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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ihn in den Abfall. Dann griff er die Gedanken wieder auf, die ihn am Abend nach Ann-Britts Anruf beschäftigt hatten. Bevor er ins Präsidium fuhr, holte er die Wäsche aus der Maschine und legte eine zweite Ladung ein. Als er ins Präsidium kam, schrieb er als erstes einen Erinnerungszettel, daß er spätestens um zwölf die Waschmaschine und den Trockenschrank leeren mußte. Auf dem Flur begegnete er Nyberg, der mit einer Plastiktüte in der Hand irgendwohin unterwegs war.
    »Wir werden heute eine Reihe von Ergebnissen reinbekommen«, sagte er. »Unter anderem haben wir massenweise Fingerabdrücke in der Weltgeschichte herumgeschickt, um zu sehen, ob sie an mehr als einer Stelle aufgetaucht sind.«
    »Was war eigentlich im Maschinenraum der Fähre passiert?«
    »Ich beneide den Gerichtsmediziner wirklich nicht. Der Körper war so zerquetscht, daß kaum ein Knochen heil geblieben sein kann. Du hast es ja selbst gesehen.«
    »Sonja Hökberg war tot oder bewußtlos, als sie in der Transformatorstation landete«, sagte Wallander. »Es fragt sich, ob es bei Jonas Landahl nicht ebenso war. Wenn er es überhaupt war.«
    »Er war es«, sagte Nyberg schnell.
    »Das ist also bestätigt?«
    »Offenbar war es möglich, ihn aufgrund eines ungewöhnlichen Muttermals an einem Fuß zu identifizieren.«
    »Wer hat das veranlaßt?«
    »Ich glaube, es war Ann-Britt. Auf jeden Fall habe ich mit ihr gesprochen.«
    »Es besteht also kein Zweifel mehr daran, daß er es ist?«
    »Nicht, soweit ich verstanden habe. Es ist ihnen wohl auch gelungen, die Eltern ausfindig zu machen.«
    »Dann wissen wir das«, sagte Wallander. »Zuerst Sonja Hökberg. Und dann ihr Freund.«
    Nyberg sah verblüfft aus. »Ich dachte, ihr habt geglaubt, er |383| hätte sie getötet. Das müßte dann ja eher auf Selbstmord schließen lassen. Auch wenn es eine wahnsinnige Art und Weise ist, sich das Leben zu nehmen.«
    »Es kann andere Möglichkeiten geben«, meinte Wallander. »Das wichtigste im Moment ist jedoch, daß wir ihn identifiziert haben.«
    Wallander ging in sein Zimmer. Er hatte gerade die Jacke ausgezogen und noch Zeit genug gehabt zu bereuen, den Brief von Elvira Lindfeldt fortgeworfen zu haben, als das Telefon klingelte. Es war Lisa Holgersson. Sie wollte ihn sofort sprechen. Von bösen Vorahnungen erfüllt, ging er zu ihr. Normalerweise redete Wallander gern mit ihr. Aber seit sie ihm vor einer Woche offenes Mißtrauen entgegengebracht hatte, mied er sie. Lisa saß hinter ihrem Schreibtisch. Ihr normalerweise offenes Lächeln wirkte angestrengt. Wallander setzte sich. Indem er Wut ansammelte, bereitete er sich darauf vor, ihr Kontra zu geben, egal, was kam.
    »Ich will gleich zur Sache kommen«, sagte sie. »Das Disziplinarverfahren gegen dich aufgrund des Vorfalls zwischen Eva Persson, ihrer Mutter und dir ist jetzt eingeleitet worden.«
    »Wer leitet die Untersuchung?«
    »Ein Mann aus Hässleholm.«
    »Ein Mann aus Hässleholm. Das klingt ja wie der Titel einer Fernsehserie.«
    »Er ist Kriminalbeamter. Außerdem bist du beim Justizombudsmann angezeigt worden. Und nicht nur du. Ich auch.«
    »Aber du hast ihr doch keine Ohrfeige gegeben.«
    »Ich bin verantwortlich für das, was hier passiert.«
    »Wer hat Anzeige erstattet?«
    »Eva Perssons Anwalt. Er heißt Klas Harrysson.«
    »Dann weiß ich das jetzt«, sagte Wallander und stand auf. Er war inzwischen richtig geladen. Außerdem begann die Energie vom Morgen sich zu verflüchtigen, und das wollte er nicht.
    »Ich bin noch nicht ganz fertig.«
    »Wir sind mitten in einer komplizierten Mordermittlung.«
    »Ich habe heute morgen mit Hansson gesprochen. Ich bin auf dem laufenden.«
    Davon hat er nichts erwähnt, als ich mit ihm gesprochen habe, dachte Wallander. Das Gefühl, daß seine Kollegen hinter seinem |384| Rücken agierten oder zumindest ihm gegenüber nicht ehrlich waren, befiel ihn aufs neue.
    Wallander setzte sich schwerfällig.
    »Es ist eine schwierige Situation«, fuhr sie fort.
    »Eigentlich nicht«, fiel Wallander ihr ins Wort. »Was da in dem Vernehmungszimmer zwischen Eva Persson, ihrer Mutter und mir passiert ist, hat sich exakt so abgespielt, wie ich es von Anfang an gesagt habe. Ich habe kein Wort an meiner Darstellung geändert. Man sollte mir auch ansehen können, daß ich nicht lüge. Ich bekomme keinen Schweißausbruch, werde nicht nervös oder gerate aus der Fassung. Was mich wütend macht, ist, daß du mir nicht glaubst.«
    »Wie stellst du dir das vor? Was soll ich

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