Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
findest.«
    |108| »Er hat also nach Hålén oder Hansson gefragt. Vor ungefähr einem Monat. Und er treibt sich im Pildammspark herum?«
    »Ich dachte, wir könnten versuchen, ihn aufzutreiben, bevor ich zurückfahre«, sagte Jespersen, »und vielleicht sehen wir ja unterwegs ein Café.«
    Wallander schaute auf die Uhr. Halb acht.
    »Heute abend geht es nicht. Ich bin verabredet.«
    »Na, dann fahre ich zurück nach Kopenhagen. Und rede mit Anne-Birte über ihre Muscheln.«
    »Es kann auch etwas anderes gewesen sein«, meinte Wallander. »Genau das werde ich Anne-Birte auch sagen.«
    Sie waren in den Flur hinausgegangen. »Vielen Dank, daß du gekommen bist«, sagte Wallander, »und danke für deine Hilfe.«
    »Keine Ursache«, erwiderte Jespersen. »Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich damals, als diese Kerle die Schlägerei angefangen haben, Strafe zahlen müssen und bestimmt noch Ärger gekriegt.«
    »Bis bald«, sagte Wallander. »Aber Muscheln essen wir keine mehr!«
    »Muscheln essen wir keine mehr«, sagte Jespersen und ging.
    Wallander kehrte in die Küche zurück und machte sich Notizen über das, was er gerade gehört hatte. Jemand hatte nach Hålén oder Hansson gesucht. Das war vor einem Monat gewesen. Zur gleichen Zeit hatte Hålén ein zusätzliches Schloß in seine Tür einbauen lassen. Der Mann, der sich nach Hålén erkundigen wollte, hatte ein herabhängendes Lid, schien auf die eine oder andere Weise ein Herumtreiber zu sein und hielt sich möglicherweise im Pildammspark auf.
    Wallander legte den Stift beiseite. Auch hierüber werde ich mit Hemberg sprechen müssen, dachte er. Jetzt ist es tatsächlich eine richtige Spur.
    Dann fiel Wallander ein, daß er Jespersen hätte bitten sollen, auch danach zu fragen, ob einer seiner Bekannten einmal von einer Frau namens Alexandra Batista hatte reden hören.
    Es ärgerte ihn, daß ihm ein solches Versäumnis unterlaufen war. Ich denke unvollständig, sagte er zu sich selbst. Ich mache vollkommen unnötige Fehler.
    Es war inzwischen Viertel vor acht geworden. Wallander ging in |109| seiner Wohnung auf und ab. Er war rastlos, obwohl sein Magen wieder in Ordnung war. Er überlegte, ob er seinen Vater unter der neuen Telefonnummer draußen in Löderup anrufen sollte. Aber es bestand die Gefahr, daß sie sich wieder streiten würden. Es reichte mit Mona.
    Damit die Zeit verging, machte er einen Spaziergang um den Block. Der Sommer war gekommen.
    Es war ein warmer Abend.
    Er fragte sich, was nun aus der geplanten Reise nach Skagen würde.
    Um halb neun war er zurück in seiner Wohnung. Er setzte sich an den Küchentisch und legte die Armbanduhr vor sich hin. Ich benehme mich wie ein Kind, dachte er. Aber im Moment weiß ich wirklich nicht, wie ich es ändern könnte.
    Als es neun Uhr war, rief er an. Mona antwortete sofort.
    »Bevor du wieder auflegst, würde ich gerne was erklären«, begann Wallander.
    »Wer hat denn gesagt, daß ich vorhabe, wieder aufzulegen?«
    Wallander war verwirrt. Er hatte sich so gut vorbereitet und genau gewußt, was er sagen wollte. Statt dessen redete jetzt sie.
    »Ich glaube dir, daß du alles erklären kannst«, sagte sie, »aber im Moment interessiert mich das nicht. Ich finde, wir sollten uns treffen und miteinander reden.«
    »Jetzt?«
    »Nicht heute abend, aber morgen. Wenn du kannst.«
    »Ich kann.«
    »Dann komme ich morgen abend zu dir nach Hause. Aber nicht vor neun. Meine Mutter hat morgen Geburtstag, und ich habe versprochen, sie zu besuchen.«
    »Ich kann Abendessen machen.«
    »Das ist nicht nötig.«
    Wallander begann noch einmal von vorn mit seinen vorbereiteten Erklärungen, aber sie unterbrach ihn.
    »Wir reden morgen darüber«, sagte sie, »nicht jetzt. Nicht am Telefon.«
    Das Gespräch hatte weniger als eine Minute gedauert. Nichts war so gelaufen, wie Wallander es sich gedacht hatte. Es war ein |110| Gespräch, von dem er kaum zu träumen gewagt hätte. Auch wenn da ein Unterton war, der nichts Gutes verhieß.
    Die Vorstellung, den Rest des Abends zu Hause zu sitzen, machte ihn ruhelos. Es war erst Viertel nach neun. Nichts hindert mich daran, einen Spaziergang durch den Pildammspark zu machen, dachte er. Vielleicht sehe ich sogar einen Mann mit herabhängendem Lid.
    In einem der Bücher in seinem Regal lagen hundert Kronen in kleinen Scheinen. Wallander steckte sie in die Tasche, zog die Jacke an und verließ die Wohnung. Es war windstill und immer noch warm. Während er zur Bushaltestelle ging, summte

Weitere Kostenlose Bücher