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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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fort. »An den letzten zwei Tagen vor seinem Urlaub hat er nacheinander die Familien Norman, Boge und Hillström aufgesucht. Aber ich finde keine Notizen über diese Besuche. Ich habe sogar in seinen Schreibtischschubladen nachgesehen.«
    Wallander und Martinsson sahen sich fragend an.
    »Das ist merkwürdig«, sagte Wallander. »Wir hatten eine gemeinsame und gründliche Besprechung mit diesen Familien. Es war nie die Rede davon, weiterzumachen und Einzelgespräche zu führen. Weil keine Gründe für den Verdacht auf ein Verbrechen vorlagen.«
    Ann-Britt bestand auf ihrer Aussage: »Ich irre mich nicht. Er hat die Uhrzeiten in seinen Kalender eingetragen.«
    |96| »Das würde also bedeuten, daß Svedberg es auf eigene Faust gemacht hat, ohne uns andere zu informieren.«
    »Das sieht ihm nicht ähnlich«, meinte Martinsson.
    »Nein«, stimmte Wallander zu. »Das ist ebenso sonderbar wie die Tatsache, daß er nicht zur Arbeit kam, ohne Bescheid zu geben.«
    »Das läßt sich ja ganz einfach kontrollieren«, sagte Ann-Britt.
    »Tu das«, sagte Wallander. »Und laß dir auch gleich sagen, was für Fragen er gestellt hat.«
    »Eigentlich ist diese ganze Situation absurd«, sagte Martinsson. »Seit Mittwoch versuchen wir, Svedberg wegen einer Besprechung zu erreichen, bei der es um die verschwundenen Jugendlichen gehen sollte. Jetzt ist Svedberg fort. Und wir sitzen hier und reden genau darüber.«
    »Gibt es denn da etwas Neues?« fragte Lisa Holgersson.
    »Nur, daß eine der Mütter sich immer größere Sorgen macht. Und daß eine weitere Postkarte von ihrer Tochter gekommen ist.«
    »Ist das denn keine gute Neuigkeit?«
    »Sie behauptet eben, die Postkarte sei eine Fälschung.«
    »Warum eigentlich?« wandte Hansson ein. »Wer zum Teufel schreibt falsche Ansichtskarten? Schecks könnte ich ja noch verstehen. Aber Ansichtskarten?«
    »Ich denke, wir sollten diese Dinge auseinanderhalten«, sagte Wallander. »Laßt uns zunächst einmal klären, wie wir die Fahndung nach der oder den Personen angehen wollen, die Svedberg erschossen hat oder haben.«
    »Nichts spricht dafür, daß es mehr als eine Person war«, sagte Nyberg.
    »Können wir da sicher sein?«
    »Nein.«
    Wallander ließ seine Hände auf die Tischplatte fallen. »Wir müssen also nach allen Seiten Ausschau halten und dürfen nichts von vornherein ausschließen. In ein paar Stunden erfährt die Presse von Svedbergs Tod, und bis dahin müssen wir einen Weg eingeschlagen haben.«
    »Diese Sache hat natürlich höchste Priorität«, erklärte Lisa Holgersson. »Was warten kann, muß warten.«
    |97| »Die Pressekonferenz«, erinnerte Wallander. »Erledigen wir das gleich mit.«
    »Ein Polizeibeamter ist getötet worden«, sagte Lisa Holgersson. »Wir werden es sagen, wie es ist. Haben wir irgendeine Spur?«
    »Nein.«
    Wallanders Antwort war sehr bestimmt.
    »Dann sagen wir das auch.«
    »Wie detailliert wollen wir sein?«
    »Er ist erschossen worden. Aus großer Nähe. Wir haben die Mordwaffe. Gibt es irgendwelche ermittlungstechnischen Gründe, damit hinterm Berg zu halten?«
    »Kaum«, meinte Wallander und sah sich am Tisch um. Keiner erhob Einwände.
    Lisa Holgersson stand auf. »Ich möchte gern, daß du dabei bist«, sagte sie zu Wallander. »Vielleicht sollten wir alle kommen? Immerhin ist ein Kollege und Freund ermordet worden.«
    Sie verabredeten, sich eine Viertelstunde vor Beginn der Pressekonferenz zu treffen. Lisa Holgersson verließ den Raum. Durch den Luftzug von der Tür her erlosch die Kerze. Ann-Britt zündete sie wieder an. Noch einmal gingen sie alles durch, was sie wußten, und verteilten die Aufgaben. Als sie aufbrechen wollten, hielt Martinsson sie zurück. »Wir sollten uns entscheiden, ob der Fall der drei verschwundenen Jugendlichen beiseite gelegt werden soll oder nicht.«
    Wallander war unsicher. Aber er mußte einen Entschluß fassen.
    »Ja«, sagte er. »Wir legen den Fall beiseite. Auf jeden Fall für die nächsten Tage. Danach sehen wir weiter. Es sei denn, es stellt sich heraus, daß Svedberg Fragen gestellt hat, die die Situation dramatisch verändern.«
    Es war schon nach neun. Wallander holte sich eine Tasse Kaffee. Dann ging er in sein Zimmer, schloß die Tür hinter sich und nahm einen Block heraus. Ganz oben auf die erste Seite schrieb er ein einziges Wort.
    Svedberg.
    Darunter zeichnete er ein Kreuz, strich es aber sofort wieder durch.
    |98| Weiter kam er nicht. Er hatte sich vorgenommen, alle Gedanken, die er im Lauf der

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