Wallander 08 - Die Brandmauer
besitzt natürlich Schlüssel. Die Kontrolle ist sehr streng.«
»Aber es hat jemand aufgeschlossen?«
»Es sieht so aus.«
»Ich nehme an, daß diese Schlüssel nicht einfach zu kopieren sind?«
»Die Schlösser sind in den USA hergestellt. Es soll unmöglich sein, sie mit falschen Schlüsseln zu öffnen.«
»Wie heißt Moberg mit Vornamen?«
»Lars.«
»Kann er vergessen haben abzuschließen?«
Andersson schüttelte den Kopf. »Das wäre gleichbedeutend mit Entlassung. Die Kontrollen sind scharf. Die Sicherheitsvorkehrungen sind in den letzten Jahren noch verstärkt worden.«
Wallander hatte vorerst keine Fragen mehr. »Am besten warten Sie noch«, sagte er. »Falls wir noch Fragen haben. Und ich möchte, daß Sie Lars Moberg anrufen.«
»Warum das?«
»Bitten Sie ihn nachzusehen, ob er seine Schlüssel noch hat. Die für diese Tür.«
Wallander stieg aus. Es regnete jetzt weniger. Das Gespräch mit Andersson hatte seine Unruhe verstärkt. Natürlich konnte es Zufall sein, daß sich ein Mensch, der sich ums Leben bringen wollte, gerade diese Transformatorstation ausgesucht hatte. Aber vieles sprach dagegen. Nicht zuletzt der Umstand, daß die Stahltür mit Schlüsseln geöffnet worden war. Das wies in eine andere Richtung: daß jemand ermordet und anschließend zwischen die stromführenden Leitungen geworfen worden war, um zu verbergen, was eigentlich geschehen war.
Wallander trat ins Scheinwerferlicht. Der Fotograf war gerade mit seinen Bildern und den Videoaufnahmen fertig geworden. Nyberg kniete neben dem toten Körper. Er grummelte verärgert, als ihm Wallanders Schatten einen Moment lang in die Quere kam.
»Was hast du gesagt?«
»Daß es eine Ewigkeit zu dauern scheint, bis der Arzt kommt. Ich muß den Körper verrücken, um zu sehen, was dahinter ist.«
|89| »Was ist deiner Meinung nach passiert?«
»Du weißt doch, daß ich nicht gern spekuliere.«
»Und doch tun wir die ganze Zeit genau das. Also. Was glaubst du?«
Nyberg überlegte, bevor er antwortete. »Wenn jemand dies als Selbstmordmethode gewählt hat, wäre es, gelinde gesagt, makaber. Falls es sich um Mord handelt, wäre es eine ungewöhnlich brutale Vorgehensweise. Es erinnert an eine Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl.«
Vollkommen richtig, dachte Wallander. Was uns zu der Möglichkeit führt, daß jemand einen Racheakt begangen hat. Indem er einen Menschen auf eine sehr spezielle Art von elektrischem Stuhl befördert.
Nyberg wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Ein Kriminaltechniker hatte begonnen, den Bereich innerhalb des Zauns zu durchsuchen. Eine Ärztin erschien. Wallander hatte schon mehrfach mit ihr zusammengearbeitet. Sie hieß Susann Bexell, machte nicht viele Worte und ging sogleich an die Arbeit. Nyberg holte seine Thermoskanne und goß sich Kaffee ein. Er bot auch Wallander an, der dankend annahm. Mehr Schlaf würde er in dieser Nacht sowieso nicht bekommen. Martinsson tauchte neben ihnen auf, naß und verfroren. Wallander gab ihm seinen Kaffeebecher.
»Sie haben den Strom jetzt wieder in Gang gekriegt«, sagte Martinsson. »Sie schalten gerade um Ystad herum wieder ein. Weiß der Teufel, wie sie das machen.«
»Hat Andersson mit seinem Kollegen Moberg gesprochen? Wegen der Schlüssel?«
Martinsson ging, um nachzufragen. Wallander sah Hansson reglos hinter dem Steuer seines Wagens sitzen. Er ging hinüber und sagte ihm, er solle ins Präsidium zurückfahren. Ystad lag noch immer im Dunkeln. Hansson konnte dort von größerem Nutzen sein. Hansson nickte dankbar und fuhr davon.
Wallander trat zu der Ärztin. »Kannst du schon etwas über ihn sagen?«
»Auf jeden Fall so viel, daß du dich irrst. Es ist kein Mann. Es ist eine Frau.«
»Bist du sicher?«
|90| »Ja. Aber weitere Fragen werde ich nicht beantworten.«
»Ich habe trotzdem noch eine. War sie schon tot, als sie hier landete? Oder hat der Strom sie getötet?«
»Das weiß ich noch nicht.«
Wallander wandte sich nachdenklich um. Er war die ganze Zeit davon ausgegangen, daß es ein Mann war, der dort lag. Im gleichen Augenblick sah er, wie der Kriminaltechniker, der das Gelände am Zaun untersucht hatte, mit einem Gegenstand in der Hand zu Nyberg kam. Wallander ging zu ihnen.
Es war eine Handtasche.
Wallander starrte sie an.
Zuerst glaubte er, sich zu irren.
Dann wußte er mit Sicherheit, daß er sie schon einmal gesehen hatte. Und zwar am Tag zuvor.
»Sie lag am nördlichen Ende des Zauns«, sagte der Techniker, der Ek hieß.
»Ist das
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