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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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endgültig den Bach hinunter.
    Wallander erreichte Malmö um halb drei in der Nacht. Sie waren erst kurz nach Mitternacht nach Kopenhagen zurückgekommen. Da hatte er den Gedanken, Mona anzurufen, bereits aufgegeben. Als er in Malmö an Land ging, regnete es in Strömen. Weil er nicht mehr genug Geld bei sich hatte, um ein Taxi zu nehmen, mußte er den ganzen Weg nach Rosengård zu Fuß gehen. Er war gerade durch die Wohnungstür gekommen, als ihm entsetzlich übel wurde. Nachdem er sich erbrochen hatte, bekam er Fieber.
    Die Muscheln, dachte er. Sag bloß nicht, daß ich jetzt wirklich eine Magenverstimmung habe.
    Den Rest der Nacht verbrachte Wallander auf ständiger Wanderschaft zwischen Bett und Toilette. Immerhin fiel ihm ein, daß er gar nicht angerufen hatte, um sich gesund zu melden. Also war er immer noch krank geschrieben. Im Morgengrauen gelang es ihm endlich, ein paar Stunden zu schlafen. Aber gegen neun Uhr mußte er wieder zur Toilette. Der Gedanke daran, Mona in diesem Zustand anzurufen, war ihm unmöglich. Bestenfalls würde sie einsehen, daß er krank war.
    Das Telefon schwieg. Den ganzen Tag rief niemand an.
    Spät am Abend begann er sich besser zu fühlen. Aber er war so schlapp, daß er sich nichts anderes machen konnte als eine Tasse |104| Tee. Bevor er wieder einschlief, fragte er sich, wie es Jespersen wohl ginge. Er hoffte, daß er genauso leiden mußte. Schließlich war es Jespersen gewesen, der vorgeschlagen hatte, Muscheln zu essen.
    Am nächsten Morgen versuchte er, ein gekochtes Ei zu essen. Aber es endete damit, daß er wieder zur Toilette laufen mußte. Den Rest des Tages verbrachte er im Bett, merkte aber, daß es seinem Magen langsam besserging.
    Kurz vor fünf am Nachmittag klingelte das Telefon. Es war Hemberg. »Ich habe nach dir gesucht«, sagte er.
    »Ich liege krank im Bett«, antwortete Wallander.
    »Magen-Darm-Grippe?«
    »Nein, eher Muscheln.«
    »Es gibt wohl kaum einen vernünftigen Menschen, der Muscheln ißt!«
    »Ich habe es leider getan, und das hat sich gerächt.«
    Hemberg wechselte das Thema. »Ich rufe an, um dir zu sagen, daß Jörne fertig ist«, sagte er. »Es war nicht so, wie wir gedacht haben. Hålén hat sich das Leben genommen, bevor Alexandra Batista erdrosselt wurde. Das bedeutet, daß wir diese Ermittlung einmal in eine andere Richtung drehen müssen. Es war also ein unbekannter Täter.«
    »Vielleicht war alles nur Zufall«, sagte Wallander.
    »Daß die Batista stirbt und Hålén sich erschießt? Mit Edelsteinen im Magen? Das kannst du jemand anderem erzählen. Aber uns fehlt ein Glied in der Kette. Der Einfachheit halber können wir sagen, daß sich ein Zweipersonendrama plötzlich in ein Dreipersonendrama verwandelt hat.«
    Wallander wollte Hemberg von Håléns Namensänderung erzählen, merkte aber, daß er wieder kotzen mußte. Er entschuldigte sich.
    »Wenn es dir bessergeht, dann komm morgen zu mir hoch«, sagte Hemberg. »Und denk daran, viel zu trinken. Flüssigkeit ist das einzige, was hilft.«
    Nachdem er schleunigst das Gespräch beendet und einen Besuch auf der Toilette absolviert hatte, kehrte Wallander ins Bett zurück. Den Abend und die Nacht verbrachte er irgendwo im Grenzbereich zwischen Wachen und Dösen. Sein Magen hatte sich jetzt beruhigt, |105| aber er war immer noch sehr schlapp. Er träumte von Mona und dachte an das, was Hemberg gesagt hatte. Aber es gelang ihm nicht, sich zu konzentrieren. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Am Morgen ging es ihm besser. Er machte sich Toast und trank eine Tasse schwachen Kaffee. Der Magen rebellierte nicht. Er lüftete die Wohnung. Die Regenwolken waren weitergezogen, und es war warm geworden. Gegen Mittag rief Wallander im Damenfrisiersalon an. Wieder war Karin am Apparat.
    »Können Sie Mona bestellen, daß ich heute abend anrufe?« fragte er. »Ich bin krank gewesen.«
    »Ich werde es ihr ausrichten.«
    Wallander konnte nicht sagen, ob ihre Stimme sarkastisch geklungen hatte. Er glaubte nicht, daß Mona besonders viel über ihr Privatleben erzählte. Zumindest hoffte er das.
    Gegen ein Uhr machte Wallander sich fertig, um ins Polizeipräsidium zu fahren. Sicherheitshalber rief er vorher an und fragte, ob Hemberg da sei. Nach mehreren ergebnislosen Versuchen, ihn zu erreichen oder zumindest zu erfahren, wo er sich befand, gab Wallander auf. Er entschloß sich, einkaufen zu gehen und sich dann den Rest des Nachmittags auf das Gespräch mit Mona vorzubereiten, das nicht leicht werden

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