Wallander 07 - Mittsommermord
von morgen an versuchen wir, ohne Sie auszukommen.«
Und damit war er entlassen.
Er hatte noch oft an diese Geschichte gedacht. Wenn er gekonnt hätte, wäre er nach Torshälla gefahren und hätte den Dicken umgebracht, der den alten Mann entlassen und noch damit geprahlt hatte.
Um drei Uhr verließ er die Wohnung, stieg in seinen Wagen und verließ die Stadt in Richtung Osten. Auf einem Parkplatz bei Nybrostrand hielt er und wartete, bis niemand mehr in der Nähe war. Dann ging er rasch zu einem zweiten Wagen, der dort geparkt war, und fuhr davon. Bevor er auf die Hauptstraße einbog, setzte er eine Brille und eine Schirmmütze auf, die er tief in die Stirn zog. Es war heiß. Aber er hielt die Seitenfenster geschlossen. Seine |159| Nebenhöhlen waren empfindlich. Das Risiko, sich im Luftzug zu erkälten, war zu groß.
Als er am Naturreservat ankam, sah er, daß er Glück hatte. Es waren keine Autos da. Er brauchte also die falschen Kennzeichen nicht anzubringen. Es war schon nach vier Uhr, ein Samstag, und er glaubte nicht, daß gegen Abend noch Besucher kommen würden. An drei Samstagen hatte er den Eingang zum Reservat beobachtet. Am Abend kamen selten Besucher. Und die verließen das Gelände stets vor acht Uhr. Er holte die Plastiktasche mit dem Werkzeug aus dem Kofferraum. Er hatte auch ein paar belegte Brote und eine Thermoskanne Tee mitgenommen.
Er blickte sich um und lauschte. Dann verschwand er auf einem der Pfade.
Der Windstoß war schwach. Doch er hatte ihn gespürt. Es war der siebenundzwanzigste. Er sah auf seine Armbanduhr. Es war drei Minuten vor acht. Niemand war während der Stunden, die er gewartet hatte, auf dem Pfad vorbeigegangen. Irgendwo hatte kurz nach sieben ein Hund gebellt. Aber das war alles. Er wußte, was das bedeutete. Das Reservat war menschenleer. Er würde seine Ruhe haben.
Genau wie er es geplant und vorhergesehen hatte.
Er blickte wieder auf die Uhr. Eine Minute nach acht. Er beschloß, noch bis Viertel nach acht zu warten.
Als die Zeit gekommen war, glitt er vorsichtig einen Abhang hinunter und wurde kurz darauf vom dichten Buschwerk verschluckt. Nach einigen Minuten war er am Ziel. Er sah sogleich, daß niemand hier gewesen war. Zwischen zwei Bäumen, durch die man zu der Lichtung gelangte, hatte er einen Draht gespannt. Er kniete nieder und stellte fest, daß der Draht unberührt war. Dann holte er den Klappspaten hervor und begann zu graben. Er ging methodisch vor und nahm sich Zeit. Um jedes Erkältungsrisiko zu vermeiden, durfte er nicht ins Schwitzen kommen. Nach jedem achten Spatenstich hielt er inne und lauschte. Es dauerte zwanzig Minuten, bis er die festen Grassoden entfernt hatte, die die obere Schicht bildeten. Kurz darauf stieß er auf die Plane. Bevor er sie zur Seite schlug, strich er sich Menthol unter die Nasenlöcher und |160| legte einen Mundschutz an. Die Plane faltete er zusammen und stopfte sie in die Tasche. In der Grube lagen drei Gummisäcke. Kein Geruch schlug ihm entgegen. Also hatten sie dicht gehalten. Er zog einen der Säcke heraus und schleppte ihn auf die Lichtung. Sein ständiges Training hatte ihn stark gemacht. Nach zehn Minuten hatte er alle drei Säcke an ihren ursprünglichen Platz gebracht. Dann legte er die Grassoden zurück und trat sie fest, so daß alles ebenmäßig wurde. Die ganze Zeit hielt er in regelmäßigen Abständen inne und lauschte.
Danach verließ er die Lichtung und trat zu dem Baum, unter dem die Säcke lagen. Aus der Tasche holte er das Tuch, die Gläser und einige Plastiktüten mit den verschimmelten Essensresten, die er in seiner Speisekammer verwahrt hatte.
Dann öffnete er die Säcke und holte die Toten heraus. Die Perücken hatten etwas von ihrer weißen Farbe verloren. Die Blutflecken waren grau geworden. Er legte die Körper an ihren Platz und setzte sie so zurecht, daß es aussah wie auf dem Foto, das er am Mittsommerabend gemacht hatte.
Als letztes goß er etwas Wein in eins der Gläser.
Er hob die Säcke auf, stopfte sie in die Tasche und verließ den Platz. Zuvor nahm er jedoch den Mundschutz ab und wischte sich das Menthol unter der Nase fort. Auf dem Rückweg zu seinem Wagen traf er keinen Menschen. Auch der Parkplatz war weiterhin leer. Er fuhr nach Nybrostrand, wechselte den Wagen und war kurz vor zehn zurück in Ystad, fuhr jedoch nicht direkt nach Hause, sondern folgte der Straße in Richtung Trelleborg. An einer Stelle, wo er zum Wasser hin abbiegen und von der Straße aus nicht
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