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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Aber sie hatte bestimmt bemerkt, womit er sich beschäftigt hatte. Das ärgerte ihn.
    Ich werde nie eine Kontaktanzeige schreiben, dachte er wütend. Die Gefahr besteht, daß so eine wie Ann-Britt darauf antwortet.
    Sie sah müde aus. »Ich bin gerade erst mit Eva Persson fertig geworden«, sagte sie und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    Wallander schob alle Gedanken an Kontaktanzeigen beiseite. »Und wie war sie?«
    |175| »Sie hat ihre Geschichte nicht geändert. Sie bleibt dabei, daß Sonja Hökberg allein Lundberg erschlagen und erstochen hat.«
    »Ich habe gefragt, wie sie war.«
    Ann-Britt dachte nach, bevor sie antwortete. »Sie war anders. Sie wirkte besser vorbereitet.«
    »Woran hast du das gemerkt?«
    »Sie redete schneller. Viele ihrer Antworten machten den Eindruck, vorher zurechtgelegt worden zu sein. Erst als ich anfing, Fragen zu stellen, die sie nicht erwartet hatte, kehrte diese träge Gleichgültigkeit zurück. Damit schützt sie sich. Gibt sich selbst Zeit zum Nachdenken. Ob sie besonders clever ist, weiß ich nicht, aber verwirrt ist sie kaum. An ihren Lügen hält sie fest. Ich habe sie nicht einmal dabei ertappt, daß sie sich widersprach, obwohl wir zwei Stunden zusammengesessen haben. Das ist ziemlich beachtlich.«
    Wallander zog seinen Notizblock heran. »Wir nehmen jetzt nur das Wichtigste, deine Eindrücke. Den Rest kann ich lesen, wenn die Abschrift fertig ist.«
    »Für mich ist es vollkommen klar, daß sie lügt. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie eine Vierzehnjährige so verhärtet sein kann.«
    »Weil sie ein Mädchen ist?«
    »Es ist noch immer selten, daß Jungen so hart sind.«
    »Es ist dir also nicht gelungen, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen?«
    »Im Grunde nicht. Sie bleibt dabei, daß sie nicht mitgemacht hat. Und daß sie Angst vor Sonja Hökberg hatte. Ich versuchte, aus ihr herauszubekommen, warum sie Angst hatte. Aber das funktionierte nicht. Das einzige, was sie gesagt hat, war, daß Sonja sehr hart gewesen sei.«
    »Womit sie sicher recht hat.«
    Ann-Britt blätterte in ihren Aufzeichnungen. »Sie bestritt, daß Sonja angerufen habe, nachdem sie aus dem Präsidium abgehauen war. Es habe sich auch sonst niemand gemeldet.«
    »Wann hat sie von Sonjas Tod erfahren?«
    »Ihre Mutter war von Erik Hökberg angerufen worden und hat es ihr gesagt.«
    |176| »Aber Sonjas Tod muß sie erschüttert haben.«
    »Das behauptet sie. Aber anmerken konnte ich ihr nichts. Obwohl sie natürlich erstaunt tat. Aber sie hat nicht die leiseste Ahnung, was Sonja bei dieser Transformatorstation gewollt hat. Und sie kann sich auch nicht vorstellen, wer sie hingefahren hat.«
    Wallander stand auf und trat ans Fenster. »Hat sie wirklich überhaupt nicht reagiert? Kein Zeichen von Trauer oder Schmerz?«
    »Wie ich schon gesagt habe. Sie ist kontrolliert und kalt. Viele Antworten waren zurechtgelegt, andere waren reine Lügen. Aber ich hatte den Eindruck, daß sie ganz und gar nicht verwundert war über das, was geschehen ist. Obwohl sie das Gegenteil behauptet.«
    »Hattest du den Eindruck, daß sie fürchtete, ihr könnte selbst etwas passieren?«
    »Nein. Ich habe auch daran gedacht. Was mit Sonja passiert ist, hat ihr, was sie selbst betrifft, keine Angst eingejagt.«
    Wallander kehrte an den Tisch zurück. »Nehmen wir einmal an, es stimmt. Was besagt das?«
    »Daß Eva Persson vielleicht teilweise doch die Wahrheit sagt. Nicht, was den Mord an Lundberg angeht. Daß sie daran beteiligt war, davon bin ich überzeugt. Aber daß sie vielleicht wirklich nicht viel darüber wußte, was Sonja Hökberg sonst noch getrieben hat.«
    »Und was sollte das sein?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Warum haben sie im Restaurant die Plätze getauscht?«
    »Weil Sonja fand, daß es zog. Das wiederholt sie steif und fest.«
    »Und der Mann im Hintergrund?«
    »Sie bleibt dabei, niemanden gesehen zu haben. Sie hat auch nicht bemerkt, daß Sonja mit jemand außer ihr Kontakt hatte.«
    »Und sie hat auch nichts gesehen, als sie das Restaurant verließen?«
    »Nein. Das kann auch stimmen. Ich glaube nicht, daß man Eva Persson den Vorwurf machen kann, besonders aufmerksam zu sein.«
    »Hast du sie gefragt, ob sie Tynnes Falk kannte?«
    »Sie behauptet, den Namen nie gehört zu haben.«
    »Und war das die Wahrheit?«
    Ann-Britt zögerte mit der Antwort. »Vielleicht war da eine Andeutung von Unsicherheit. Ich kann es nicht genau sagen.«
    |177| Ich hätte das Verhör selbst führen sollen, dachte Wallander

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