Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
beschreiben würde, wenn die Polizei plötzlich begänne, Fragen zu stellen?
    Er setzte sich wieder an den Tisch und zog den Karton mit den Broten an sich. Jetzt war er leer. Thurnberg sprach am Telefon. Wallander hörte, daß es um eine Sitzung ging, die abgesagt werden sollte. Martinsson kam zurück und holte eine Mappe. Thurnberg beendete sein Telefongespräch. Gleichzeitig betrat Kjell Albinsson den Raum. Thurnberg nahm ihn mit in eine Ecke und begann, leise mit ihm zu sprechen.
    Plötzlich erklangen Rufe im Flur. Wallander sprang vom Stuhl auf. Ein Polizist erschien in der Tür.
    »Schußwechsel!« schrie er. »Unten am Torg.«
    Wallander wußte sofort, was passiert war. »Svedbergs Wohnung«, rief er. »Ist jemand verletzt?«
    »Ich weiß nicht. Aber es ist geschossen worden.«
    Binnen weniger als einer Minute waren vier Wagen mit heulenden Sirenen unterwegs. Wallander saß mit seiner Pistole in der Hand. Er drückte sie so fest, daß es weh tat. Larstam war also da, dachte er. Was war mit Hansson? Und dem Kollegen aus Malmö? Er fürchtete das Schlimmste. Aber der Gedanke war unerträglich. Es durfte ganz einfach nichts passiert sein.
    Er war schon aus dem Wagen, bevor dieser in der Lilla Norregata angehalten hatte. Eine Menschenansammlung hatte sich vor der Haustür gebildet. Wallander stürzte direkt auf die Tür zu. Jemand behauptete später, er hätte gebrüllt wie ein Soldat bei einem Sturmangriff.
    Dann entdeckte er Hansson und den Kollegen aus Malmö. Sie waren unverletzt.
    »Was ist passiert?« rief Wallander.
    Hansson war sehr bleich. Er zitterte. Der Kollege aus Malmö saß auf dem Bürgersteig.
    »Er war da«, sagte Hansson. »Ich hatte gerade aufgeschlossen. |534| Wir standen im Flur. Da tauchte er auf. Es war reines Glück, daß wir nicht getroffen wurden. Dann war er weg. Und wir sind gelaufen. Es war reines Glück. Nichts anderes.«
    Wallander sagte nichts. Aber er wußte genau, daß das nicht stimmte. Larstam war ein treffsicherer Schütze. Er hätte Hansson und den Kollegen in die Stirn geschossen, wenn er gewollt hätte. Aber er hatte nicht gewollt. An diesem Tag sollte jemand anders geopfert werden.
    Nicht Glück hatte Hansson gerettet. Er war nur nicht die neunte Person gewesen.
    Wallander war davon überzeugt, daß Larstam die Wohnung bereits über die Hintertreppe verlassen hatte. Er hielt sich immer seine Notausgänge offen. Dennoch gingen sie erst hinauf, als kugelsichere Westen eingetroffen waren und die Straße abgesperrt war.
    Die Wohnung war leer. Die Hintertür stand einen Spalt offen. Larstam hat einen Gruß hinterlassen, dachte Wallander.
    Die zweite Tür, die einen Spalt weit offen war. Er zeigt uns, wie er entkommt.
    Martinsson kam aus Svedbergs Schlafzimmer. »Er hat da drinnen auf dem Bett gelegen. Jetzt wissen wir auf jeden Fall, wie er denkt. Er findet seine Verstecke in verlassenen Nestern.«
    »Wir wissen, wie er gedacht hat«, sagte Wallander. »Wir können aber sicher sein, daß er nicht dasselbe noch einmal tut.«
    »Geh noch einen Schritt weiter«, sagte Martinsson. »Wir fragen uns, wie er denkt. Aber er tut wahrscheinlich das gleiche. Wie denken wir? Vielleicht sollten wir eine Wache hier zurücklassen. Vielleicht kommt er genau deswegen hierher zurück, weil wir davon überzeugt sind, daß er es nicht tut.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er Gedanken lesen kann«, entgegnete Wallander.
    »Vielleicht doch«, sagte Martinsson. »Mir kommt es so vor, als sei er zur gleichen Zeit einen Schritt vor uns und einen Schritt hinter uns.«
    Wallander erwiderte nichts. Auch er begann, sich das zu fragen.
    Es war halb elf geworden. Wallander verließ Svedbergs Wohnung als letzter. Er hatte dabei das Gefühl, wieder an den Anfang |535| zurückgeworfen worden zu sein. Zum wievielten Mal, wußte er nicht.
    Nur einer einzigen Sache meinte er sicher zu sein. Larstam hatte seine neunte Person noch nicht getötet.
    Warum wartet er? dachte Wallander. Weil er muß? Weil das ausersehene Opfer noch nicht zugänglich ist? Oder gibt es eine andere Erklärung?

|536| 34
    Hinterher hatte er es vage bereut.
    Vielleicht hätte er trotz allem auf die Köpfe der beiden Männer zielen sollen? Die ihn geweckt hatten und in seine Träume eingedrungen waren, als sie die Tür öffneten und in den Flur traten.
    Daß es Polizisten sein mußten, war ihm sofort klar gewesen. Wer hätte sonst einen Grund gehabt, die Wohnung zu betreten, die noch immer Karl Evert gehörte, obwohl er jetzt tot und

Weitere Kostenlose Bücher