Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Wallander 10 - Wallanders erster Fall

Titel: Wallander 10 - Wallanders erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
hatten. Er fuhr langsam zurück ins Polizeipräsidium. Die Unruhe, die er schon vorher empfunden hatte, war stärker geworden.
     
    Bis in den Abend hinein beschäftigten sie sich damit, das wenige Material, das sie hatten, zu bearbeiten. Gegen neun Uhr ging Wallander nach Hause. Die Ermittlungsgruppe wollte sich am nächsten Morgen um acht Uhr treffen.
    Als er in die Wohnung hinaufkam, machte er sich eine Dose Bohnen warm, das einzig Eßbare, was er finden konnte. Kurz nach elf war er eingeschlafen.
     
    Der Anruf kam um vier Minuten vor Mitternacht. Wallander nahm noch halb im Schlaf den Hörer ab. Am anderen Ende war ein Mann, der behauptete, einen Nachtspaziergang zu machen. Er stellte sich als derjenige vor, der sich am Morgen um Hilda Waldén gekümmert hatte.
    »Ich habe gerade jemanden in Lambergs Fotoladen verschwinden sehen«, flüsterte er.
    Wallander setzte sich im Bett auf. »Sind Sie sicher? Und es war kein Polizist?«
    »Ein Schatten ist durch die Tür geglitten«, berichtete der Mann. »Ich habe zwar ein schwaches Herz, aber meine Augen lassen noch nichts zu wünschen übrig.«
    |218| Das Gespräch wurde unterbrochen. Die Verbindung war gestört. Wallander blieb mit dem Hörer in der Hand sitzen. Es war ungewöhnlich, daß er so spät noch von jemand anderem als von Polizeikollegen angerufen wurde. Außerdem stand er nicht im Telefonbuch. Jemand mußte dem Mann in dem Chaos am Morgen seine Nummer gegeben haben.
    Er stand hastig auf und zog sich an.
    Es war kurz nach Mitternacht.
     
    Wallander erreichte den Platz, an dem das Fotoatelier lag, einige Minuten später. Er war zu Fuß gegangen, halb gelaufen, weil es ein kurzer Weg von seiner Wohnung in der Mariagata war. Dennoch war er außer Atem. Als er ankam, entdeckte er sogleich einen Mann, der ein Stück weit entfernt stand. Er eilte zu ihm, grüßte und nahm ihn mit zu einer Stelle in der Nähe, von wo aus sie den Eingang des Fotoladens im Auge behalten konnten, aber selbst nicht so leicht zu entdecken waren. Der Mann war an die Siebzig und hatte sich als Lars Backman vorgestellt. Er war pensionierter Direktor der Handelsbank. Er benutzte immer noch den alten Namen. Svenska Handelsbanken.
    »Ich wohne hier nebenan in der Ågata. Ich mache immer früh am Morgen und spät am Abend meine Runde. Das hat mir der Arzt verordnet.«
    »Beschreiben Sie, was Sie gesehen haben.«
    »Ich habe einen Mann beobachtet, der durch die Tür des Fotoateliers verschwunden ist.«
    »Einen Mann. Am Telefon sagten Sie, einen Schatten.«
    »Man denkt sich wohl automatisch, daß es ein Mann ist. Aber es kann natürlich auch eine Frau gewesen sein.«
    »Und Sie haben niemanden aus dem Laden herauskommen sehen?«
    »Ich habe aufgepaßt. Es ist keiner herausgekommen.«
    Wallander nickte. Er lief zur Telefonzelle und rief Nyberg an, der nach dem dritten Klingeln abnahm. Wallander hatte den Eindruck, daß er geschlafen hatte. Aber er fragte nicht weiter, sondern erklärte nur kurz, was passiert war. Er erfuhr, daß Nyberg die Schlüssel zum Laden bei sich zu Hause hatte. Früh am nächsten |219| Tag wollte er in das Fotoatelier zurückkehren, um die Spurensicherung abzuschließen. Wallander bat ihn zu kommen, so schnell er konnte, und beendete das Gespräch. Überlegte, ob er schon jetzt Hansson oder einen der anderen anrufen sollte. Allzuoft verstieß er gegen die Regel, daß ein Polizist nie allein agieren soll, wenn er sich in einer Situation befindet, die er nicht vollständig kontrollieren kann. Aber Wallander unterließ es. Nyberg war schließlich auch Polizist. Erst wenn er vor Ort war, würden sie entscheiden, wie sie weiter vorgehen wollten. Lars Backman war abwartend stehengeblieben. Wallander bat ihn freundlich, den Platz zu verlassen. Es würde ein weiterer Polizist erscheinen, und dann mußten sie alleine sein. Backman schien nicht unzufrieden damit zu sein, fortgeschickt zu werden. Er nickte nur und ging davon.
    Wallander merkte, daß er fror. Er trug nur ein Hemd unter der Jacke. Der Wind hatte zugenommen. Die Wolkendecke war aufgerissen. Es waren sicher nur ein paar Grad über Null. Er betrachtete den Eingang des Fotoladens. Konnte Backman sich geirrt haben? Er glaubte es nicht. Er versuchte zu erkennen, ob im Laden Licht brannte. Aber es war unmöglich auszumachen. Ein Auto fuhr vorüber. Kurz darauf noch eins. Dann entdeckte er Nyberg auf der anderen Seite des Platzes und ging ihm entgegen. Sie stellten sich an eine Hauswand, um sich gegen den Wind zu

Weitere Kostenlose Bücher