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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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beiden Journalisten davon zu überzeugen, daß er wirklich keine Neuigkeiten für sie hatte. Gegen Ende des Gesprächs war er drauf und dran, angesichts ihres offenen Mißtrauens die Beherrschung zu verlieren. Sie gingen davon aus, daß er nicht die Wahrheit sagte. Doch es gelang ihm, die Ruhe zu bewahren, und die Journalisten zogen ab. Er holte sich im Eßraum eine Tasse Kaffee und ging in sein Büro zurück. Rief noch einmal bei Sundelius an, ohne Antwort zu bekommen.
    Es war Viertel vor zehn. Das Thermometer, das er auf eigene Kosten vor seinem Fenster angebracht hatte, zeigte fünfzehn Grad. Ein Wagen mit dröhnenden Lautsprechern fuhr auf der Straße vorüber. Wallander war rastlos und unruhig. Der Schluß, den er gezogen hatte, daß der Mord an Svedberg Teil eines banalen Einbruchs war, beruhigte ihn keineswegs. Hinter dem Ganzen verbarg sich etwas anderes.
    Und wer war diese Louise?
    Das Telefon klingelte. Noch ein Journalist, dachte er resigniert. Aber es war Sten Widén.
    »Ich sitze hier und warte«, sagte Sten. »Wo bleibst du? Ich sehe natürlich ein, daß du alle Hände voll zu tun hast. Es tut mir leid, was da passiert ist.«
    Wallander fluchte still vor sich hin. Er hatte völlig vergessen, daß er versprochen hatte, an diesem Abend Sten Widén auf seiner Pferdefarm in der Nähe der Schloßruine Stjärnsund zu besuchen. |135| Sie kannten sich seit ihrer Jugend und teilten das Interesse für Opernmusik. Später waren sie getrennte Wege gegangen. Wallander war Polizist geworden, und Sten Widén hatte den Hof seines Vaters übernommen, wo er Traber trainierte. Doch vor einigen Jahren hatten sie ihre Freundschaft wieder aufleben lassen, und jetzt trafen sie sich mit einer gewissen Regelmäßigkeit.
    »Ich hätte dich anrufen sollen«, sagte Wallander. »Aber ich habe unsere Verabredung total vergessen.«
    »Es wurde im Radio durchgegeben. Daß dein Kollege getötet worden ist. Totschlag oder Mord.«
    »Wir wissen es noch nicht. Dafür ist es noch zu früh. Aber es war ein furchtbarer Tag.«
    »Wir können uns ein andermal sehen«, sagte Sten Widén.
    Wallander faßte seinen Beschluß, ohne zu zögern. »Nein, ich komme jetzt. In einer halben Stunde bin ich da.«
    »Du brauchst dich nicht gezwungen zu fühlen.«
    »Ich muß hier einmal für eine Weile raus.«
    Wallander verschwand aus dem Präsidium, ohne jemandem etwas zu sagen. Doch bevor er Ystad verließ, fuhr er in der Mariagata vorbei und holte sein Mobiltelefon. Dann fuhr er auf der E 65 nach Westen, an Rydsgård und Skurup vorbei, und bog nach links ab. Hinter der Schloßruine schwenkte er auf Sten Widéns Hof ein. Auf einer Koppel wieherte ein einsames Pferd.
    Sten Widén kam ihm entgegen. Wallander war es gewohnt, ihn in schmutziger Arbeitskleidung zu sehen. Doch jetzt trug er ein weißes Hemd, und sein Haar war naß. Als sie sich die Hand gaben, nahm Wallander den Geruch von Alkohol wahr. Er wußte von früher her, daß Sten Widén zuviel trank. Aber er hatte nie eine Veranlassung gesehen, sich dazu zu äußern.
    »Ein schöner Abend«, sagte Widén. »Der August bringt den Sommer.«
    Wallander verspürte einen Anflug von Neid. Von so einem Leben hatte er auch einmal geträumt: auf dem Land zu wohnen, mit einem Hund. Und vielleicht sogar mit Baiba. Aber der Traum war zerronnen. »Wie läuft es mit den Pferden?« fragte er.
    »Nicht so gut. Die Achtziger waren goldene Jahre. Alle glaubten, sich ein Pferd leisten zu können. Aber das ist vorbei. Die Leute |136| sitzen auf ihrem Geld. Und abends beten sie zu ihren Göttern, daß nicht sie als nächstes an der Reihe sind, arbeitslos zu werden.«
    »Ich dachte, es wären reiche Leute, die sich Traber hielten. Und die werden doch in der Regel nicht arbeitslos.«
    »Natürlich gibt es die. Aber nicht mehr so viele wie früher. Es ist wie mit dem Golf. Gewöhnliche Leute klettern über die Zäune auf den Rasen der Reichen.«
    Sie gingen zum Stall. Ein Mädchen in Reitkleidung kam um die Ecke, sie führte ein Pferd am Zügel.
    »Sofia ist die einzige, die ich noch habe. Den anderen mußte ich kündigen.«
    Wallander erinnerte sich, daß vor ein paar Jahren ein Mädchen auf dem Hof gewesen war, mit dem Widén ein Verhältnis hatte. Aber er wußte ihren Namen nicht mehr. Vielleicht hatte sie Jenny geheißen.
    Widén wechselte ein paar Worte mit dem Mädchen. Wallander hörte, daß das Pferd Black Triangle hieß. Die eigentümlichen Namen der Pferde erstaunten ihn immer wieder.
    Sie gingen in den Stall.

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