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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wenn das Verzeichnis vollständig war, bedeutete dies, daß Hålén auf Schiffen gefahren war, die nicht unter schwedischer Flagge registriert waren. Dann würde es nahezu unmöglich sein, ihn zu finden. Wallander wußte plötzlich nicht mehr, was er eigentlich zu finden gehofft hatte. Eine Erklärung wofür?
    Es hatte fast eine Dreiviertelstunde gedauert, die Listen durchzusehen. Er stand auf und ging eine Etage höher. Auf dem Flur stieß er mit seinem Chef zusammen. »Solltest du nicht bei Hemberg sein?« fragte Lohman.
    »Ich bin auf dem Weg.«
    »Was hast du eigentlich in Arlöv gemacht?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Darum geht es ja bei der Besprechung mit Hemberg.«
    Lohman schüttelte den Kopf und eilte davon. Wallander war erleichtert, daß es ihm erspart blieb, die finsteren und deprimierenden Rauschgifthöhlen zu sehen, die seine Kollegen an diesem Tag durchsuchen mußten.
    Hemberg saß in seinem Zimmer und blätterte in ein paar Papieren.
    Wie gewöhnlich lagen seine Füße auf dem Tisch. Er sah auf, als Wallander in der offenen Tür erschien. »Was ist denn mit dir passiert?« fragte er und zeigte auf die Backe.
    »Ich bin gegen eine Tür gelaufen«, erwiderte Wallander.
    »Das ist genau die Antwort, die mißhandelte Ehefrauen geben, wenn sie ihre Männer nicht anzeigen wollen«, sagte Hemberg amüsiert und setzte sich auf seinem Stuhl zurecht.
    Wallander fühlte sich durchschaut. Er fand es immer schwerer, zu verstehen, was Hemberg eigentlich meinte. Er schien über eine Art doppelter Sprache zu verfügen, bei der sein Gesprächspartner die ganze Zeit nach dem eigentlichen Sinn hinter den Worten suchen mußte.
    »Wir warten immer noch auf das endgültige Resultat von |89| Jörne«, sagte Hemberg. »So etwas braucht seine Zeit. Solange wir nicht genau wissen, wann die Frau gestorben ist, können wir nicht von der Theorie ausgehen, daß Hålén sie getötet hat und anschließend nach Hause gegangen ist, um sich zu erschießen. Aus Reue oder Angst.«
    Hemberg stand auf und klemmte sich einen Stapel Papiere unter den Arm. Wallander folgte ihm zu einem Besprechungsraum etwas weiter den Korridor hinunter. Dort saßen schon einige Kriminalbeamte, unter ihnen Stefansson, der Wallander mißbilligend betrachtete. Sjunnesson reinigte seine Fingernägel und sah überhaupt keinen an. Außer ihnen waren noch zwei weitere Männer anwesend, die Wallander kannte. Der eine hieß Hörner, der andere Mattsson. Hemberg setzte sich ans Kopfende und wies auf einen Stuhl für Wallander.
    »Muß uns jetzt schon die Ordnungspolizei helfen?« fragte Stefansson. »Haben die nicht genug mit ihren Scheißdemonstranten zu tun?«
    »Die Ordnungspolizei braucht uns nicht zu helfen«, erwiderte Hemberg geduldig. »Aber Wallander hat die Frau draußen in Arlöv gefunden. Deshalb ist er hier. So einfach ist das.«
    Stefansson schien der einzige zu sein, der Wallanders Anwesenheit mit Mißbilligung zur Kenntnis nahm. Die anderen nickten freundlich. Wallander vermutete, daß sie vor allem froh darüber waren, Verstärkung zu bekommen. Sjunnesson legte den Zahnstocher fort, mit dem er seine Fingernägel gesäubert hatte. Offenbar war dies das Zeichen, daß Hemberg beginnen konnte. Wallander fiel die methodische Genauigkeit auf, mit der die Ermittlungsgruppe bei ihrer Besprechung vorging. Sie hielten sich einerseits an die vorliegenden Fakten. Anderseits erlaubten sie einander und vor allem Hemberg, Fühler in verschiedene Richtungen auszustrecken. Warum war Alexandra Batista ermordet worden? Was konnte es für einen Zusammenhang mit Hålén geben? Gab es irgendwelche anderen Spuren?
    »Die Edelsteine in Håléns Bauch«, sagte Hemberg gegen Ende der Sitzung. »Ich habe sie von einem Juwelier schätzen lassen. Hundertfünfzigtausend Kronen. Viel Geld also. Hier bei uns sind Menschen schon für wesentlich weniger ermordet worden.«
    |90| »Jemand hat vor ein paar Jahren einem Taxifahrer mit einem Eisenrohr den Kopf eingeschlagen«, sagte Sjunnesson. »Damals betrug die Beute zweiundzwanzig Kronen.«
    Hemberg blickte sich am Tisch um. »Die Nachbarn?« fragte er. »Was gehört? Was gesehen?«
    Mattsson blätterte in seinen Aufzeichnungen. »Keine Beobachtungen«, sagte er. »Die Batista hat isoliert gelebt. Ging selten aus, außer zum Einkaufen. Bekam keinen Besuch.«
    »Jemand muß aber doch Hålén haben kommen sehen«, wandte Hemberg ein.
    »Offenbar nicht. Dabei machten die nächsten Nachbarn den Eindruck, ganz normale Schweden zu

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