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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Eine der langsamen Fähren, kein Flugboot. Eines späten Abends.«
    »Vor vierzig Jahren?«
    »Wir waren beide sehr jung. Sie saß an einem Tisch, es war eng, ich fragte, ob ich mich setzen dürfe, und das durfte ich. Ich erzähl dir ein andermal gern mehr. Im Moment bin ich nicht darauf vorbereitet, in der Vergangenheit zu graben. Lass uns noch einmal auf das Geld zurückkommen. Um welche Summen geht es?«
    »Ein paar Millionen. Aber du musst mir trotzdem erzählen, was passierte, nachdem die Fähre in Malmö angelegt hatte.«
    »Da passierte erst einmal nichts. Ich verspreche dir, später davon zu erzählen. Du meinst also, sie hätten einen Millionenbetrag beiseitegelegt? Woher kommt das Geld?«
    »Sparsamkeit.«
    Er zog die Stirn in Falten. Es war viel Geld dafür, dass es erspart und beiseitegelegt war. Er selbst konnte nicht einmal davon träumen, ähnliche Summen zusammenzusparen.
    »Ist das wirklich möglich? Könnte es sein, dass sie Steuern hinterzogen haben oder dass andere zwielichtige Geldgeschichten dahinterstecken?«
    »Hans zufolge nicht.«
    »Aber du sagst, er sei nicht eindeutig gewesen, was diese Gelder angeht?«
    »Was er ja auch nicht nötig gehabt hat. Bis vor ein paar Monaten war es doch ausschließlich ihre Angelegenheit, was sie mit ihrem Ersparten machten.«
    »Und was machten sie damit?«
    »Sie baten Hans, das Geld anzulegen. Vorsichtig, keine abenteuerlichen Spekulationen.«
    Wallander überlegte. Etwas sagte ihm, dass das gerade Gehörte von großer Bedeutung sein konnte. In seinem Leben als Polizist war er immer wieder daran erinnert worden, dass Geld die Ursache der schlimmsten und gröbsten Verbrechen war, die Menschen gegeneinander verüben konnten. Kein anderes Tatmotiv wurde so oft wiederholt und variiert. »Wer hat sich um die Geschäfte gekümmert? Beide oder nur Håkan?«
    »Das weiß Hans.«
    »Dann müssen wir mit ihm reden.«
    »Nicht wir. Ich. Wenn etwas Neues herauskommt, sage ich dir Bescheid.«
    Klara saß auf der Erde und gähnte. Linda nickte Wallander zu. Er nahm das Kind auf und legte es behutsam in die Hollywoodschaukel. Es lächelte ihm zu.
    »Ich versuche, mich selbst auf deinen Armen zu sehen«, sagte sie. »Aber es fällt mir schwer.«
    »Wie kommt das?«
    »Ich weiß nicht. Aber das sollte keine boshafte Spitze sein.«
    Ein Schwanenpaar kam über die Äcker geflogen. Wallander und Linda verfolgten die weißen Striche und das pfeifende Geräusch.
    »Kann es wirklich stimmen?«, sagte Linda. »Dass Louise ermordet worden ist?«
    »Die Ermittlung muss weitergehen. Aber es spricht vieles dafür.«
    »Aber warum? Und von wem? Und all dieses Gerede, dass sie russische Geheimunterlagen in der Tasche hatte? Das kann doch nur Nonsens sein.«
    »Sie hatte schwedische Geheimunterlagen in der Tasche. Die für Russland gedacht waren. Du musst genau zuhören, wenn ich etwas sage.«
    Er erwartete, dass sie wütend wurde, doch sie nickte nur.
    »Es bleibt eine Frage«, sagte Wallander. »Wo ist Håkan?«
    »Tot oder lebendig?«
    »Ich habe das Gefühl, dass er für mich immer lebendiger geworden ist, seit Louise tot aufgefunden wurde. Ich weiß, dass es nicht logisch ist, ich habe keine plausible Erklärung für meine Reaktion. Möglicherweise meine polizeiliche Erfahrung, die mit den Jahren ziemlich groß geworden ist. Aber auch da sind meine Erlebnisse von früher nicht eindeutig. Trotzdem glaube ich, dass er lebt.«
    »Hat er Louise getötet?«
    »Es gibt natürlich nichts, was dafür spricht.«
    »Aber auch nichts, was dagegen spricht?«
    Wallander nickte stumm. Genauso hatte er auch gedacht. Sie folgte der Schnitzelspur seiner Gedanken.
    Eine halbe Stunde später fuhr Linda nach Hause.
     
    Am Abend machte Wallander einen Gang mit Jussi. Er stellte sich an einen Grabenrand und pisste. Von einer frisch gemähten Wiese kam ein starker Duft.
    Plötzlich war ihm, als sähe er zumindest eins ganz klar. Was auch geschehen war, es hatte mit Håkan von Enke begonnen. Und mit ihm würde das Ganze auch enden. Louise war ein Zwischenglied. Auch wenn er bis vor kurzem noch daran gezweifelt hatte.
    Aber was das eigentlich besagte, wusste er nicht. Er ging zum Haus zurück, bedrückter als vorher. Das Einzige, was ihm in diesem Augenblick als unbestreitbare Tatsache erschien, war, dass Håkan von Enke in einem Festsaal in Djursholm vor ihm gestanden hatte und besorgt gewirkt hatte.
    Da fängt es an, dachte Wallander. Es fängt mit dem besorgten Mann an.
    So musste es sein. Ganz einfach:

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