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Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Walled Orchard 01: Der Ziegenchor

Titel: Walled Orchard 01: Der Ziegenchor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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fast wie Griechen zu sprechen, aber im Grunde sind es nur Tiere – wie alle Ausländer.«
    »Einen Augenblick mal«, meldete ich mich zu Wort.
    »Du meinst, ich befinde mich in diesem Einsatz, weil mal ein Stück von mir aufgeführt würde?«
    »Warum wohl sonst?« fragte er zurück. »Und da praktisch sämtliche Tragiker, von denen sie gehört haben können, entweder zu alt oder… na ja, du weißt schon, nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind, Phrynichos sich geweigert hat zu gehen, Amyntas krank und Aristophanes mit seinem nächsten Stück beschäftigt ist und Piaton Zahnschmerzen hat, bleibst nur du übrig.«
    »Glaubst du, die haben von mir gehört?«
    »Das hoffe ich jedenfalls. Wir haben denen ein paar Abschriften von deinem Stück geschickt, das vor einiger Zeit den dritten Platz belegt hat – und natürlich jemanden, der es ihnen vorliest –, deshalb kennen es inzwischen wahrscheinlich alle auswendig.«
    Ich dankte ihm und ging, weil ich mich übergeben mußte. Es war schwierig, Kleonymos und Theoros gemeinsam mit meinem Nachbarn Mnesarchides mit einer Verschwörung gegen mich in Verbindung zu bringen, aber ich bin schon immer der Ansicht gewesen, daß Seereisen Anfälle von Verfolgungswahn fördern, und als wir schließlich in Thessalien anlegten, fühlte ich mich hundsgemein erbärmlich.
    Das Tempetal ist eine der lieblichsten Gegenden, in denen ich je gewesen bin. Dort wird der Lorbeer für die 360
    Kränze gesammelt, die den Siegern der Pythischen Spiele verliehen werden, und egal, wo man herkommt, man trifft dort auf eine Landschaft, die vermutlich jedem gefällt. Es gibt imposante Felsen, Berge und Wälder, die sich von allem anderen, was wir in Attika haben, gänzlich unterscheiden, und zu beiden Seiten des Flusses fruchtbare und extensiv genutzte Anbauflächen. Zur Linken liegt der Berg Ossa, der fast senkrecht über die Ebene aufragt, während sich zur Rechten der Olymp höchstpersönlich erhebt. Ich war von dieser Gegend derart bezaubert, daß ich schon fast erwartete, Zeus und Hera auf dem Berghang stehen und mir zuwinken zu sehen.
    Schon bald trafen wir auf die Reiter der Prinzen, die uns nach Larisa begleiten sollten. Wie alle guten Kaufleute hatten auch diese Thessalier ihre besten Waren ausgebreitet, um die Käufer anzulocken, und ich muß gestehen, daß ich von ihrer äußeren Erscheinung beeindruckt war. Es handelte es sich um große Menschen mit riesigen breitkrempigen Lederhüten, die je zwei Speere bei sich trugen und so mühelos auf ihren Pferden saßen, daß ich mich unweigerlich an Kentauren erinnert fühlte; und zwar nicht an diese grotesken Untiere in den Schnitzereien, sondern an die Kentauren, die man auf einigen Vasenbildern sieht, jung und verwegen, eher übermenschlich als halb Tier, halb Mensch. Sie redeten sehr wenig, und auch ihre Gesichter wirkten etwas eigenartig, denn viele von ihnen hatten sich trotz ihres Alters den Bart geschoren, und die meisten hatten strahlendblaue Augen und langes glattes Haar. Eigentlich sollte ich annehmen, daß Achilles wahrscheinlich so 361
    ausgesehen hatte, zumal er aus Phthia stammte; aber Achilles habe ich nie gemocht, diese Thessalier gefielen mir dagegen sehr.
    Es war nicht einfach, ein paar Worte aus ihnen herauszubekommen, während wir nach Larisa ritten –
    offenbar waren sie weder am Theater noch an anderen Dingen sonderlich interessiert, es sei denn, es ging um Schafe oder thessalische Politik. Wobei letztere anscheinend fast ausschließlich aus Mordanschlägen unter den herrschenden Familien bestand, wie ich aus ihren Gesprächen folgerte. Einer aus unserer Begleitung erzählte mir ein wenig über die derzeitigen Vorgänge, aber ich verlor schon bald den Faden, da die meisten thessalischen Stammesführer die gleichen Namen zu haben schienen, und als ich meinen Lehrer sagen hörte: »Und danach tötete Perdikkas, Sohn des Skopadas, den Perdikkas, Sohn des Perdikkas, wodurch Skopadas, Sohn des Thettalos, dem Perdikkas, Sohn des Kersebleptes, auf Gnade und Ungnade ausgeliefert war«, gab ich es auf und beschäftigte mich statt dessen damit, Vögel zu zählen. Aber diese Thessalier hatten etwas Vertrauenswürdiges und Aufrichtiges an sich, das ihre Unzulänglichkeiten als Gesprächspartner ausglich, und sie strahlten diese schwerfällige Würde aus, der man oft bei etwas begriffsstutzigen Leuten begegnet. Darüber hinaus gehörten sie zu jenen Menschen, denen es nichts ausmacht, wenn man eine halbe Stunde lang keinen Ton

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