wenn sich zeigte, daß es der Mann war, den er am Abend zuvor als Frau verkleidet gesehen hatte.
    »Vielleicht können wir hingehen und ihn begrüßen.«
    Sie gingen hinaus in die Sortierhalle. Ein Mann stand über einen Postsack gebeugt, den er gerade zugeknotet hatte. Schon aus der Entfernung sah Wallander, daß er es nicht sein konnte. Sune Boman wog bestimmt über hundert Kilo. Er war außerdem fast zwei Meter groß. Wallander grüßte. Boman starrte ihn an.
    »Warum habt ihr diesen Verrückten noch nicht geschnappt?«
    »Wir sind dabei«, erwiderte Wallander.
    »Der müßte schon längst hinter Gittern sitzen.«
    »Leider geht nicht immer alles so, wie man es gern möchte.«
    Wallander und Albinsson kehrten in das Büro zurück.
    »Er ist manchmal ein bißchen schwer genießbar«, entschuldigte sich Albinsson.
    »Wer ist das nicht?« antwortete Wallander. »Außerdem hat er ja recht. Wir wünschen wohl alle, daß dieser Täter schon gefaßt wäre.«
    Wallander setzte sich und überlegte, ob er noch Fragen hatte. Die Lösung lag nicht hier im Postterminal.
    Er reichte Albinsson die Brille zurück.
    »Ich denke, das war alles. Soweit Sie nicht noch andere Leute haben, die hier arbeiten. Ich will dann nicht weiter stören.«
    »Wir haben natürlich noch die Fahrer«, sagte Albinsson. »Aber die machen sozusagen das Grobe. Postsäcke und Briefkästen. Sie haben nichts mit dem Sortieren und dem Austragen der Post zu tun.«
    »Sie haben nicht eventuell noch eine Broschüre über die?«
    »Leider nicht.«
    Wallander stand auf. Er hatte keine weiteren Fragen.
    |473| »Was versuchen Sie eigentlich herauszufinden?« fragte Albinsson.
    »Wie ich schon gesagt habe. Es handelt sich um eine reine Routinemaßnahme.«
    Albinsson schüttelte den Kopf. »Das können Sie vielleicht einem anderen weismachen. Aber mir nicht. Warum sollte der leitende Kriminalbeamte am Ort herumfahren und Routinefragen stellen? Während Sie an der Aufklärung des Mordes an einem Ihrer Kollegen arbeiten? Und an diesen Jugendlichen. Und einem Brautpaar. Sie sind hier, weil es irgendwie mit diesen Morden zusammenhängt.«
    »Das ändert nichts an der Tatsache«, sagte Wallander, »daß dies eine routinemäßige Erfassung ist.«
    »Ich glaube Ihnen nicht«, erwiderte Albinsson. »Ich glaube, Sie suchen etwas ganz

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