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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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schließen, als Wallander noch eine Frage einfiel.
    »Wissen Sie etwas über Rolf Nymans Privatleben?«
    »Nichts.«
    »Sie wissen also nichts davon, daß er eine Freundin hat, die Drogenprobleme hat?«
    Linda Boman sah ihn lange an, bevor sie antwortete. »Ob er eine |404| Freundin hat, die Drogen nimmt, weiß ich nicht. Aber ich weiß, daß Rolf selbst stark heroinabhängig ist. Keine Ahnung, wie lange er noch durchhält.«
     
    Wallander trat auf die Straße. Mittlerweile war es zehn Uhr geworden. Die Nacht war kalt.
    Wir sind durch, dachte er.
    Rolf Nyman. Klar ist er es.

12
    Wallander war schon fast in Ystad, als er beschloß, nicht direkt nach Hause zu fahren. Im zweiten Kreisverkehr bei der Abfahrt zur Stadt bog er statt dessen nach Norden ab. Es war zehn Minuten nach elf. Seine Nase lief immer noch. Aber die Neugierde trieb ihn an. Er dachte, daß das, was er jetzt tat – zum wievielten Mal, wußte er nicht   –, gegen sämtliche elementaren Polizeiregeln verstieß. Vor allem gegen die, sich nicht in gefährliche Situationen zu begeben.
    Wenn es stimmte, wovon er überzeugt war, daß Rolf Nyman sowohl Holm als auch die Schwestern Eberhardsson erschossen hatte, dann war er eindeutig als gefährlich zu betrachten. Außerdem hatte er Wallander hinters Licht geführt. Und zwar gehörig und mit großem Geschick. Wallander hatte während der Fahrt von Malmö aus darüber nachgegrübelt, was Nyman zu den Taten getrieben haben könnte. Wo hatte das System einen Riß bekommen? Die denkbaren Antworten wiesen in mindestens zwei Richtungen. Es konnte sich um einen Machtkampf handeln oder um Einflußnahme auf den Drogenhandel.
    Linda Bomans Bemerkung über Nymans eigene Drogenabhängigkeit beunruhigte Wallander am meisten. Nyman spritzte sich selbst Heroin. Selten oder nie hatte Wallander es mit Drogenhändlern oberhalb des absoluten Bodensatzes zu tun gehabt, die selbst abhängig waren. Die Frage mahlte in Wallanders Kopf. Etwas stimmte da nicht, ein Teil fehlte.
    |405| Wallander bog in den Weg ein, der zum Haus führte, in dem Nyman wohnte. Er schaltete den Motor ab und das Licht aus. Aus dem Handschuhfach holte er eine Taschenlampe. Dann öffnete er vorsichtig die Wagentür, nachdem er die Innenbeleuchtung ausgeknipst hatte. Er horchte in die Dunkelheit, stieg aus und machte die Autotür so leise wie möglich zu. Es waren ungefähr hundert Meter bis zum Hofplatz. Er schirmte die Taschenlampe mit einer Hand ab und leuchtete vor seine Füße. Er spürte den kalten Wind. Zeit für einen wärmeren Pullover. Aber plötzlich lief seine Nase nicht mehr. Als er an den Waldrand kam, machte er die Taschenlampe aus. In einem Fenster war Licht. Also war jemand zu Hause. Jetzt kommt es auf den Hund an, dachte er. Er ging ungefähr fünfzig Meter den gleichen Weg zurück. Dann bog er ab in den Wald und schaltete die Taschenlampe wieder ein. Er würde sich von hinten nähern. Soweit er sich erinnerte, war das Zimmer, aus dem Licht drang, ein Durchgangszimmer mit Fenstern nach vorn und nach hinten.
    Er bewegte sich langsam, versuchte die ganze Zeit, nicht auf Zweige zu treten. Als er die Rückseite des Hauses erreicht hatte, war er durchgeschwitzt. Gleichzeitig fragte er sich immer eindringlicher, was er da eigentlich tat. Im schlimmsten Fall würde der Hund bellen und Rolf Nyman die erste Warnung geben, daß jemand ihn beobachtete. Er stand regungslos da und lauschte. Es war nur das Rauschen des Waldes zu hören. In der Ferne ein Flugzeug im Anflug auf Sturup. Wallander wartete, bis sein Atem wieder normal geworden war, und näherte sich dann vorsichtig dem Haus. Er ging in die Hocke und hielt die Taschenlampe nur wenige Zentimeter über den Boden. Kurz bevor er in das Licht trat, das aus dem Fenster schien, schaltete er die Lampe aus und zog sich in den Schatten an der Hauswand zurück. Der Hund war immer noch still. Er lauschte mit einem Ohr an der kalten Wand. Keine Musik, keine Stimmen, überhaupt kein Geräusch. Dann streckte er sich vorsichtig und sah durch das Fenster.
    Rolf Nyman saß mitten im Raum an einem Tisch. Er beugte sich über etwas, was Wallander zunächst nicht erkennen konnte. Dann sah er, daß Rolf Nyman Patiencen legte. Wallander fragte sich, was er eigentlich erwartet hatte. Einen Mann, der auf einer Waage weiße Pulvertütchen abwog?
    |406| Oder jemanden, der mit einem Gummiriemen um den Oberarm dasaß und sich einen Schuß setzte?
    Ich habe mich geirrt, dachte er. Es ist von Anfang bis Ende ein

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