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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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liefen, mußte er rufen, um sich verständlich zu machen. Wallander schüttelte den Kopf, ohne etwas zu sagen. Er wollte so schnell wie möglich wieder hinauf, heraus aus dieser Hölle. Um klar denken zu können. Er verließ Nyberg, die Ärztin und die Feuerwehrleute und stieg die Leiter hinauf. Er ging an Deck und holte ein paarmal tief Luft.
    Da tauchte Martinsson neben ihm auf. »Wie war es?«
    »Schlimmer, als du es dir vorstellen kannst.«
    »Ist es Landahl?«
    Sie hatten noch gar nicht über diese Möglichkeit gesprochen, aber Martinsson hatte also auf Anhieb den gleichen Gedanken gehabt wie er selbst. Sonja Hökberg in der Transformatorstation |354| hatte einen Stromausfall herbeigeführt. Landahl war in der Tiefe des Maschinenraums einer Polenfähre gestorben.
    »Es war nicht genau zu erkennen«, sagte Wallander. »Aber ich denke, wir können davon ausgehen, daß es Jonas Landahl ist.«
    Martinsson hatte schon herausgefunden, daß die Fähre nicht vor dem nächsten Morgen wieder auslaufen sollte. Bis dahin würden sie die technische Untersuchung abgeschlossen und den Leichnam abtransportiert haben.
    »Ich habe mir die Passagierliste zeigen lassen«, sagte Martinsson. »Ein Jonas Landahl stand heute jedenfalls nicht darauf.«
    »Er ist es«, sagte Wallander bestimmt. »Ob er auf der Liste steht oder nicht.«
    »Ich dachte, nach der ›Estonia‹ seien strenge Vorschriften erlassen worden, und man muß zu jedem Zeitpunkt die Anzahl der Passagiere und ihre Namen angeben können?«
    »Er kann doch unter einem anderen Namen an Bord gegangen sein«, sagte Wallander. »Wir brauchen eine Kopie dieser Passagierliste. Und die Namen der gesamten Besatzung. Dann müssen wir sehen, ob ein Name auftaucht, den wir eventuell kennen. Oder der irgendwie mit Landahl in Verbindung gebracht werden kann.«
    »Du schließt also einen Unglücksfall völlig aus?«
    »Ja«, sagte Wallander. »Es war ebensowenig ein Unglücksfall wie die Sache mit Sonja Hökberg. Und es sind dieselben Personen in die Geschichte verwickelt.«
    Dann fragte er, ob Hansson gekommen sei. Martinsson sagte, der Kollege vernehme gerade die Maschinisten.
    Sie verließen das Deck und gingen hinein. Die Fähre wirkte verlassen. Ein paar Reinigungskräfte putzten die große Treppe, die die Decks miteinander verband. Wallander lotste Martinsson in die Cafeteria. Dort war kein Mensch. Aber Wallander konnte es in der Küche klappern hören. Durch die Fenster sahen sie die Lichter von Ystad.
    »Versuch mal, ein paar Tassen Kaffee aufzutreiben«, sagte er. »Wir müssen reden.«
    Martinsson verschwand in Richtung Küche. Wallander setzte sich an einen Tisch. Was bedeutete der Tod von Jonas Landahl? |355| Langsam begann er, provisorisch zwei Theorien zu entwickeln, die er Martinsson vorlegen wollte.
    Plötzlich tauchte ein Mann in Uniform neben ihm auf. »Warum haben Sie das Schiff nicht verlassen?«
    Wallander blickte den Mann an. Er trug einen Vollbart, und sein Gesicht war gerötet. Auf den Achselklappen hatte er ein paar gelbe Streifen. Die Polenfähren sind groß, dachte Wallander. Es muß nicht jeder mitbekommen haben, was unten im Maschinenraum passiert ist.
    »Ich bin Kriminalbeamter«, sagte Wallander. »Und wer sind Sie?«
    »Ich bin der Dritte Steuermann.«
    »In Ordnung«, sagte Wallander. »Gehen Sie zu Ihrem Kapitän und sprechen Sie mit ihm. Dann erfahren Sie, warum ich hier bin.«
    Der Mann schien zu zögern. Doch dann entschied er sich dafür, Wallander zu glauben, daß er kein verspäteter Passagier war. Er verschwand. Martinsson kam mit einem Tablett durch die Schwingtüren.
    »Sie waren beim Essen«, sagte er, als er sich gesetzt hatte. »Sie hatten nichts davon gehört, was passiert war. Aber daß die Fähre zuletzt mit halber Kraft lief, ist ihnen natürlich aufgefallen.«
    »Eben ist ein Steuermann vorbeigekommen«, sagte Wallander. »Er wußte auch nichts.«
    »Haben wir nicht einen Fehler gemacht?« fragte Martinsson.
    »Welchen?«
    »Hätten wir nicht alle Passagiere festhalten sollen? Zumindest bis wir die Namen kontrolliert und die Wagen untersucht hätten?«
    Wallander sah ein, daß Martinsson recht hatte. Gleichzeitig wäre es eine riesige Operation gewesen, die den Einsatz zahlreicher Personen erfordert hätte.
    Wallander bezweifelte, daß sich der Aufwand gelohnt hätte. »Vielleicht hast du recht«, sagte er. »Aber jetzt ist es nicht mehr zu ändern.«
    »Als ich jung war, habe ich davon geträumt, zur See zu fahren«, sagte

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