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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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wahr, sie zu fragen, welchen Eindruck sie von Isa Edengren habe.
    »Viele, die versuchen, Selbstmord zu begehen, sind sehr stark«, sagte sie. »Natürlich gibt es auch das Gegenteil. Aber ich habe den Eindruck, daß Isa Edengren zu der ersten Kategorie gehört.«
    Er fragte, ob es irgendwo Kaffee gebe, und sie wies ihn auf einen Automaten im Erdgeschoß des Krankenhauses hin.
    Wallander rief den Arzt zu Hause an. Zuerst kam ein Kind an den Apparat, dann eine Frau und zuletzt der Mann.
    »Ich habe viel zu langsam gedacht«, sagte Wallander. »Wir müssen ihr erzählen, was geschehen ist. Sonst erfährt sie es morgen. Und dann vielleicht auf eine Art und Weise, die wir nicht kontrollieren können. Die Frage ist, wie sie reagiert.«
    Der Arzt verstand und versprach zu kommen. Wallander machte sich auf die Suche nach dem Kaffeeautomaten. Als er ihn gefunden hatte, durchsuchte er seine Taschen vergebens nach Kleingeld. Ein älterer Mann kam langsam mit seinem Gehwagen angeschlurft. Als Wallander ihn verlegen fragte, ob er ihm einen Schein wechseln könne, schüttelte er den Kopf und gab Wallander die fehlenden Münzen. Wallander blieb mit seinem Schein in der Hand stehen.
    »Ich sterbe bald«, sagte der Mann. »In drei Wochen oder so. Was soll ich mit Geld?«
    Der Mann schlurfte weiter. Wallander hatte den Eindruck, daß er strahlender Laune war. Verwundert sah er ihm nach. Dann drückte er auf den falschen Knopf und bekam Milchkaffee, den er fast nie trank. Mit dem Becher in der Hand kehrte er in die Abteilung zurück, in der Isa Edengren lag. Ann-Britt Höglund war gerade gekommen. Sie war bleich und hohläugig. Auf entscheidende Spuren, die ihre Ermittlung in eine klare Richtung lenken konnten, waren sie nicht gestoßen. Ihre Stimme klang müde. Wir sind alle müde, dachte er, jetzt schon, bevor wir überhaupt angefangen haben, die Tiefenschichten des Alptraums anzubohren, der uns umgibt.
    Er berichtete über das Gespräch mit Isa Edengren. Sie horchte |217| verwundert auf, als er von Svedbergs Stimme erzählte, die er aus dem Walkman gehört hatte. Ohne Umschweife nannte er ihr die für ihn einzig denkbare Schlußfolgerung. Svedberg hatte gewußt, oder zumindest vermutet, daß die drei überhaupt nicht verreist waren.
    »Wie kann er das gewußt haben?« sagte sie. »Wenn er sich nicht in sehr großer Nähe der Ereignisse befunden hat?«
    »Vor allem wird etwas anderes klarer«, sagte Wallander, »irgendwie befindet er sich zwar in der Nähe dessen, was geschieht. Aber er weiß nicht alles. Denn dann hätte er keine Fragen zu stellen brauchen.«
    »Das deutet auf jeden Fall nicht darauf hin, daß Svedberg sie erschossen hat«, sagte sie. »Aber das hat wohl auch niemand im Ernst geglaubt.«
    »Ich gebe zu, daß mir der Gedanke schon einmal gekommen ist«, sagte Wallander. »Jetzt hat das Bild sich verändert. Ich glaube, man kann sogar noch einen Schritt weitergehen. Schon ein paar Tage nach Mittsommer fängt Svedberg an, Fragen zu stellen, die darauf schließen lassen, daß er etwas weiß. Aber was weiß er eigentlich?«
    »Daß sie tot sind?«
    »Nicht unbedingt. Das einzige, was er mit Sicherheit weiß, ist das, was wir wußten, bevor sie tot gefunden wurden.«
    »Aber er hat Befürchtungen?«
    »Das bringt uns zu der wichtigsten Frage. Woher kommen Svedbergs Befürchtungen? Oder seine Besorgnis? Oder der Verdacht?«
    »Er weiß etwas, was wir anderen nicht wissen?«
    »Irgend etwas erregt auf jeden Fall diesen Verdacht. Vielleicht ist es auch nur eine schwache Ahnung. Aber er sagt uns nichts davon. Er will diesem Verdacht allein nachgehen. Er nimmt Urlaub und beginnt mit seinen eigenen Nachforschungen. Er ist energisch und sorgfältig.«
    »Bleibt also die Frage, was er weiß.«
    »Das ist der Berührungspunkt, nach dem wir suchen. Nichts anderes.«
    »Aber das erklärt nicht, warum er erschossen wird.«
    |218| »Es erklärt genausowenig, warum er die Sache vor uns geheimhalten wollte.«
    Sie runzelte die Stirn. »Warum verbirgt man etwas?«
    »Weil man nicht will, daß etwas herauskommt. Oder weil man nicht entdeckt werden will.«
    »Es kann noch ein Zwischenglied geben.«
    »Ich habe das gleiche gedacht. Es können Personen zwischen Svedberg und diesen Geschehnissen stehen.«
    »Eine Frau namens Louise?«
    »Vielleicht.«
    Am Ende des Gangs schlug eine Tür. Der Arzt kam. Jetzt war der Zeitpunkt da. Isa Edengren saß noch auf dem Stuhl, als Wallander zunächst allein ins Zimmer trat.
    »Ich muß dir etwas

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