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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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einmal nach.«
    Diesmal ging es schneller. »Er ist am 1.   Januar 1962 eingezogen.«
    »Und wo wohnte er vorher?«
    »Das weiß ich nicht.«
    |97| »Ich dachte, es ginge aus Ihren Unterlagen hervor.«
    »Er hat im Ausland gelebt. Wo, kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Wallander nickte in den Hörer.
    »Dann ist das jetzt wohl alles. Ich verspreche Ihnen, Sie nicht noch einmal zu stören.«
    Er kehrte zu seinen Aufzeichnungen zurück. Hansson zieht von irgendeinem ausländischen Ort 1962 nach Malmö und ändert gleichzeitig seinen Namen. Er beginnt ein Verhältnis mit einer Frau in Arlöv. Ob sie sich von früher kannten, weiß ich nicht. Nach einigen Jahren wird sie ermordet, und Hålén begeht Selbstmord. In welcher Reihenfolge dies geschieht, ist nicht geklärt. Aber Hålén erschießt sich. Nachdem er einen Tippschein ausgefüllt, ein Zusatzschloß an seiner Tür angebracht sowie eine Reihe wertvoller Edelsteine verschluckt hat.
    Wallander verzog das Gesicht. Noch immer hatte er keinen Punkt gefunden, an dem er ansetzen konnte. Warum ändert ein Mensch seinen Namen, dachte er. Um sich unsichtbar zu machen? Um unauffindbar zu sein? Damit niemand weiß, wer man ist oder wer man gewesen ist?
    Wer man ist oder wer man gewesen ist?
    Wallander überlegte. Niemand hatte Hålén gekannt. Er war ein einsamer Wolf. Dagegen konnte es aber Menschen geben, die einen Mann namens Anders Hansson kannten. Die Frage war nur, wie er sie finden sollte.
    In diesem Augenblick fiel ihm etwas ein, was im Vorjahr passiert war und was ihm vielleicht dabei helfen konnte, einer Lösung näher zu kommen.
    Eines Abends war es zu einer Schlägerei zwischen ein paar Betrunkenen unten am Fähranleger gekommen. Wallander war mit ausgerückt, um die Schlägerei zu beenden. Einer der Beteiligten war ein dänischer Seemann namens Holger Jespersen. Nach Wallanders Auffassung war dieser unfreiwillig in die Schlägerei hineingezogen worden. Das hatte Wallander seinem Vorgesetzten auch gesagt. Er hatte darauf bestanden, daß Jespersen nichts getan habe, und sie hatten ihn laufenlassen, während die anderen zur Wache gebracht wurden. Danach hatte Wallander den Vorfall vergessen.
    Aber einige Wochen später war Jespersen plötzlich vor seiner |98| Tür in Rosengård aufgetaucht und hatte ihm eine Flasche dänischen Aquavit überreicht, als Dank für seine Hilfe. Wallander blieb unklar, wie Jespersen ihn gefunden hatte, aber er hatte ihn eingeladen. Jespersen hatte Alkoholprobleme, allerdings nur quartalsweise. Dazwischen arbeitete er auf verschiedenen Schiffen als Maschinist. Er war ein guter Geschichtenerzähler und schien jeden skandinavischen Seemann zu kennen, der in den letzten fünfzig Jahren gelebt hatte. Jespersen hatte erzählt, daß er seine Abende in einer Bar in Nyhavn verbrachte. Wenn er trocken war, trank er Kaffee, sonst Bier. Aber immer in derselben Kneipe. Wenn er sich nicht gerade irgendwo auf See befand.
    Jetzt fiel er Wallander wieder ein. Jespersen weiß es, dachte er. Auf jeden Fall kann er mir einen Rat geben.
    Wallander hatte seinen Entschluß bereits gefaßt. Wenn er Glück hatte, wäre Jespersen in Kopenhagen, und hoffentlich nicht mitten in einer seiner Saufperioden. Es war noch nicht drei Uhr. Den Rest des Tages würde Wallander damit verbringen, nach Kopenhagen und zurück zu fahren. Im Polizeipräsidium schien ihn niemand zu vermissen.
    Doch bevor er über den Sund fuhr, mußte er noch ein Telefongespräch führen. Es war, als ob der Entschluß, nach Kopenhagen zu fahren, ihm das nötige Selbstvertrauen gegeben hätte. Er wählte die Nummer des Frisiersalons, in dem Mona arbeitete.
    Die Frau, die abnahm, hieß Karin und war die Besitzerin. Wallander war ihr mehrfach begegnet. Er fand sie aufdringlich und neugierig. Mona meinte aber, sie sei eine gute Chefin. Er sagte, wer er war, und bat sie darum, Mona etwas zu bestellen.
    »Sie können selbst mit ihr sprechen«, sagte Karin. »Sie hat gerade eine Kundin unter der Trockenhaube.«
    »Ich sitze in einer Besprechung«, erwiderte Wallander und versuchte sehr beschäftigt zu klingen. »Bestellen Sie ihr bitte nur, daß ich mich bis spätestens zehn Uhr heute abend bei ihr melden werde.«
    Karin versprach, es Mona auszurichten.
    Hinterher merkte Wallander, daß ihm bei dem kurzen Gespräch der Schweiß ausgebrochen war. Aber er war trotzdem froh, daß er angerufen hatte.
    |99| Dann verließ er das Präsidium und erreichte gerade noch das Tragflügelboot um drei Uhr. In früheren

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