Wallander 10 - Wallanders erster Fall
fünf saß er im Auto und fuhr los.
Die erste Diskothek befand sich in einem alten Lagergebäude draußen im Freihafen von Malmö. Wallander hatte Glück. Gerade als er den Wagen anhielt, kam ein Mann aus der geschlossenen Diskothek. Wallander stellte sich vor und erfuhr, daß der Mann, den er vor sich hatte, Juhanen hieß, aus Haparanda kam und der Besitzer der Diskothek »Exodus« war.
»Wie kommt man aus Haparanda nach Malmö?« fragte Wallander.
Der Mann lächelte. Er war um die Vierzig und hatte schlechte Zähne.
»Man trifft ein Mädchen«, sagte er. »Die meisten ziehen aus einem von zwei Gründen weg. Um Arbeit zu suchen, oder weil sie jemanden kennenlernen.«
»Eigentlich wollte ich Sie nach Rolf Nyman fragen«, sagte Wallander.
»Ist was passiert?«
»Nein«, antwortete Wallander. »Nur Routinefragen. Er arbeitet manchmal für Sie?«
»Er ist gut. Hat vielleicht einen etwas konservativen Musikgeschmack. Aber er ist gut.«
»Eine Diskothek lebt von hoher Lautstärke und Lichteffekten«, sagte Wallander. »Wenn ich mich nicht völlig irre?«
»Richtig«, antwortete Juhanen. »Ich habe immer Wattepfropfen in den Ohren. Sonst wäre ich schon längst taub.«
»Hat sich Rolf Nyman jemals Beleuchtungsgeräte ausgeliehen? Ein paar von Ihren starken Scheinwerfern?«
»Warum hätte er das tun sollen?«
»Es war nur eine Frage.«
Juhanen schüttelte entschieden den Kopf.
»Ich habe sowohl das Personal als auch die Ausrüstung unter Kontrolle«, sagte er. »Hier verschwindet nichts. Hier wird auch nichts ausgeliehen.«
»Das war schon alles«, sagte Wallander. »Abgesehen davon, daß |400| ich es begrüßen würde, wenn Sie bis auf weiteres niemandem von unserem Gespräch erzählten.«
Juhanen lächelte. »Sie meinen, ich soll es Rolf Nyman nicht erzählen?«
»Genau.«
»Was hat er angestellt?«
»Nichts. Aber manchmal müssen wir ein bißchen Geheimniskrämerei betreiben.«
Juhanen zuckte mit den Schultern. »Ich sage nichts.«
Wallander fuhr weiter. Die zweite Diskothek lag in der Innenstadt. Sie war geöffnet. Der Geräuschpegel traf Wallander wie ein Schlag vor den Kopf, als er durch die Tür trat. Die Diskothek gehörte zwei Männern, von denen einer anwesend war. Wallander brachte ihn dazu, mit auf die Straße zu kommen. Auch seine Antwort war negativ. Rolf Nyman hatte nie Lampen ausgeliehen. Sonstige Geräte waren auch nicht verschwunden.
Wallander setzte sich ins Auto und putzte sich die Nase mit dem Toilettenpapier. Es ist sinnlos, dachte er. Verlorene Liebesmüh. Das einzige, was dabei herauskommt, ist, daß ich länger krank sein werde.
Dann fuhr er nach Lund. Die Niesanfälle kamen und gingen in Wellen. Vermutlich hatte er wieder Fieber. Die Diskothek in Lund hieß »Lagårn« und lag am östlichen Stadtrand. Wallander verfuhr sich mehrmals, bevor er sie fand. Die Beleuchtung war ausgeschaltet, die Türen waren verschlossen. Die Diskothek »Lagårn« war ein Teil einer ehemaligen Meierei, konnte Wallander an der Fassade lesen. Er fragte sich, warum die Diskothek nicht »Meierei« hieß, sondern »Kuhstall«. Er sah sich um. Um das Lokal herum lagen ein paar kleine Industriebetriebe. Dazwischen lag eine Villa in einem Garten. Wallander ging darauf zu, öffnete die Pforte und klingelte an der Tür. Ein Mann in seinem Alter öffnete. Im Hintergrund konnte Wallander Opernmusik hören.
Wallander zeigte seinen Ausweis. Der Mann bat ihn in den Flur.
»Wenn ich mich nicht irre, ist das Puccini«, sagte Wallander.
Der Mann betrachtete ihn prüfend.
»Stimmt«, sagte er. »
Tosca
.«
»Eigentlich bin ich hier, um über eine ganz andere Art von Musik |401| zu sprechen«, sagte Wallander. »Ich will mich kurz fassen. Ich muß herausfinden, wem die Diskothek hier nebenan gehört.«
»Wie in Dreiteufelsnamen soll ich das wissen? Ich bin Genforscher. Kein Diskjockey.«
»Trotzdem sind Sie ja Nachbarn«, sagte Wallander.
»Warum sprechen Sie nicht mit Ihren Kollegen?« schlug der Mann vor. »Da draußen ist ziemlich oft Krawall. Die müßten es wissen.«
Völlig richtig, dachte Wallander.
Der Mann zeigte auf ein Telefon, das auf einem Tisch im Flur stand. Wallander hatte die Nummer der Polizei in Lund im Kopf. Nachdem man ihn ein paarmal hin und her gereicht hatte, bekam er die Auskunft, die Diskothek gehöre einer Frau namens Boman. Wallander notierte ihre Adresse und Telefonnummer.
»Es ist leicht zu finden«, sagte der Polizist am anderen Ende der Leitung. »Sie wohnt in dem Haus
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