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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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erstarrten Schlußbilds eines Dramas, das sich hier abgespielt hatte. Fragen schwirrten durch seinen Kopf. Jemand mußte den Schuß gehört haben. Oder die Schüsse. Alles deutete auf einen Einbruch hin. Aber wann war das gewesen? Was war eigentlich geschehen?
    Martinsson tauchte in der gegenüberliegenden Tür auf. »Sie sind unterwegs.«
    Wallander ging langsam den Weg zurück, den er gekommen war. Als er die Küche erreichte, hörte er einen Schäferhund bellen und danach Martinssons erregte Stimme. Er eilte in den Flur. Im Treppenhaus sah er eine Hundestreife und dahinter einige Menschen in Morgenmänteln. Der Polizist mit dem Hund hieß Edmundsson und war erst kürzlich nach Ystad gekommen.
    »Wir sind alarmiert worden«, sagte er unsicher, als er Wallander erblickte. »Wegen eines Einbruchs. In einer Wohnung von jemand, der Svedberg heißt.«
    Wallander begriff, daß Edmundsson nicht klar war, um welchen Svedberg es sich handelte.
    |67| »Das ist in Ordnung«, sagte er. »Es ist ein Unglück geschehen. Hier wohnt Kriminalinspektor Svedberg.«
    Edmundsson wurde blaß. »Das war mir nicht klar.«
    »Wie sollte es auch? Aber du kannst wieder gehen. Die volle Besetzung ist schon auf dem Weg.«
    Edmundsson sah ihn fragend an. »Was ist denn passiert?«
    »Svedberg ist tot«, antwortete Wallander. »Das ist alles, was wir im Moment wissen.«
    Er bereute schon, überhaupt etwas gesagt zu haben. Die Nachbarn auf der Treppe hörten zu. Einer von ihnen konnte auf die Idee kommen, die Zeitungen anzurufen. Und Wallander wünschte nichts weniger, als daß Journalisten die Treppe heraufstürmten.
    Ein Polizist, der unter unklaren Umständen starb, war immer eine Nachricht, die sich gut verkaufte.
    Edmundsson verschwand mit seinem Hund nach unten. Wallander dachte verschwommen, daß er nicht wußte, wie der Hund hieß.
    »Kannst du dich um die Nachbarn kümmern?« bat er Martinsson. »Zumindest muß jemand die Schüsse gehört haben. Vielleicht können wir schon einen Tatzeitpunkt bestimmen.«
    »War es mehr als ein Schuß?«
    »Möglicherweise. Irgend jemand muß etwas gehört haben.«
    Wallander sah, daß die Tür gegenüber von Svedbergs Wohnung offenstand.
    »Frag, ob du ihre Wohnung benutzen kannst. Hier möchte ich nach Möglichkeit niemanden sehen. Und im Treppenhaus wird es zu unruhig.«
    Martinsson nickte. Seine Augen waren gerötet, und er zitterte.
    »Was zum Teufel ist passiert?« fragte er.
    Wallander schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Das sieht nach Einbruch aus. Alles herausgerissen und verstreut.«
    Im Parterre schlug die Tür. Schritte näherten sich. Martinsson forderte die verschlafenen und beunruhigten Menschen auf, in die gegenüberliegende Wohnung zu gehen.
    Lisa Holgersson hastete die Treppe herauf.
    |68| »Ich möchte dich gern vorbereiten«, sagte Wallander. »Auf das, was dich erwartet.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Svedberg ist in den Kopf geschossen worden. Mit einer Schrotflinte. Aus großer Nähe.«
    Er sah, wie sie versuchte, sich zusammenzunehmen. Er folgte ihr in den Flur und zeigte zum Wohnzimmer.
    Sie ging zur Türöffnung und wandte sich abrupt ab. Wankte, als werde sie ohnmächtig. Wallander ergriff ihren Arm und führte sie in die Küche. Sie sank auf einen blau gestrichenen Küchenstuhl. Dann sah sie Wallander mit aufgerissenen Augen an. »Wer hat das getan?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er nahm ein Glas vom Abwaschgestell und reichte ihr Wasser.
    »Svedberg ist gestern nicht gekommen«, erklärte er. »Ohne Bescheid zu sagen.«
    »Das ist ungewöhnlich«, sagte Lisa Holgersson.
    »Sehr ungewöhnlich. Heute nacht wurde ich wach und hatte das Gefühl, irgend etwas stimmt nicht. Ich fuhr hierher.«
    »Es muß also nicht gestern abend passiert sein?«
    »Nein. Martinsson versucht herauszufinden, ob einer der Nachbarn etwas gehört hat. Das müßten sie eigentlich. Der Knall eines Schrotgewehrs ist kaum zu überhören. Aber ansonsten ist die Ermittlung des Zeitpunkts eine Frage für die Gerichtsmediziner in Lund.«
    In Wallanders Kopf hallte das Echo seines sachlichen Kommentars. Er merkte, daß ihm schlecht wurde.
    »Ich weiß, daß er nicht verheiratet war«, sagte Lisa Holgersson. »Aber hatte er andere Angehörige?«
    Wallander überlegte. Er wußte, daß Svedbergs Mutter vor einigen Jahren gestorben war. Von einem Vater hatte er nie etwas gehört. Die einzige Verwandte, von der Wallander mit Sicherheit wußte, hatte er vor etwa einem Jahr bei einer Mordermittlung

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