Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
wäre. Sie gingen hin. Die Tür war geschlossen. Martinsson klopfte vorsichtig. Niemand antwortete.
    Sie öffneten die Tür.
    Wallander lag auf dem Boden und schlief. Unter dem Kopf hatte er ein Telefonbuch und seine Jacke.
    Er schlief tief und fest und schnarchte.
    Ann-Britt Höglund und Martinsson sahen sich an.
    Dann zogen sie die Tür wieder zu und ließen ihn schlafen.

|585| Epilog
    |587| Am Freitag, dem 25.   Oktober, fiel Dauerregen über Ystad.
    Böiger Wind kam aus Südosten. Als Wallander kurz nach acht Uhr aus der Haustür in der Mariagata trat, betrug die Temperatur 7   Grad. Obwohl er sich vorgenommen hatte, möglichst oft zu Fuß zum Präsidium zu gehen, stieg er an diesem Morgen in den Wagen. Er war jetzt seit zwei Wochen krankgeschrieben. Sie hatten inzwischen den Blutzucker gesenkt, aber Wallanders Blutdruck war noch immer viel zu hoch. Auch nach einer Viertelstunde der Ruhe lagen die Werte noch bei 160 zu 120.   Wallander sollte der Arbeit mindestens eine weitere Woche fernbleiben. Aber er war darauf gefaßt, daß es auch länger dauern konnte.
    Als er jetzt zum Präsidium hinauffuhr, hatte er auch nicht im Sinn, zu arbeiten. Vielmehr lag eine wichtige Verabredung vor ihm. Ein Treffen, das in den chaotischen Tagen im August vereinbart worden war, als sie noch nicht wußten, wer der brutale Täter war und ob er wieder zuschlagen würde.
    Wallander erinnerte sich genau an den Augenblick. Martinsson hatte in seinem Zimmer gesessen. Er hatte von seinem elfjährigen Jungen erzählt, der davon sprach, Polizist werden zu wollen. Martinsson hatte darüber geklagt, daß er nicht wußte, was er ihm raten sollte. Daraufhin hatte Wallander versprochen, mit dem Jungen zu reden. Wenn alles vorbei war. Dieses Versprechen wollte er jetzt einlösen. Er hatte damals auch noch etwas anderes versprochen. Der Junge, David, sollte seine Uniformmütze anprobieren dürfen. Am Abend zuvor hatte Wallander sie nach mühsamem Suchen in einer Tüte in der hintersten Ecke seines Kleiderschranks gefunden. Zu Svedbergs Beerdigung hatte er sie nicht gefunden.
    Jetzt hatte er sie aufgesetzt und anschließend im Badezimmerspiegel sein Gesicht betrachtet. Es kam ihm vor, als betrachte er |588| eine entlegene und fast vergessene Fotografie seiner selbst. Viele Erinnerungen waren zum Leben erweckt worden.
    Wallander parkte den Wagen und hastete durch den Wind dem Eingang zu. Ebba war erkältet. Sie gab ihm durch Winken zu verstehen, daß er sich fernhalten solle, während sie sich die Nase putzte. Wallander dachte, daß sie in einem Jahr vielleicht nicht mehr im Präsidium wäre. Ihre Pensionierung stand bevor. Auf die sie sich einerseits freute, die sie aber auch fürchtete.
    David wollte um Viertel vor neun kommen. Die Wartezeit nutzte Wallander, um seinen Schreibtisch aufzuräumen. In ein paar Stunden würde er verreisen. Er hatte noch immer Zweifel, ob der Entschluß, zu verreisen, richtig war. Aber er freute sich darauf, in seinem Wagen zu sitzen, Opernmusik zu hören und durch die herbstliche Landschaft zu fahren.
    David war pünktlich. Ebba hatte ihn zu Wallanders Zimmer begleitet.
    »Du hast Besuch«, sagte sie und lächelte.
    »Wichtigen Besuch«, erwiderte Wallander.
    Der Junge glich seinem Vater. Er hatte etwas Zurückhaltendes an sich, wie es häufig auch bei Martinsson spürbar war.
    Wallander hatte die Uniformmütze auf den Tisch gelegt.
    »Womit fangen wir an?« fragte er. »Mit der Mütze oder mit deinen Fragen?«
    »Den Fragen.«
    David zog ein Blatt Papier aus der Tasche. Er hatte sich vorbereitet.
    »Warum bist du Polizist geworden?« fragte er.
    Die einfache Frage überrumpelte Wallander. Er mußte nachdenken. Er hatte sich vorgenommen, die Begegnung mit David ernst zu nehmen. Wenn er schon Rede und Antwort stehen wollte, dann sollten seine Antworten auch ehrlich und durchdacht sein.
    »Ich wollte wohl Polizist werden, weil ich glaubte, ich würde ein guter Polizist werden.«
    »Sind denn nicht alle Polizisten gut?«
    Die Anschlußfrage hatte der Junge nicht von seinem Papier abgelesen.
    |589| »Die meisten. Aber nicht alle. Alle Lehrer sind doch auch nicht gut.«
    »Was haben deine Eltern gesagt, als du ihnen erklärt hast, du wolltest Polizist werden?«
    »Meine Mutter hat nichts gesagt. Sie starb, bevor ich mich entschieden hatte.«
    »Und was hat dein Vater gesagt?«
    »Er war dagegen. Er war so heftig dagegen, daß wir beinah aufgehört hätten, miteinander zu sprechen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß es noch

Weitere Kostenlose Bücher