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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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klingelte das Telefon. Ein Mann stellte sich als Hans Persson vor. Wallander erklärte sein Anliegen. Ohne zu erwähnen, wessen Larstam verdächtigt wurde.
    »Unseren Informationen zufolge hörte er 1985 bei Ihnen auf«, sagte Wallander.
    »Das stimmt. Ich glaube, er haute im November ab.«
    »Haute ab? Das klingt ziemlich dramatisch.«
    »Das war es auch.«
    Wallander drückte den Hörer fester ans Ohr.
    »Inwiefern?«
    »Er wurde gefeuert. Er ist tatsächlich der einzige Ingenieur, den |531| ich je entlassen habe. Ich sollte vielleicht dazusagen, daß ich der Firmengründer bin.«
    »Wer ist denn Strand?«
    »Ich fand, Strand hörte sich besser an als Perssons Beratendes Ingenieurbüro. Es hat nie einen Strand in der Firma gegeben.«
    »Sie haben Åke Larstam also entlassen. Und warum?«
    »Das ist eigentlich nur sehr schwer zu beantworten. Der wichtigste Grund war aber, daß er nicht in unser Team paßte.«
    »Warum nicht?«
    »Also, was ich jetzt sage, klingt vielleicht ein bißchen sonderbar.«
    »Ich bin Polizeibeamter. Ich bin einiges gewohnt.«
    »Er war zu unselbständig. Er war immer einverstanden. Obwohl wir merkten, daß er anderer Ansicht war. Man kann nicht mit einem Menschen diskutieren, der immer nur daran denkt, es anderen recht zu machen. Das bringt die Diskussion ja nicht weiter.«
    »Und so einer war er?«
    »Ja. Es ging ganz einfach nicht mehr. Er hat nie eine eigene Idee vorgebracht. Aus Angst, jemand könnte anderer Ansicht sein.«
    »Und wie war seine technische Qualifikation?«
    »Ausgezeichnet. Das stand außer Frage.«
    »Wie reagierte er, als Sie ihm gekündigt haben?«
    »Er reagierte gar nicht. Nicht soweit ich sehen konnte. Ich hatte gedacht, daß er noch ein halbes Jahr bei uns bleiben könnte. Aber er verschwand sofort. Er verließ mein Büro, holte seine Jacke und war fort. Er hat nicht einmal die Abfindung kassiert, auf die er Anspruch hatte. Er verschwand einfach.«
    »Hatten Sie danach noch Kontakt zu ihm?«
    »Wir haben es versucht. Aber er war verschwunden.«
    »Wissen Sie, daß er Briefträger geworden ist?«
    »Es gab gewisse Kontakte zwischen dem Arbeitsamt und uns. Deshalb habe ich davon gehört.«
    »Wissen Sie, ob er in der Zeit bei Ihnen einen engen Freund hatte?«
    »Über sein Privatleben wußten wir nichts. Daß er hier im Büro keine Freunde hatte, können Sie sich nach dem, was ich gesagt habe, |532| wohl denken. Es kam dann und wann vor, daß er auf die Wohnung oder das Haus eines Kollegen aufpaßte, der verreist war. Aber sonst hielt er sich völlig zurück.«
    »Wissen Sie, ob er Geschwister hatte? Oder Eltern, die noch lebten?«
    »Nein. Sein Leben außerhalb unseres Büros lag für uns völlig im Dunkeln. Und in einem kleinen Unternehmen wie unserem verursachte das Probleme.«
    »Ich verstehe. Ich danke Ihnen auf jeden Fall für die Hilfe.«
    »Sie können sich sicher denken, daß ich neugierig bin. Was ist denn passiert?«
    »Das werden Sie zu gegebener Zeit verstehen. Aber im Augenblick kann ich darüber nichts sagen.«
    Wallander legte den Hörer mit einem Knall auf. Ein Gedanke begann Gestalt anzunehmen. Etwas, was Persson gesagt hatte. Daß Larstam auf die Wohnungen anderer aufpaßte. Er hatte seine Zweifel. Aber es konnte sich auf jeden Fall lohnen, die Sache zu untersuchen.
    »Was ist eigentlich mit Svedbergs Wohnung?« fragte er.
    »Ylva Brink hat nach der Beerdigung zu mir gesagt, sie habe noch nicht damit angefangen, sie auszuräumen.«
    Wallander dachte an die Schlüssel, die er noch immer in einer seiner Schreibtischschubladen aufbewahrte.
    »Hansson«, sagte er. »Nimm dir jemanden mit, und fahr mal zu Svedbergs Wohnung. Sieh mal nach, ob du das Gefühl hast, jemand könnte dagewesen sein.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein. Die Schlüssel liegen in meiner obersten Schreibtischschublade.«
    Hansson verschwand zusammen mit einem der Polizisten aus Malmö. Es war drei Minuten vor neun. Ann-Britt Höglund suchte nach Larstams Eltern. Martinsson war verschwunden, um weitere Recherchen in den Registern vorzunehmen. Wallander ging auf die Toilette. Er vermied es, in den Spiegel zu schauen. Dann kehrte er ins Sitzungszimmer zurück. Jemand reichte ihm einen Karton mit belegten Broten. Er schüttelte den Kopf. Ann-Britt Höglund kam zurück.
    |533| »Larstams Eltern sind beide tot.«
    »Hatte er Geschwister?«
    »Zwei ältere Schwestern.«
    »Die brauchen wir.«
    Sie verschwand wieder. Wallander dachte an seine eigene Schwester Kristina. Wie sie ihn wohl

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