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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Er wartete also auf eine Fortsetzung, die auch nicht ausblieb.
    »Die Vorstellungen des Mittelalters von Monstern waren nicht identisch mit denen des achtzehnten Jahrhunderts. Meine Vorstellungen entsprechen nicht denen der kommenden Generation. Das Ganze ist ein sehr kompliziertes und faszinierendes Universum. Die Hölle, die Heimstatt der Schrecken, befindet sich in ständigem Wandel. Außerdem gibt mir diese Forschung die Möglichkeit zu einem Nebenverdienst, der nicht zu verachten ist.«
    »Inwiefern?«
    »Ich arbeite als Berater für amerikanische Filmgesellschaften, |105| die Monsterfilme produzieren. Ohne übertriebenes Eigenlob glaube ich sagen zu können, daß ich weltweit einer der gefragtesten Berater bin, wenn es um die Kommerzialisierung des Schreckens geht. Es gibt noch einen Japaner, der auf Hawaii lebt. Aber sonst nur mich.«
    Wallander begann sich zu fragen, ob der Mann, der ihm gegenüber auf dem kleinen Schemel saß, noch ganz bei Trost war. Im gleichen Augenblick streckte Björklund die Hand nach einer Zeichnung aus, die auf dem Tisch lag. »Ich habe eine Reihe von Siebenjährigen in Ystad über ihre Vorstellungen von Monstern befragt. Ich habe die dabei gewonnenen Informationen ausgewertet, und diese Zeichnung hier ist das Ergebnis. Die Amerikaner sind begeistert. Mein Monster bekommt die Hauptrolle in einer neuen Serie von Zeichentrickfilmen, die ebendiese Sieben- bis Achtjährigen das Gruseln lehren sollen.«
    Wallander betrachtete das Bild. Es war wirklich ekelerregend. Er legte es fort.
    »Nun, was sagt der Kommissar?«
    »Es ist ekelerregend.«
    »Wir leben in einer ekelerregenden Welt. Gehen Sie ins Theater?«
    »Nicht besonders häufig.«
    »Eine meiner Studentinnen, ein begabtes Mädchen aus Gentofte, hat sich durch das Repertoire einer Reihe von Theatern in der ganzen Welt in den letzten zwanzig Jahren gewühlt. Das Ergebnis ist interessant. Aber mitnichten überraschend. In einer Welt, die in wachsendem Maß von Zerfall, Misere, Plünderung geprägt ist, widmen sich die Theater mehr und mehr der Beziehungsproblematik. Shakespeare hatte also unrecht. Seine Wahrheit gilt nicht für unsere schreckliche Zeit. Das Theater ist nicht mehr der Spiegel der Welt.«
    Er verstummte. Legte den Strohhut auf den Tisch. Wallander nahm Schweißgeruch wahr.
    »Ich habe gerade beschlossen, mein Telefon abzumelden«, sagte Björklund. »Vor fünf Jahren habe ich meinen Fernseher abgeschafft. Jetzt soll das Telefon aus meinem Leben verschwinden.«
    »Ist das nicht ein bißchen unpraktisch?«
    |106| Björklund sah ihn ernst an. »Ich bestehe auf meinem Recht, selbst darüber zu bestimmen, wann ich Kontakt mit meiner Umwelt aufnehmen will. Meinen Computer behalte ich. Aber das Telefon soll weg.«
    Wallander nickte und ergriff die Initiative. »Ihr Cousin Karl Evert Svedberg ist also tot. Ermordet. Neben Ylva Brink sind Sie sein einziger Verwandter. Wann haben Sie ihn zuletzt getroffen?«
    »Das vorletzte Mal vor ungefähr drei Wochen.«
    »Können Sie das genauer sagen?«
    »Am Freitag, dem 19.   Juli, um 16   Uhr 30.«
    Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und überraschte Wallander.
    »Sie können sich sogar an die Uhrzeit erinnern?«
    »Wir hatten die Zeit verabredet. Ich wollte Freunde in Schottland besuchen. Kalle sollte wie üblich das Haus hüten. Das machten wir immer so, wenn ich verreist war. Eigentlich haben wir uns nur dann getroffen. Wenn ich wegfuhr und wenn ich zurückkam.«
    »Was bedeutete das? Er hütete das Haus?«
    »Er wohnte hier.«
    Wallander war verwundert über diese Antwort. Aber er hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, daß Björklund die Wahrheit sagte.
    »Das geschah also regelmäßig?«
    »Die letzten zehn Jahre. Es war ein ausgezeichnetes Arrangement.«
    Wallander dachte nach. »Wann sind Sie zurückgekommen?«
    »Am 27.   Juli. Kalle hat mich vom Flugplatz abgeholt und mich hergefahren. Wir haben tschüs gesagt. Dann fuhr er zurück nach Ystad.«
    »Hatten Sie das Gefühl, daß er überarbeitet war?«
    Wieder warf Björklund den Kopf in den Nacken und lachte sein schrilles Lachen. »Das soll wohl ein Scherz sein? Aber finden Sie das nicht ein wenig geschmacklos, wenn es um einen Toten geht?«
    »Meine Frage war ernst gemeint.«
    Björklund lachte. »Sind wir nicht alle dann und wann ein wenig überarbeitet, wenn wir zu leidenschaftlich mit Frauen verkehren?«
    |107| Wallander starrte Björklund an. »Was meinen Sie damit?«
    »Daß Kalle seine Freundin hier hatte,

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