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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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käme einer Sympathiebekundung für die Oligarchen gleich. Andererseits sprach sich das Stück selbst offen für die Demokratie aus, und in dem damals herrschenden Klima galt derjenige, der auf die eine oder andere Weise für eine der beiden Seiten eindeutig Stellung bezog, als mutiger Mensch. In der Stadt herrschte der allgemeine Eindruck, daß die geheimnisvollen Anführer des geplanten oligarchischen Staatsstreichs – wer das sein sollte, wußte zwar niemand, aber von ihrer Existenz waren alle überzeugt – überall umhergingen und Listen von eingefleischten Demokraten erstellten, die am großen Tag der Befreiung hingerichtet werden sollten, und auf diesen Listen wollte verständlicherweise niemand stehen. Von daher war es vom Archon viel verlangt, ein Stück auszuwählen, das die Oligarchie anprangerte. Ich kann nur vermuten, daß er letztendlich zu dem Schluß gelangte, die mir unterstellten Sympathien für die Oligarchie und die in meiner Komödie deutlich ausgesprochenen demokratischen Ansichten glichen sich gegenseitig aus, und er sich durch die Unterstützung des Stücks nach beiden Seiten abgesichert fühlte.
    Doch diese Faktoren waren nicht die einzigen, die gegen mich sprachen. Zunächst einmal war es eine Zeitlang her, seit ich das letzte Mal um einen Chor gebeten hatte, und solange ein Dichter nicht mit größter Regelmäßigkeit Werke vorlegt, wie es bei Aristophanes stets der Fall war, dauert es, gleichgültig, wie groß sein Ruf früher einmal gewesen war, nicht sehr lange, bis er entweder vergessen ist oder von irgendeinem vielversprechenden jungen Nachwuchstalent vom Thron gestoßen wird. Damals gab es gerade mehrere Männer, von denen man als der neuen Generation der Komödiendichter sprach, und beim Archon stapelten sich die Anträge für die Bereitstellung von Chören. Es genügt wohl, wenn ich an dieser Stelle einfüge, daß ich zum erstenmal gezwungen war, mich der Demütigung einer Reihe hinausgeschobener Entscheidungen zu unterwerfen, um schließlich als letzter der drei erfolgreichen Bewerber ausgewählt zu werden. Zum Schluß ging es sogar äußerst knapp aus, da der Archon den letzten Chor um Haaresbreite einem jungen Mann bewilligt hätte, von dem man bis heute nie wieder etwas gehört hat und der einen, wenn schon nicht sonderlich guten, zumindest vollkommen harmlosen Unsinn über Herakles und einen großen Kessel Linsensuppe zusammengeschrieben hatte.
    Doch letzten Endes bekam ich den Chor bewilligt, und die nächste Schwierigkeit bestand in der Zusammenstellung einer Besetzung. Da mir der Chor als letztem und erst nach langer Verzögerung genehmigt worden war, hatten mir die anderen Dichter sämtliche guten Schauspieler vor der Nase weggeschnappt und mir nur noch die absoluten Nieten und jungen Schauspielschüler übriggelassen, denen buchstäblich alles von Grund auf neu beigebracht werden mußte. Zu allem Unglück hatte sich Philonides, der sich für das Vorhaben von Tag zu Tag mehr begeisterte, einige der verzwicktesten und schwierigsten Tanznummern und mimischen Glanzstücke einfallen lassen, die man jemals auf der attischen Bühne gesehen hatte. Da aber nicht mehr genug Zeit zum Proben war und uns nur eine unerfahrene und grundsätzlich unfähige Besetzung zur Verfügung stand, wollte ich diese Meisterstücke unbedingt vereinfachen, um dem Publikum am fraglichen Tag wenigstens irgend etwas zeigen zu können. Aber Philonides wollte nichts davon wissen; statt dessen setzte er es sich in den Kopf, mit jedem Darsteller und Chortänzer einzeln zu proben, als hätten die Betroffenen ihr Lebtag noch nie ein Theater auch nur von weitem gesehen. Das kostete natürlich gewaltige Mengen an Zeit, Geld und Nerven, deren gesamte Reserven schon bald sehr knapp geworden waren, woraufhin Philonides dazu überging, seine Wut und Enttäuschung an mir auszulassen, was ich als äußerst ungerecht empfand. Doch wie ich es von vornherein gewußt hatte, erreichte er am Ende tatsächlich das, was er sich vorgenommen hatte. Es gibt nichts, wozu Philonides einen Chor oder die mitwirkenden Schauspieler nicht bringen könnte, wenn er erst einmal wild dazu entschlossen ist. Hätte der Rat ihm einen Chor bewilligt und ihm aufgetragen, mit diesem Sparta zu plündern, ich glaube, Philonides hätte auch das geschafft, und zwar schneller als ursprünglich geplant.
    Wie ich bereits vorhin erwähnt habe, stellte das Geld ein ganz erhebliches Problem dar. Es sah meinem Glück wieder einmal ganz ähnlich, daß

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