Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
genau gegenüber vom Bahnhof, im Zentrum.«
    Wallander legte auf. »Eine wunderschöne Oper«, sagte er. »Die Musik, meine ich. Leider habe ich sie nie auf der Bühne gesehen.«
    »Ich gehe nie in die Oper«, sagte der Mann. »Die Musik reicht mir.«
    Wallander bedankte sich und ging. Dann irrte er lange mit dem Auto in der Gegend herum, bevor er den Weg zum Bahnhof fand. Es gab unzählige Fußgängerstraßen und Sackgassen. Er parkte im Halteverbot. Dann riß er ein paar Meter Toilettenpapier ab, stopfte es in die Tasche und ging über die Straße. Er drückte auf einen Knopf, an dem Boman stand. Das Türschloß summte, und Wallander ging hinein. Die Wohnung sollte im zweiten Stock sein. Wallander suchte vergeblich nach einem Fahrstuhl. Obwohl er langsam ging, kam er außer Atem. Eine sehr junge Frau, kaum fünfundzwanzig, stand in der Tür und wartete auf ihn. Sie hatte kurzgeschorenes Haar und viele Ringe in den Ohren. Wallander stellte sich vor und zeigte ihr seinen Ausweis. Sie würdigte das Papier keines Blickes, sondern bat ihn nur, hereinzukommen. Wallander sah sich verwundert um. In der Wohnung gab es fast keine Möbel. Die Wände waren kahl. Trotzdem war es auf eine Weise wohnlich. Nichts stand im Weg. Es gab nur das Notwendigste.
    |402| »Warum will die Polizei aus Ystad mit mir sprechen?« fragte sie. »Ich habe schon genug Probleme mit der Polizei hier in Lund.«
    Es klang so, als sei sie nicht übertrieben begeistert von Polizisten. Sie setzte sich in einen Sessel, und ihr Rock war sehr kurz.
    Wallander suchte nach einem Punkt direkt neben ihrem Gesicht, an den er seinen Blick heften konnte.
    »Ich werde mich kurz fassen«, sagte er. »Rolf Nyman.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Nichts. Aber er arbeitet bei Ihnen?«
    »Ich habe ihn als Reserve. Falls einer meiner festen DJs ausfallen sollte.«
    »Meine Frage kommt Ihnen vielleicht merkwürdig vor«, sagte Wallander. »Aber ich muß sie trotzdem stellen.«
    »Warum sehen Sie mir nicht in die Augen?« fragte sie plötzlich.
    »Das kommt wohl vor allem daher, daß Ihr Rock sehr kurz ist«, antwortete Wallander und wunderte sich über seine Offenheit.
    Sie brach in Lachen aus, streckte sich nach einer Decke und legte sie sich über die Beine. Wallander betrachtete die Decke, dann ihr Gesicht.
    »Rolf Nyman«, wiederholte er. »Ist es vorgekommen, daß er sich Scheinwerfer aus der Diskothek geliehen hat?«
    »Nie.«
    Wallander merkte, daß ein fast unsichtbarer Hauch von Unsicherheit über ihr Gesicht huschte. Sofort war seine Aufmerksamkeit geschärft. »Nie?«
    Sie biß sich auf die Lippe.
    »Es ist eine seltsame Frage«, sagte sie. »Aber tatsächlich sind vor ungefähr einem Jahr einige Scheinwerfer aus der Diskothek verschwunden. Wir haben es der Polizei als Einbruch gemeldet. Aber sie haben nie eine Spur gefunden.«
    »Wann war das? War es, nachdem Nyman bei Ihnen angefangen hatte?«
    Sie dachte nach.
    »Vor genau einem Jahr. Im Januar. Nachdem Nyman angefangen hatte.«
    »Sie hatten nie einen ihrer Angestellten im Verdacht?«
    |403| »Nein.«
    Sie stand auf und verließ schnell den Raum. Wallander betrachtete ihre Beine. Nach einem Moment kam sie mit einem Kalender in der Hand zurück.
    »Die Lampen verschwanden irgendwann zwischen dem 9. und 12.   Januar. Und jetzt, wo ich nachsehe, hat da tatsächlich Rolf gearbeitet.«
    »Was waren es für Lampen?« fragte Wallander.
    »Sechs Scheinwerfer. Eigentlich nichts für eine Diskothek. Sie waren mehr fürs Theater geeignet. Sehr stark, zweitausend Watt. Außerdem verschwanden eine Menge Kabel.«
    Wallander nickte langsam.
    »Warum fragen Sie danach?«
    »Darauf kann ich noch keine Antwort geben«, sagte Wallander. »Aber um eines muß ich Sie bitten. Sie können es als eine polizeiliche Anordnung betrachten. Kein Wort zu Rolf Nyman.«
    »Unter der Voraussetzung, daß Sie mit Ihren Kollegen hier in Lund reden und sie bitten, mich in Frieden zu lassen.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Sie begleitete ihn in den Flur.
    »Ich glaube, ich habe Sie gar nicht nach Ihrem Vornamen gefragt«, sagte er.
    »Linda.«
    »So heißt meine Tochter auch. Es ist ein sehr schöner Name.«
    Wallander bekam einen Niesanfall. Sie zog sich ein paar Schritte zurück.
    »Ich gebe Ihnen nicht die Hand«, sagte er. »Aber Sie haben mir die Antwort gegeben, auf die ich gehofft hatte.«
    »Sie verstehen natürlich, daß ich gern wüßte, worum es geht?«
    »Sie werden es erfahren. Früh genug.«
    Sie wollte gerade die Tür

Weitere Kostenlose Bücher