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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sich weniger einsam vor.
     
    Als Wallander auf die Straße hinaustrat, blieb er zunächst unentschlossen stehen. Er sollte nach Hause gehen, duschen, eine halbe Stunde schlafen. Doch seine Unruhe trieb ihn weiter. Ein Streifenwagen fuhr ihn zum Präsidium. Ihm war übel, und er dachte, daß er etwas essen sollte. Aber er trank nur Kaffee und nahm seine Tabletten gegen Bluthochdruck und den hohen Blutzucker. Dann setzte er sich an den Schreibtisch und begann, das Ermittlungsmaterial durchzusehen. Noch einmal sah er sich selbst in Svedbergs Flur, Martinsson direkt hinter sich. Åke Larstam war dagewesen und hatte Svedberg erschossen. Wie ihr Verhältnis ausgesehen hatte, konnte Wallander noch immer nicht entscheiden. Aber auf dem Foto, das Svedberg versteckt hatte, war Larstam als Frau verkleidet. Auf einmal war Wallander vollkommen klar, warum die Wohnung ausgesehen hatte, als sei gerade eingebrochen worden. Larstam schien manische Angst davor zu haben, irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Nach dem Mord an Svedberg hatte er die Wohnung nach dem Foto durchsucht.
    Wallander blätterte weiter in den Ermittlungsunterlagen. Konnte das, was er über das Geschehen im Naturreservat wußte, ihm etwas über den jetzigen Aufenthaltsort von Larstam erzählen? Er suchte und kombinierte, fand aber keine Lösung. Auch die Ereignisse in Nybrostrand ergaben keinen Hinweis. Alle zwei Minuten blickte er auf die Uhr. Wer war die neunte Person? Er fand keine Antwort.
     
    |527| Um acht Uhr versammelten sie sich zur Besprechung. Als Wallander die erschöpften und besorgten Gesichter um sich her sah, überfiel ihn von neuem das Gefühl, gescheitert zu sein. Er hatte sie vielleicht nicht in die Irre geführt. Aber in die richtige Richtung auch nicht. Auf jeden Fall nicht bis ans Ziel.
    Wallander hatte einen einzigen klaren Gedanken im Kopf.
    Von jetzt an würden sie zusammensitzen und zusammenarbeiten. Sie würden das Hauptquartier nur im äußersten Notfall verlassen. Die Suche mußte in dem Ermittlungsmaterial erfolgen, das ihnen zur Verfügung stand, in ihren eigenen Köpfen. Nicht auf den Straßen. Erst wenn sie eine plausible Theorie hatten, wo Larstam sich aufhalten konnte oder wer sein nächstes Opfer sein sollte, konnten sie ihre Streifen wieder losschicken. Wallander bat sie, ihre Ermittlungsmappen zu holen und ins Sitzungszimmer mitzubringen.
    »Von jetzt an bleiben wir hier versammelt«, sagte er. »Von diesem Raum geht die Fahndung aus. Und von nirgendwo sonst.«
    Sie verschwanden in verschiedene Richtungen, um zu holen, was sie brauchten. Nur Martinsson blieb zurück.
    »Hast du überhaupt ein Auge zugetan?« fragte er.
    Wallander schüttelte den Kopf.
    »Das mußt du aber«, entgegnete Martinsson entschieden. »Wir schaffen es nicht, wenn du zusammenklappst.«
    »Ein bißchen halte ich noch durch.«
    »Du bist schon längst über die Grenze. Ich habe eine Stunde schlafen können. Das hat geholfen.«
    »Ich mache einen Spaziergang«, sagte Wallander. »Ich gehe nach Hause und wechsle das Hemd. Aber nicht gleich.«
    Martinsson wollte etwas sagen. Aber Wallander hob die Hand. Er wollte nichts mehr hören und setzte sich an sein Tischende. Er fragte sich, ob er wohl die Kraft hätte, sich wieder vom Stuhl zu erheben. Als alle da waren, wurde die Tür geschlossen. Thurnberg hatte seinen Schlips gelockert. Auch er begann müde auszusehen. Lisa Holgersson teilte mit, sie befinde sich in ihrem Zimmer und fertige Journalisten ab.
    Alle schauten Wallander an.
    »Wir müssen versuchen zu denken, wie
er
denkt«, begann er. |528| »Einige von uns müssen anfangen, seine Vergangenheit zu durchforsten. Stimmt es, was in seiner Personalakte steht, daß er keine Angehörigen hat, oder leben seine Eltern noch? Hat er Geschwister? Erinnert sich jemand von der Technischen Hochschule an ihn? Sein früherer Arbeitsplatz? Wo ist er zum Briefträger umgeschult worden? Unser großes Problem ist, daß wir hier mit dem entsetzlichen Gefühl sitzen, keine Zeit zu haben. Wir müssen davon ausgehen, daß der Zettel, der in der Küchenschublade lag, eine exakt formulierte Botschaft darstellt. Für uns oder für ihn selbst. Die Frage ist also, womit in seiner Vergangenheit fangen wir an?«
    »Natürlich kontrollieren wir, ob seine Eltern noch leben«, sagte Ann-Britt Höglund. »Laß uns hoffen, daß er noch eine Mutter hat, die klar im Kopf ist. Eine Mutter kennt ihre Kinder. Das wissen wir.«
    »Das ist eine Arbeit für dich«, sagte Wallander.
    »Einen

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