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Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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würde.
    Er machte sich Suppe zum Abendessen, legte sich aufs Sofa und schaute fern. Kurz nach sieben klingelte es. Mona, dachte er. Sie hat eingesehen, daß etwas nicht stimmt, und ist hergekommen, um nach mir zu sehen. Aber als er die Tür öffnete, stand Jespersen davor.
    »Deine Scheißmuscheln«, sagte Wallander wütend. »Ich bin zwei Tage lang krank gewesen.«
    Jespersen sah ihn fragend an. »Ich habe nichts gemerkt«, sagte er. »Die Muscheln waren bestimmt in Ordnung.«
    Wallander begriff, daß es sinnlos war, weiter über das Essen zu reden. Er ließ Jespersen herein. Sie setzten sich in die Küche.
    »Hier riecht es aber komisch.«
    »So riecht es eben, wenn der Bewohner fast vierzig Stunden auf der Toilette zugebracht hat.«
    Jespersen schüttelte den Kopf. »Es muß was anderes gewesen sein«, sagte er, »nicht Anne-Birtes Muscheln.«
    |106| »Du bist hier«, sagte Wallander. »Das bedeutet, daß du mir etwas zu sagen hast.«
    »Bißchen Kaffee wäre ganz gut«, meinte Jespersen.
    »Mein Kaffee ist leider alle. Ich wußte ja nicht, daß du kommst.«
    Jespersen nickte. Er war nicht sauer. »Von Muscheln kann man schon ganz schöne Schmerzen in der Wampe kriegen«, sagte er. »Aber irre ich mich total, wenn ich glaube, daß dir eigentlich etwas anderes Sorgen macht?«
    Wallander blieb der Mund offenstehen. Jespersen sah geradewegs in ihn hinein, direkt ins Zentrum all seiner momentanen Schmerzen.
    »Du könntest recht haben. Aber darüber möchte ich jedenfalls nicht sprechen.«
    Jespersen hob beschwichtigend die Hände.
    »Du bist hier«, wiederholte Wallander. »Also hast du etwas zu erzählen.«
    »Habe ich dir schon einmal erzählt, wieviel Respekt ich vor eurem Präsidenten Palme habe?«
    »Er ist nicht Präsident. Er ist noch nicht einmal Ministerpräsident. Außerdem bist du wohl kaum hergekommen, um mir das zu sagen.«
    »Es muß trotzdem mal gesagt werden«, insistierte Jespersen. »Doch du hast recht damit, daß mich etwas anderes herführt. Wenn man in Kopenhagen wohnt, fährt man nur nach Malmö, wenn man ein Anliegen hat. Wenn du verstehst, was ich meine.«
    Wallander nickte ungeduldig. Jespersen konnte ziemlich umständlich sein. Außer, wenn er sein Seemannsgarn spann. Darin war er ein Meister.
    »Ich habe ein wenig mit Freunden in Kopenhagen geredet«, fuhr Jespersen ungerührt fort. »Aber das hat nichts gebracht. Dann bin ich nach Malmö rübergefahren, und da lief es besser. Ich habe mit einem alten Elektriker geredet, der eine halbe Ewigkeit die sieben Weltmeere besegelt hat. Ljungström heißt er. Lebt jetzt im Altersheim. Den Namen des Heims habe ich vergessen. Er kann sich kaum noch auf den Beinen halten, aber seine Erinnerung ist klar.«
    »Und was hat er gesagt?«
    |107| »Nichts. Aber er hat vorgeschlagen, ich soll ein bißchen mit einem Mann draußen im Freihafen reden. Und als ich den gefunden habe und nach Hansson und Hålén frage, da hat er gesagt: Die sind aber verdammt gefragt, die beiden.«
    »Was hat er damit gemeint?«
    »Was glaubst du? Du bist doch Polizist, du mußt doch verstehen, was normale Menschen nicht begreifen.«
    »Noch mal, was hat er gesagt?«
    »Daß die aber verdammt gefragt wären, die zwei.«
    Wallander begriff. »Also hat noch jemand anders nach ihm gefragt.«
    »Yes.«
    »Und wer?«
    »Er kannte den Namen nicht. Aber er hat behauptet, es war ein Typ, der ein bißchen heruntergekommen gewirkt hat. Unrasiert, schlecht gekleidet, nicht nüchtern.«
    »Und wann ist das gewesen?«
    »Vor einem Monat.«
    Ungefähr zu der Zeit, als Hålén sein Zusatzschloß hat einbauen lassen, dachte Wallander. »Und er wußte nicht, wie der Mann hieß? Kann ich selber mit ihm reden? Wie heißt er?«
    »Er will nicht mit Polizisten reden.«
    »Warum nicht?«
    Jespersen zuckte mit den Schultern. »Du weißt doch, wie das in einem Hafen ist. Schnapskisten gehen zufällig kaputt. Der eine oder andere Kaffeesack fehlt plötzlich.«
    Wallander hatte von so was reden hören.
    »Aber ich habe mich noch ein bißchen weiter umgehört«, sagte Jespersen. »Und wenn ich richtig verstanden habe, gibt es da so ein paar wilde Typen, die sich ab und zu treffen und sich die eine oder andere Flasche teilen. In diesem Park da, mitten in der Stadt. Ich habe jetzt den Namen vergessen. Etwas mit P.«
    »Pildammspark?«
    »Genau der. Übrigens hat der Typ, der nach Hålén und Hansson gefragt hat, ein hängendes Lid.«
    »Welches Auge?«
    »Es dürfte nicht schwer zu erkennen sein, wenn du ihn

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