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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Martinsson.
    |356| »Ich auch«, erwiderte Wallander. »Tun das nicht alle?«
    Dann kam er direkt zur Sache. »Wir müssen das interpretieren. Bisher sind wir davon ausgegangen, daß es Landahl war, der Sonja Hökberg zur Transformatorstation fuhr und dann tötete. Und daß er deshalb verschwand. Aus der Snapphanegata floh. Jetzt wird er selbst getötet. Wir müssen uns fragen, wie sein Tod das Bild verändert.«
    Martinsson rührte in seiner Tasse.
    »So wie ich es sehe«, fuhr Wallander fort, »kann man zwei denkbare Theorien aufstellen. Die eine ist die, daß Jonas Landahl Sonja Hökberg getötet hat. Aus uns unbekannten Gründen. Wir ahnen nur, daß es etwas damit zu tun hat, sie zum Schweigen zu bringen. Sie weiß etwas, und Landahl will nicht, daß sie es sagt. Dann setzt Landahl sich ab. Ob er die Panik bekommen oder zielbewußt agiert hat, wissen wir nicht. Und dann wird er selbst getötet. Aus Rache. Oder weil Landahl seinerseits plötzlich jemandem gefährlich geworden ist, der Spuren verwischen will.«
    Wallander machte eine Pause. Als Martinsson nichts sagte, fuhr er fort. »Die zweite Möglichkeit ist, daß eine unbekannte Person zuerst Sonja Hökberg und jetzt Jonas Landahl getötet hat.«
    »Wie erklärt das Landahls hastigen Aufbruch?«
    »Er begreift, was mit Sonja passiert ist, und kriegt es mit der Angst zu tun. Er haut ab. Aber jemand holt ihn ein.«
    Martinsson nickte.
    »Sabotage und Tod«, sagte er. »Man schickt Starkstrom durch die Hökberg und legt Schonen lahm. Dann wirft man Landahl hinunter zwischen die Propellerwellen einer Polenfähre.«
    »Weißt du noch, worüber wir zuvor gesprochen haben?« sagte Wallander. »Zuerst wurden Nerze aus ihren Käfigen befreit. Dann kam der Stromausfall. Jetzt eine Polenfähre. Was kommt als nächstes?«
    Martinsson schüttelte ratlos den Kopf. »Es macht trotzdem keinen Sinn. Das mit den Nerzen kann ich verstehen. Eine Gang von Tierschützern hat zugeSchlagen. Ich kann auch das mit dem Stromausfall verstehen. Man will zeigen, wie verwundbar eine Gesellschaft ist. Aber was will man damit zeigen, daß man im Maschinenraum einer Fähre ein Chaos anrichtet?«
    |357| »Das ist wie beim Domino. Fällt ein Stein, bricht alles zusammen. Es kommt zu einer Kettenreaktion. Das Steinchen, das gefallen ist, ist Falk.«
    »Und wie bringst du den Mord an Lundberg in diesem Bild unter?«
    »Da genau liegt das Problem. Ich kann ihn nicht unterbringen. Und folglich mache ich mir über eine andere Möglichkeit Gedanken.«
    »Daß Lundberg gar nicht mit den anderen zusammenhängt?«
    Wallander nickte. Martinsson dachte schnell, wenn er wollte.
    »Wir haben das ja schon oft genug gehabt«, sagte Wallander. »Daß zwei Ereignisse sich nur zufällig ineinander verhakt hatten. Aber wir konnten diese Kollision nicht erkennen. Wir glaubten, die beiden Dinge gehörten zusammen, während es nichts weiter war als Zufall.«
    »Du meinst also, wir sollten die Ermittlungen trennen? Aber Sonja Hökberg spielt doch in beiden Fällen eine Hauptrolle.«
    »Das ist eben die Frage«, sagte Wallander. »Stell dir vor, es ist nicht so. Sondern ihre Rolle ist wesentlich kleiner, als wir bisher angenommen haben.«
    In diesem Augenblick betrat Hansson die Cafeteria. Er blickte neidisch auf ihre Kaffeetassen. In seiner Gesellschaft war ein grauhaariger Mann mit freundlichen Augen und vielen Streifen auf den Achselklappen. Wallander stand auf und wurde Kapitän Sund vorgestellt.
    Zu seinem Erstaunen sprach Sund einen Dialekt, der verriet, daß er aus Dalarna kam.
    »Schreckliche Geschichte«, sagte er.
    »Niemand hat etwas gesehen«, sagte Hansson. »Aber irgendwie muß Landahl ja in den Maschinenraum hinuntergekommen sein.«
    »Es gibt also keine Zeugen?«
    »Ich habe mit den beiden MaSchinisten gesprochen, die auf der Reise von Polen hierher Dienst hatten. Aber sie haben nichts bemerkt.«
    »Werden die Türen zum Maschinenraum verschlossen gehalten?« fragte Wallander.
    |358| »Das lassen die Sicherheitsvorschriften nicht zu«, erwiderte Sund. »Aber es sind natürlich Schilder mit ›Zutritt verboten‹ an den Türen. Alle, die im Maschinenraum arbeiten, sind angewiesen, auf der Stelle zu reagieren, wenn ein Unbefugter hereinkommt. Es passiert schon mal, daß ein Passagier, der einen über den Durst getrunken hat, hereintorkelt. Aber etwas wie diese Geschichte hier hätte ich nicht für möglich gehalten.«
    »Ich nehme an, daß die Fähre jetzt leer ist«, sagte Wallander. »Es ist kein Wagen

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