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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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auf der ganzen Welt keinen nutzloseren Ausrüstungsgegenstand vorstellen und war von Herzen froh, ihn endlich los zu sein. An meinem Schild klammerte ich mich jedoch weiterhin fest, da ich das Gefühl hatte, daß er mir im weiteren Verlauf der Ereignisse noch von Nutzen sein könnte.
    Was danach geschah, weiß ich nicht. Ein Teil der Kolonne vor uns kam plötzlich zum Stehen – ich glaube, der Pfad wurde ein Stück weiter unten etwas schmaler, wodurch ein Rückstau entstanden war –, während der Rest von uns weiterging. Als Folge davon blieben der kleine Zeus und ich stecken und waren unfähig, uns zu rühren, während die Männer aus den Trupps hinter uns den Hügel herab an uns vorbeiströmten. Mir war auf unangenehme Weise bewußt, daß sich der Feind nicht allzuweit dahinter befand, doch ich konnte nichts unternehmen, ohne Gefahr zu laufen, in den Bergabhang getreten zu werden, deshalb blieb ich lieber, wo ich war. Nach einer Weile erblickte ich den syrakusischen Feind zum erstenmal in großer Zahl aus der Nähe, was nur wenig zu meiner Aufmunterung beitrug. Diesmal war es möglich, die Syrakuser von den Athenern an der Art zu unterscheiden, wie die Athener unserer Einheit auf sie einschlugen und die Syrakuser ihrerseits parierten. Ich zog mein Schwert und versuchte, mich in ihre Richtung umzudrehen, aber ich gestehe, daß Kämpfen in diesem Augenblick das letzte war, was ich vorhatte.
    Da geriet ein den Pfad herabrennender Athener ins Stolpern und prallte mit mir zusammen, wodurch ich beinahe erneut umgestoßen worden wäre. Um Halt zu finden, klammerte er sich an mir fest, und sein Helm fiel ihm vom Kopf. Es war Aristophanes, der Sohn des Philippos. Ich kann nicht behaupten, daß ich mich über das Wiedersehen freute, zumal ich durch den Zusammenstoß kaum noch Luft bekam und die Syrakuser, die von den Athenern im Rücken auf uns zugetrieben wurden, inzwischen fast direkt hinter uns waren. Ich versuchte, Aristophanes beiseite zu stoßen, doch er wollte den Rand meines Brustpanzers einfach nicht loslassen – das war nämlich die Stelle, wo er sich an mir festgeklammert hatte. Wir rangen kurz miteinander, wobei ich mich nach Leibeskräften bemühte, ihn mit meinem Schild abzuschütteln, und er alles daransetzte, sich nicht von mir abschütteln zu lassen. Er hielt mich mit beiden Händen fest – Schild und Speer hatte er weggeworfen – und betrachtete mich anscheinend als eine Art Opferstätte, bei der er Zuflucht nehmen konnte. Genau in diesem Augenblick starteten die Syrakuser eine Angriffswelle gegen uns, und einer von ihnen holte mit dem Schwert zu einem Schlag auf Aristophanes’ kahlen und ungeschützten Schädel aus.
    Wenn schon nicht aus anderen Gründen, dann wünschte ich mir zumindest um der Entwicklung der attischen Komödie willen oftmals, ich hätte mich in diesem Augenblick um meine eigenen Angelegenheiten gekümmert. Wäre Aristophanes von dem Syrakuser umgebracht worden, hätte er mich zwangsläufig losgelassen, und ich hätte ohne weitere Unterbrechungen mein Heil in der allgemeinen Flucht suchen können. Aber ich hob von allen guten Geistern verlassen das Schwert, um den Schlag zu parieren, dessen Wucht mir durch jede einzelne Muskelfaser des Körpers fuhr. Aristophanes bemerkte, was geschah, und stieß einen lauten, spitzen Schrei aus, der beim Syrakuser irgend etwas zu bewirken schien – denn ich glaube nicht, daß er sich noch weiter mit uns abgegeben hätte, wenn mein Dichterkollege den Mund gehalten hätte. So, wie die Dinge standen, holte der Syrakuser jedoch zu einem erneuten gewaltigen Streich aus, der diesmal mir galt, und es gelang ihm, mir den Helmbusch samt Sockel sauber vom Helm abzutrennen. Zwar versuchte ich zurückzuschlagen, kam aber nicht an ihn heran. Daraufhin fügte Aristophanes der großen Anzahl seiner Verbrechen noch ein weiteres hinzu, indem er mich einfach losließ und um sein Leben rannte. Ich verlor das Gleichgewicht, taumelte nach vorn, wurde von einem anderen fliehenden Athener mit dem Rand seines Schilds mit furchtbarer Wucht getroffen und sah, wie der Syrakuser einen dritten Schlag gegen mich vollzog, den ich in meiner Lage nicht abwehren konnte. Ich spürte, wie er an der Seite des Helms abprallte und mir dabei das Gehirn im Schädel durchrüttelte, bis es ins Schäumen zu geraten schien. Der Syrakuser merkte, daß ich immer noch am Leben war, und geriet wohl zu der Überzeugung, ich sei unsterblich, denn er unternahm keinen weiteren Versuch, Gewalt gegen

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