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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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stehengeblieben?«
    Sund sprach in ein Funktelefon und fragte auf dem Wagendeck nach. Es kratzte und knisterte, als er Antwort bekam.
    »Alle Fahrzeuge sind fort«, sagte er. »Das Wagendeck ist leer.«
    »Und wie ist es mit den Kabinen? Hat man möglicherweise verlassenes Gepäck gefunden?«
    Sund entfernte sich, um eine Antwort auf Wallanders Frage zu bekommen. Hansson setzte sich. Wallander bemerkte, daß er ungewöhnlich sorgfältige Notizen über den Ablauf der Ereignisse gemacht hatte.
    Als die Fähre von Swinemünde auslief, hatte sie eine berechnete Fahrzeit von ungefähr sieben Stunden bis Ystad vor sich. Wallander fragte, ob die Maschinisten beurteilen konnten, wann in etwa der Körper zwischen den Propellerwellen gelandet war. Konnte es während der Liegezeit in Polen gewesen sein? Oder erst kurz vor den ersten Anzeichen einer Störung? Hansson hatte den beiden Maschinisten genau diese Fragen auch gestellt. Sie hatten übereinstimmend geantwortet. Der Körper konnte schon dort gelegen haben, als die Fähre noch in Polen war. Viel mehr als das gab es nicht zu sagen. Niemand hatte etwas gesehen. Keiner schien Landahl bemerkt zu haben. Es waren etwa einhundert Passagiere an Bord gewesen, hauptsächlich polnische LK W-Fahrer . Außerdem war eine Delegation der schwedischen Zementindustrie an Bord gewesen, die in Polen über Investitionen verhandelt hatte.
    »Wir müssen wissen, ob Landahl mit jemand zusammen war«, sagte Wallander, nachdem Hansson geendet hatte. »Das ist das Wichtigste. Wir brauchen also ein Foto von Landahl. Einer muß morgen mit der Fähre hin- und zurückfahren, bei denen, die hier |359| arbeiten, herumgehen, das Foto zeigen und sehen, ob jemand Landahl erkennt.«
    »Ich hoffe, daß ich das nicht bin«, sagte Hansson. »Ich werde so leicht seekrank.«
    »Such jemand anderen«, gab Wallander zurück. »Nimm einen Schlosser mit und fahr in die Snapphanegata. Hol das Foto von dem Jungen. Frage diesen Menschen, der in dem Eisenwarenladen arbeitet, ob es einigermaßen ähnlich ist.«
    »Diesen Kalle Ryss?«
    »Ja, genau. Irgendwann wird er seinen Nachfolger ja wohl mal gesehen haben.«
    »Die Fähre geht morgen früh um sechs.«
    »Dann mußt du es eben heute abend regeln«, sagte Wallander kühl.
    Als Hansson gehen wollte, tauchte eine weitere Frage in Wallanders Kopf auf. »War heute abend ein Asiat auf der Fähre?«
    Sie suchten auf Martinssons Passagierliste. Aber sie fanden keinen asiatischen Namen.
    »Derjenige, der morgen mit der Fähre fährt, soll danach fragen«, sagte Wallander. »Ob ein Passagier mit asiatischem Aussehen an Bord gewesen ist.«
    Hansson verschwand. Wallander und Martinsson blieben sitzen. Susann Bexell kam nach einer Weile und setzte sich zu ihnen. Sie war sehr blaß. »So etwas habe ich noch nie erlebt«, sagte sie. »Zuerst ein Mädchen, das in einer Hochspannungsanlage verbrennt. Und jetzt das hier.«
    »Kann man annehmen, daß es sich um einen jüngeren Mann handelt?« fragte Wallander.
    »Das kann man.«
    »Aber eine Todesursache kannst du uns natürlich nicht nennen? Oder einen Zeitpunkt?«
    »Du warst ja selbst unten und weißt, wie es aussieht. Der Junge ist ja vollständig zerhackt worden. Einer der Feuerwehrmänner mußte kotzen. Kein Wunder.«
    »Ist Nyberg noch da unten?«
    »Ich glaube schon.«
    Susann Bexell entfernte sich. Kapitän Sund war noch nicht |360| zurückgekommen. Martinssons Handy begann zu summen. Es war Lisa Holgersson, die aus Kopenhagen anrief.
    Martinsson hielt Wallander das Telefon hin, doch der schüttelte abwehrend den Kopf »Sprich du mit ihr.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Erzähl ihr, was los ist. Was denn sonst?«
    Wallander stand auf und ging in der verlassenen Cafeteria auf und ab. Landahls Tod hatte einen Weg versperrt, der ihm gangbar erschienen war. Aber am stärksten beunruhigte ihn, daß das Ganze vielleicht hätte vermieden werden können. Wenn Landahl nicht geflohen war, weil er einen Mord begangen hatte, sondern weil jemand anders einen Mord begangen hatte. Und weil er Angst hatte.
    Wallander machte sich Vorwürfe. Er hatte nicht gründlich genug nachgedacht. Hatte vor dem nächstliegenden Motiv haltgemacht. Wo er eigentlich alternative Theorien hätte aufstellen sollen. Jetzt war Landahl tot. Vielleicht hätte es auch nicht verhindert werden können?
    Martinsson hatte das Telefongespräch beendet. Wallander kehrte an den Tisch zurück.
    »Sie wirkte nicht gerade total nüchtern«, sagte Martinsson.
    »Sie ist auf

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