Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
sich nicht richtig erinnern zu können. Aber in seinem Inneren war ein Vakuum, in das er selbst nie ganz einzudringen vermochte. Auch die Beziehung zwischen Svedberg und Larstam blieb Wallander ein Rätsel.
    »Was passierte an jenem Morgen?« fragte er.
    »An welchem Morgen?«
    »Als Sie in Svedbergs Wohnung gingen und ihn erschossen. Mit der Waffe, die Sie in Ludvika gestohlen hatten, als Sie bei Ihrer Schwester in Fredriksberg zu Besuch waren?«
    »Ich war gezwungen, ihn zu erschießen.«
    »Warum?«
    »Er klagte mich an. Er behauptete, ich hätte etwas mit den verschwundenen Jugendlichen zu tun.«
    »Sie waren nicht verschwunden. Sie waren tot. Wie war er darauf gekommen, daß Sie es gewesen sein könnten?«
    »Ich hatte davon gesprochen.«
    »Haben Sie ihm erzählt, was Sie getan hatten?«
    »Nein. Aber ich hatte ihm von meinen Träumen erzählt.«
    »Von was für Träumen?«
    »Den Menschen das Lachen auszutreiben.«
    »Warum sollten Menschen nicht lachen dürfen?«
    »Früher oder später verkehrt das Glück sich in sein Gegenteil. Das wollte ich ihnen ersparen. Davon träumte ich, und das hatte ich ihm erzählt.«
    »Daß Sie manchmal daran dachten, Menschen, die fröhlich waren, zu töten?«
    »Ja.«
    »Er begann also, Sie zu verdächtigen?«
    »Ich merkte es erst ein paar Tage vorher.«
    »Wovor?«
    »Bevor ich ihn erschoß.«
    »Und was passierte da?«
    »Er fing an, Fragen zu stellen. Es war wie ein Verhör. Ich wurde nervös. Ich mag es nicht, wenn ich unruhig werde.«
    |595| »Dann gingen Sie also zu ihm hinauf und haben ihn erschossen?«
    »Er saß auf dem Stuhl. Zuerst hatte ich nur gedacht, ich wollte ihn bitten aufzuhören damit, mich mit seinen Fragen nervös zu machen. Aber er hörte nicht auf. Da war ich gezwungen, das Ganze zu beenden. Ich hatte mein Gewehr mitgenommen. Es stand draußen im Flur. Ich holte es und erschoß ihn.«
    Wallander hatte lange schweigend dagesessen. Er hatte versucht, sich Svedbergs letzte Lebensaugenblicke vorzustellen. Hatte er noch Zeit gehabt zu verstehen? Oder war alles viel zu schnell gegangen?
    »Es muß schwer gewesen sein«, sagte er dann. »Den Menschen zu töten, den man liebt.«
    Larstam hatte nicht geantwortet. Sein Gesicht war ausdruckslos geblieben. Auch als Wallander die Frage wiederholte, bekam er keine Antwort.
    Danach hatte Wallander sich nur mit Mühe überwinden können, weiterzumachen. Als sie Larstams Kleider durchsuchten, nachdem Wallander ihn im Wald überwältigt hatte, fanden sie in seiner Tasche eine kleine Kamera. Auf dem entwickelten Film waren zwei Bilder. Das eine war draußen im Naturreservat aufgenommen worden, kurz nachdem Larstam die drei Jugendlichen getötet hatte. Das zweite war mit Blitzlicht auf Bärnsö aufgenommen worden. Isa Edengren lag hinter dem Farn zusammengesunken auf der Erde.
    Wallander hatte die Bilder vor sich auf den Tisch gelegt.
    »Warum haben Sie Ihre Opfer fotografiert?«
    »Ich wollte mich erinnern.«
    »Woran erinnern?«
    »Wie es gewesen war.«
    »Sie meinen das Gefühl, unschuldige Jugendliche getötet zu haben?«
    »Nein. Eher daran, wirklich durchgeführt zu haben, was ich mir vorgenommen hatte.«
    Wallander hatte noch viele Fragen. Doch seine Übelkeit war so stark geworden, daß er die Bilder beiseite schob. Er konnte nicht mehr. Jedenfalls nicht jetzt.
    |596| Statt dessen war er zu der letzten Nacht übergegangen, als Larstam in der Wohnung in der Mariagata auf ihn gewartet hatte.
    »Warum hatten Sie eigentlich mich als Ihr nächstes Opfer ausgesucht?«
    »Ich hatte sonst niemand.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich hatte mir vorgenommen zu warten. Vielleicht ein Jahr. Vielleicht länger. Dann fühlte ich das Bedürfnis weiterzumachen. Als alles so gut lief.«
    »Aber warum ausgerechnet ich? Ich bin kein besonders glücklicher Mensch. Ich lache nicht oft.«
    »Sie hatten immerhin eine Arbeit, der Sie nachgingen. In den Zeitungen habe ich Bilder von Ihnen gesehen, auf denen Sie lächeln.«
    »Aber verkleidet war ich auch nicht. Ich hatte nicht einmal eine Polizeiuniform an.«
    Larstams Antwort überraschte ihn.
    »Das hätte ich getan.«
    »Was hätten Sie getan?«
    »Sie verkleidet. Ich hatte vor, Ihnen meine Perücke aufzusetzen. Ich wollte versuchen, Ihr Gesicht wie das von Louise aussehen zu lassen. Louise wurde nicht mehr gebraucht. Sie konnte sterben. Ich hatte mich dazu entschlossen, als eine andere Frau wiederaufzuerstehen.«
    Larstam hatte ihm direkt in die Augen gesehen. Und Wallander war seinem

Weitere Kostenlose Bücher