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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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seiner Nachbarn über die Straße von Heloros heimgekehrt und auf dem Weg an einem bestimmten Bauernhof mit einem großen Obstgarten vorbeigekommen sei. Dort habe er angehalten, um sich zu erkundigen, was los sei, und man habe ihm erzählt, daß es auf dem Hof einen gewaltigen Kampf zwischen Athenern und Syrakusern gegeben habe. Allerdings habe das Ganze nicht viel Ähnlichkeit mit einem Kampf gehabt, habe man ihm erzählt. Fast zwanzigtausend Athener seien in den Obstgarten geflüchtet, aber nur sechstausend seien auf eigenen Füßen wieder herausgekommen, und die lägen jetzt alle, zusammen mit ihrem Heerführer Demosthenes, in Ketten und warteten darauf, als Gefangene in die Schieferbrüche abgeführt zu werden, wo Demosthenes enthauptet und der Rest bis zum Verkauf oder Tod arbeiten werde. Man habe diesen Männern sämtliches Geld abgenommen und damit vier Schilde füllen können. Danach sei das syrakusische Heer weitergezogen, um mit dem zweiten athenischen Heer unter dem berühmten Nikias auf die gleiche Weise zu verfahren.
    Ich dachte an Jason von Cholleidai und fragte mich, ob er noch lebte. Selbst wenn das der Fall war, hatte er es wenigstens nicht geschafft, mein Geld zu behalten. Dann fielen mir Kallikrates’ Worte ein, die er unmittelbar vor seinem Tod gesagt hatte.
    »Warum haben denn die Syrakuser das Beschießen des Obstgartens überhaupt eingestellt und Gefangene gemacht?« fragte ich. »Hat der Mann davon auch etwas gesagt?«
    »Die Pfeile sind ihnen ausgegangen«, antwortete mein Gastgeber. »Sonst hätten sie alle umgebracht. Gute Nacht.«

7. KAPITEL
     
    Am nächsten Morgen machten wir uns ziemlich früh wieder auf den Weg. Aristophanes sagte zwar, daß eigentlich er auf dem Pferd reiten müsse, weil er einen Kater habe und sich miserabel fühle, aber letztendlich konnte ich ihn davon überzeugen, daß dies keine gute Idee sei, indem ich ihm gegen den Kopf trat. Offenbar stellte ihn diese Antwort zufrieden, denn er sprach dieses Thema mindestens eine Stunde lang nicht mehr an.
    Unser Gastgeber hatte mir geraten, auf halber Höhe an den Berghängen entlangzureiten (was wir schon vorher getan hatten), weil dies die beste Möglichkeit sei, nicht gesehen zu werden; auf diese Weise würden wir weder auf die Bauern auf den Feldern stoßen noch auf die Schäfer auf den Gipfeln, und solange wir uns stets von der Akrai zugewandten Gebirgsseite fernhielten, seien wir ziemlich sicher. Angesichts Aristophanes'Verhalten gegenüber der Tochter unseres Gastgebers war ich mit mir selbst nicht ganz einig, ob wir seinen Rat befolgen sollten oder nicht. Da mir jedoch keine andere Möglichkeit einfiel, taten wir es. Seinen Worten zufolge sollten wir es in drei Tagen nach Catina schaffen oder sogar noch schneller, wenn wir uns beeilten und nicht verirrten. Verpflegung hatten wir für mehr als drei Tage, und außerdem etwas über zwölf Statere in kleiner Münze bekommen, vor allem syrakusische Arethusen, mit denen man auf ganz Sizilien bezahlen kann. Irgendwie beunruhigte mich diese Glückssträhne; abgesehen von unserer flüchtigen Bekanntschaft mit dem Steinbruchgewerbe liefen die Dinge viel zu glatt. Diese Furcht befiel mich etwa gegen Mittag und beschäftigte mich so, daß ich sie Aristophanes mitteilte. Das war dumm von mir.
    »Du hast es gut«, maulte er. »Du kannst auf dem Pferd reiten.«
    Ich sagte irgend etwas Abfälliges über das Pferd und gab mich wieder meinen Sorgen hin. Möglicherweise ruft Besorgnis vorbeugende Kräfte wach, ich weiß es nicht; jedenfalls gelang es uns, an diesem Tag eine ziemlich große Strecke zurückzulegen, ohne in irgendwelche Schwierigkeiten zu geraten. In der Bergwand entdeckten wir zum Übernachten eine kleine Höhle, und während sich Aristophanes die Sandalen auszog und mir ausführlich den Zustand seiner Füße beschrieb, packte ich die Satteltaschen aus, band das Pferd an und legte mich schlafen.
    Gleich beim Aufwachen wußte ich, daß etwas nicht stimmte.
    »Aristophanes, wo ist das Pferd?« wollte ich sofort von ihm wissen.
    »Keine Ahnung«, antwortete der Sohn des Philippos. »Mittlerweile wird es schon lange sehr weit weg sein. Zwar könnte ich mir durchaus vorstellen, daß du es vielleicht noch findest, aber das bezweifle ich doch sehr stark. Wahrscheinlich ist es den Berg hinunter ins Dorf zurückgelaufen. Ich glaube, es hat sich dort sehr wohl gefühlt.«
    Ich runzelte die Stirn. »Und wie hat es das deiner Meinung nach geschafft, wenn man bedenkt, daß ich es

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