Wallander 08 - Die Brandmauer
Gewaltanwendung geöffnet worden. Martinsson hatte sich in den Wagen des Elektromonteurs gesetzt. Hansson telefonierte von seinem eigenen aus. Wallander schüttelte sich den Regen ab und setzte sich in Martinssons Wagen. Der Motor lief, die Scheibenwischer arbeiteten. Er drehte die Heizung hoch. Sein Hals tat weh. Er machte das Radio an, in dem eine Sondernachrichtensendung lief. Als er zuhörte, wurde ihm der Ernst der Situation bewußt.
Ein Viertel von ganz Schonen war ohne Strom. Von Trelleborg bis Kristianstad war es dunkel. Die Krankenhäuser hatten Notstromaggregate, aber sonst war der Stromausfall überall total. Ein Direktor von Sydkraft wurde interviewt und teilte mit, daß die Störung lokalisiert worden war. Man rechne damit, sie in einer halben Stunde behoben zu haben. Auch wenn einzelne Gegenden noch warten mußten.
|86| Hier wird es in einer halben Stunde keinen Strom geben, dachte Wallander. Er fragte sich, ob der Mann, der im Radio interviewt wurde, schon wußte, was passiert war.
Lisa Holgersson muß informiert werden, dachte er. Er nahm Martinssons Handy und wählte ihre Nummer. Es dauerte, bis sie abnahm.
»Wallander hier. Hast du gemerkt, daß kein Strom da ist?«
»Ist der Strom ausgefallen? Ich habe geschlafen.«
Wallander erzählte das Wichtigste.
Sie war sofort hellwach. »Soll ich kommen?«
»Ich denke, du solltest Kontakt mit Sydkraft aufnehmen. Damit ihnen klar ist, daß ihr Stromausfall eine polizeiliche Ermittlung nach sich zieht.«
»Was ist denn passiert? Ein Selbstmord?«
»Ich weiß nicht.«
»Kann es Sabotage sein oder eine terroristische Aktion?«
»Schwer zu sagen. Ausschließen können wir nichts.«
»Ich rufe Sydkraft an. Halt mich auf dem laufenden.«
Wallander beendete das Gespräch. Hansson kam durch den Regen gerannt. Wallander öffnete die Tür.
»Nyberg ist unterwegs. Wie sieht es da drinnen aus?«
»Es war nichts mehr übrig. Das Gesicht ist verbrannt.«
Hansson antwortete nicht. Er lief durch den Regen zu seinem eigenen Wagen.
Zwanzig Minuten später konnte Wallander im Rückspiegel die Lichter von Nybergs Wagen sehen. Er stieg aus und ging ihm entgegen.
Nyberg sah müde aus. »Was ist passiert? Aus Hansson konnte ich wie gewöhnlich nicht schlau werden.«
»Da drinnen ist ein Toter. Verbrannt. Nicht viel übrig.«
Nyberg blickte um sich. »Das kommt dabei raus, wenn man sich mit Hochspannung verbrennt. Ist das der Grund, warum alles dunkel ist?«
»Vermutlich.«
»Soll das heißen, daß halb Schonen jetzt darauf wartet, daß ich fertig werde? Damit sie ihren Strom wiederbekommen?«
|87| »Falls das so ist, können wir darauf jedenfalls keine Rücksicht nehmen. Aber ich glaube, sie sind schon dabei, den Strom wieder in Gang zu bringen. Nur gerade hier nicht.«
»Wir leben in einer verwundbaren Gesellschaft«, sagte Nyberg und begann sogleich, dem Techniker, der ihn begleitete, Anweisungen zu geben.
Das gleiche hat Erik Hökberg gesagt, dachte Wallander. Daß wir in einer verwundbaren Gesellschaft leben. Seine Computer werden ausgegangen sein, falls er nachts auf ist und darauf herumtippt, um Geld zu verdienen.
Nyberg arbeitete schnell und effektiv. In kurzer Zeit waren Scheinwerfer aufgebaut und an einen scheppernden Generator angeschlossen. Martinsson und Wallander hatten sich ins Auto gesetzt. Martinsson blätterte in seinen Notizen.
»Andersson wurde von dem diensttuenden Kollegen bei Sydkraft angerufen, der Ågren heißt. Sie hatten die Störung hier lokalisiert. Andersson wohnt in Svarte. Er brauchte zwanzig Minuten hierher. Er sah sofort, daß das Tor aufgebrochen war. Die Stahltür dagegen war aufgeschlossen worden. Als er hineinschaute, sah er, was los war.«
»Hat er etwas beobachtet?«
»Als er kam, war niemand hier, und er ist niemandem begegnet.«
Wallander überlegte. »Wir müssen das mit den Schlüsseln klären«, sagte er.
Andersson telefonierte mit Ågren, als Wallander in seinen Wagen stieg. Er beendete das Gespräch sofort.
»Ich kann mir denken, wie sehr Sie das mitgenommen hat«, sagte Wallander.
»So etwas Entsetzliches habe ich noch nie gesehen. Was ist denn passiert?«
»Das wissen wir nicht. Als Sie ankamen, war das Tor also aufgebrochen, aber die Stahltür war angelehnt, ohne Gewaltanwendung. Wie erklären Sie sich das?«
»Das erkläre ich mir überhaupt nicht.«
»Wer hat außer Ihnen noch Schlüssel zu dieser Anlage?«
»Ein anderer Reparateur, der in Ystad wohnt. Er heißt Moberg. |88| Das Hauptbüro
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