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Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Wallander 09 - Der Feind im Schatten

Titel: Wallander 09 - Der Feind im Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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musste.

 
24
     
    Eine Nacht im Juli .
    Wallander blieb mit dem Stift in der Hand sitzen. Er fand, dass die Einleitung des Briefs, den er zu schreiben begonnen hatte, wie der Titel eines schlechten Films aus den fünfziger Jahren klang. Oder vielleicht eines bedeutend besseren Romans, der einige Jahrzehnte älter war. So einen Roman hatte es in seinem Elternhaus gegeben. In der Büchersammlung des Großvaters, der lange vor seiner Geburt gestorben war.
    Ansonsten stimmte die Beschreibung. Es war Juli geworden, und es war Nacht. Wallander war schon im Bett gewesen, als ihm einfiel, dass seine Schwester Kristina in einigen Tagen Geburtstag hatte. Es war Wallander zur Gewohnheit geworden, ihr zu diesem Tag mit seiner Gratulation den einzigen Brief des Jahres zu schreiben. Also stand er wieder auf, da er sowieso noch nicht müde war, und warum sollte er dann im Bett liegen und sich von einer Seite auf die andere werfen? Er holte Papier und den Füller, den Linda ihm zum fünfzigsten Geburtstag geschenkt hatte, und setzte sich an den Küchentisch. Die ersten Wörter sollten so bleiben, wie sie da standen, eine Nacht im Juli , er änderte nichts. Es wurde ein kurzer Brief. Nachdem er geschildert hatte, wie viel Freude Klara ihm bereitete, fand er, dass es sonst nicht viel zu berichten gab. Die Briefe wurden von Jahr zu Jahr kürzer. Er fragte sich finster, wo es enden würde. Er las das Geschriebene durch, fand es dürftig, hatte aber nichts hinzuzufügen. Der Kontakt mit Kristina war in den letzten Lebensjahren seines Vaters am engsten gewesen. Danach hatten sie sich fast nie mehr getroffen, außer wenn Wallander inStockholm war und es ihm einfiel, sich bei ihr zu melden. Sie waren einander überhaupt nicht ähnlich und hatten ganz unterschiedliche Erinnerungsbilder an ihre Jugend. Wenn sie sich trafen, verstummten sie schon nach kurzer Zeit und sahen sich an, als wollten sie fragen: Haben wir uns wirklich nicht mehr zu sagen?
    Wallander klebte den Umschlag zu und legte sich wieder hin. Das Fenster war angelehnt. Aus der Ferne klangen die schwachen Geräusche von Musik und einem Fest herüber. Es raschelte im Gras vor dem Fenster. Er hatte recht daran getan, die Mariagata zu verlassen, dachte er. Hier draußen auf dem Land nahm er Geräusche wahr, die er früher nie gehört hatte. Von Düften ganz zu schweigen.
    Er blieb wach liegen und dachte an seinen Besuch im Polizeipräsidium am selben Abend. Er hatte ihn nicht geplant. Aber da sein Computer defekt war, fuhr er gegen neun Uhr hinein. Um nicht unnötig mit Kollegen von der Abend- und Nachtschicht zusammenzutreffen, ging er durch den Keller, tippte den Türcode ein und gelangte in sein Zimmer, ohne jemandem begegnet zu sein. In einem der Räume, an denen er vorüberschlich, wurde ein Gespräch geführt. Einer der Sprechenden war stark betrunken. Wallander war froh, dass er die Vernehmung nicht durchführen musste.
    Bevor er in Urlaub gegangen war, hatte er eine Kraftanstrengung unternommen und die Papierstapel auf seinem Schreibtisch abgearbeitet. Jetzt sah der Schreibtisch beinahe einladend aus. Er warf die Jacke auf seinen Besucherstuhl und schaltete den Computer an. Während er wartete, dass der Computer summend in Gang kam, holte er die beiden Mappen hervor, die er in einer Schreibtischschublade eingeschlossen hatte. Auf der einen stand »Louise«, auf der anderen »Håkan«. Die Buchstaben waren verschmiert. Er legte die erste Mappe zur Seite und konzentrierte sich auf die zweite. Ein Gespräch, das er vor wenigen Stunden mit Linda geführt hatte, ging ihm nicht aus dem Kopf. Sie hatte angerufen,als Klara schlief und Hans noch zu einem Laden mit verlängerten Öffnungszeiten gefahren war, um Windeln zu kaufen. Ohne überflüssige Worte hatte sie berichtet, was Hans erzählt hatte, nachdem sie ihm Fragen nach dem Geld seiner Eltern und nach der Beziehung seiner Mutter zu Ostdeutschland gestellt hatte. Außerdem hatte sie ihn gefragt, ob da noch etwas sei, was er ihr nicht erzählt habe. Zuerst war er gekränkt gewesen, und sie hatte lange gebraucht, ihn davon zu überzeugen, dass es um nichts anderes ging als um das, was seinen Eltern widerfahren war. Immerhin bewegten sie sich am Rande von etwas, was vielleicht Mord war. Hans hatte sich beruhigt, ihre Absicht verstanden und geantwortet, so gut er konnte.
    Wallander zog ein gefaltetes Stück Papier aus der Gesäßtasche und glättete es. Hier hatte er das Wichtigste von dem notiert, was sie gesagt hatte.
    Erst

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