Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
Wohnzimmer tranken. Wallander versuchte mehrmals, sich selbst dazu zu bewegen, ihr die Wahrheit zu sagen. Aber als sie kurz vor drei Uhr ging, hatten sie nur verabredet, daß Wallander sich melden würde, wenn es ihm wieder besserginge.
    Den Rest des Tages lag Wallander im Bett. Er fing mehrere Bücher an, konnte sich aber nicht konzentrieren. Nicht einmal
Die geheimnisvolle Insel
von Jules Verne, sein absolutes Lieblingsbuch, vermochte sein Interesse zu wecken. Aber er erinnerte sich daran, daß eine der Personen im Buch auch Ayrton hieß, wie der tote Pilot, der zuletzt identifiziert wurde.
    Über lange Phasen dämmerte er im Halbschlaf dahin. Immer wieder tauchten die Pyramiden in seinen Träumen auf. Sein Vater kletterte und fiel, oder er selbst befand sich tief in einem engen Gang, wo riesige Steinmassen über seinem Kopf lasteten.
    Am Abend fand er in einer Küchenschublade eine Tütensuppe, die er sich zubereitete. Aber dann goß er fast alles weg. Er hatte keinen Appetit.
    Am Tag darauf ging es ihm immer noch schlecht. Er rief Martinsson an und sagte, er habe vor, im Bett zu bleiben. Er erfuhr, daß der Jahreswechsel in Ystad ruhig verlaufen war, an vielen anderen Orten im Land hingegen ungewöhnlich stürmisch. Gegen zehn Uhr ging er einkaufen, da sein Kühlschrank und die Speisekammer fast leer waren. Er ging auch in der Apotheke vorbei und kaufte Kopfschmerztabletten. Seinem Hals ging es besser. Aber jetzt lief die Nase. Als er die Kopfschmerztabletten bezahlen wollte, mußte er niesen. Der Apotheker sah ihn mißbilligend an.
    Er ging wieder ins Bett. Schlief ein.
    Plötzlich wachte er mit einem Ruck auf. Er hatte wieder von den Pyramiden geträumt. Aber etwas anderes hatte ihn geweckt. Etwas, das mit dem Gedanken zu tun hatte, der ihn zum Narren hielt.
    Was sehe ich nicht? dachte er. Er lag ganz still und starrte in den dunklen Raum. Es hatte etwas mit den Pyramiden zu tun. Und mit dem Silvesterabend bei seinem Vater in Löderup. Als er draußen auf dem Hof stand und in den Himmel schaute, hatte er die Sterne gesehen. Weil es um ihn herum dunkel war. Die Pyramiden bei |398| Kairo waren von starken Scheinwerfern angestrahlt. Sie hatten den Sternen das Licht genommen.
    Endlich bekam er den Gedanken zu fassen, der ihn beunruhigt hatte.
    Das Flugzeug, das heimlich über die schwedische Küste eingeflogen war, hatte etwas abgeworfen. In den Wäldern war Licht gesehen worden. Ein Gelände war markiert gewesen, damit die Maschine sich orientieren konnte. Scheinwerfer mußten an dem Feld installiert gewesen und anschließend wieder entfernt worden sein.
    Es waren die Scheinwerfer, die ihn beunruhigten. Wer hatte Zugang zu starken Strahlern?
    Die Idee schien weit hergeholt. Trotzdem vertraute er auf seine Intuition. Er überlegte eine Weile, im Bett sitzend. Dann faßte er einen Entschluß, stand auf, zog sich seinen alten Bademantel über und rief im Polizeipräsidium an. Er wollte mit Martinsson sprechen. Es dauerte ein paar Minuten, bis er ans Telefon kam.
    »Tu mir einen Gefallen«, sagte Wallander. »Ruf Rolf Nyman an. Den, mit dem Holm in dem Haus bei Sjöbo gewohnt hat. Ruf an und tu so, als sei es eine Routinesache. Ein paar Personenangaben, die noch fehlen. Nyman hat mir erzählt, daß er als Diskjockey in verschiedenen Diskotheken arbeitet. Frag ihn, so ganz nebenbei, nach den Namen der Lokale, in denen er jobbt.«
    »Warum ist das wichtig?«
    »Ich weiß nicht«, log Wallander. »Aber tu mir den Gefallen.«
    Martinsson versprach zurückzurufen. Wallander hatte sofort den Mut verloren. Es war natürlich viel zu weit hergeholt. Aber wie Rydberg gesagt hatte: Jeder Stein mußte umgedreht werden.
    Die Stunden vergingen. Es war schon Nachmittag. Martinsson meldete sich nicht. Das Fieber war zurückgegangen. Aber Wallander bekam immer noch Niesanfälle. Und seine Nase lief.
    Um halb fünf rief Martinsson an. »Ich habe ihn eben erst erreicht«, sagte er. »Aber ich glaube, er hat keinen Verdacht geschöpft. Ich habe hier eine Liste von vier Diskotheken. Zwei in Malmö, eine in Lund und eine in Råå, kurz vor Helsingborg.«
    Wallander schrieb die Namen auf. »Gut«, sagte er.
    »Ich hoffe, du verstehst, daß ich neugierig bin?«
    »Ich hab nur so eine Idee. Wir können morgen darüber reden.«
    |399| Wallander beendete das Gespräch. Ohne zu zögern zog er sich an, verrührte ein paar Kopfschmerztabletten in einem Glas Wasser, trank eine Tasse Kaffee und nahm eine Rolle Toilettenpapier mit. Um Viertel nach

Weitere Kostenlose Bücher