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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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mein Freund wieder gesund wird, kannst du sie haben. Ganz für dich allein.«
    Das schien auf den alten Mann eine beträchtliche Wirkung zu haben. Er begann damit, in atemberaubender Geschwindigkeit im Haus herumzulaufen, den Inhalt von Krügen auszuschütten und das Feuer auf dem kleinen Dreifuß zu schüren, bis es prasselte. In einem Tonmörser mischte er irgend etwas zusammen und sang dabei ein Lied in einer Sprache, die ich nicht verstand. Da erst wurde mir klar, daß er gar kein Landsmann war, sondern ein Sikeler, einer jener Barbaren also, die auf Sizilien gelebt hatten, bevor die Griechen kamen. In meinem Leben hatte ich wenig mit Nichtgriechen zu tun gehabt (außer mit Orientalen und Skythen, und an die gewöhnt man sich schnell), und von diesem Moment an war ich von dem Alten fasziniert.
    Schließlich schien er davon überzeugt zu sein, daß sein merkwürdiges Gebräu fertig war. Um es zum Schluß noch zu verfeinern, packte er die Ziege, die friedlich in der Ecke des Raums stand, und preßte aus ihrem Euter ein paar Tropfen Milch in den Mörser, den er dann zum Durchwärmen oben auf den Rost des Dreifußes stellte. »Deinen Freund haben wir im Handumdrehen wieder auf den Beinen«, keuchte er (durch das ganze Herumlaufen war er völlig erschöpft). »Laß mich nur noch mal die Münze sehen.«
    »Später«, sagte ich, woraufhin er mir einen furchtbar finsteren Blick zuwarf. Dann nahm er den Mörser vom Dreifuß, beugte sich tief über Aristophanes und rieb ihm nun mit der klebrigen Masse das ganze Gesicht ein. Zum Glück war der Sohn des Philippos kaum bei Bewußtsein und schien nichts davon zu bemerken.
    »Laß ihm ein paar Stunden Zeit, dann ist er wieder so gut wie neu«, sagte der alte Mann.
    »Das will nicht viel heißen.«
    »Wie bitte?«
    »Schon gut.«
    Der Alte runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich weiß alles, was es über Fieber zu wissen gibt«, erklärte er stolz. »Schließlich kriege ich es selbst jedes Jahr. Da ist nichts dabei.«
    »Das ist gut zu wissen«, sagte ich. »Ich werde übrigens ein Pferd oder einen Esel oder so etwas Ähnliches brauchen.« Ich klingelte mit den Münzen im Geldbeutel. »Kannst du mir dabei überhaupt helfen?«
    Offenbar stand der alte Mann schwerste innere Qualen aus. Er schien die Stimmen der kleinen Münzen zu hören, die ihn anflehten, sie zu erwerben und sich um sie zu kümmern; aber einen Esel hatte er natürlich nicht und auch keine Möglichkeit, einen zu bekommen. Schließlich warf er mir einen derart mitleiderregenden Blick zu, daß ich schon fast bedauerte, dieses Thema angeschnitten zu haben. Doch dann breitete sich langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, das irgendwo hinter den Ohren entsprang und ihm zu guter Letzt sogar die Lippen auseinanderzog, wodurch das überraschende Fehlen sämtlicher Zähne enthüllt wurde.
    »Und ob ich das kann«, sagte er. »Warte hier auf mich.«
    Er eilte aus dem Haus, verschwand und ließ mich ausgesprochen verblüfft zurück. Nach einer Weile setzte ich mich neben Aristophanes und musterte ihn aufmerksam. Der Schweiß strömte nur so aus ihm heraus, er warf sich unruhig hin und her und begann zu stöhnen. Ich hätte ihn gern mit Wasser übergossen, um ihn abzukühlen, oder zumindest irgend etwas anderes getan, aber ich wollte mich in das Heilverfahren lieber nicht einmischen. Worum es sich bei diesem Zeug, das der alte Mann zusammengebraut hatte, auch immer handeln mochte, eine Wirkung schien es zu haben.
    Ich mußte eingeschlafen sein – zu dem Zeitpunkt war ich selbst am Ende meiner Kräfte –, denn ich erinnere mich erst wieder daran, als mich der Alte heftig schüttelte. Zunächst konnte ich mich nicht einmal mehr daran erinnern, wo ich überhaupt war und was hier gespielt wurde, und war überaus erschrocken.
    »Ich habe dir ein Maultier besorgt«, sagte der Alte. »Komm, sieh es dir an.«
    Ich rappelte mich hoch und folgte ihm aus dem Haus. Vor mir stand, an einen abgestorbenen Feigenbaum gebunden, die jämmerlichste Tiergestalt, die ich jemals in meinem Leben außerhalb einer Silbermine gesehen habe. Zwar erkannte man auf den ersten Blick, daß sie noch alle Rippen besaß, aber abgesehen davon hatte sie nur wenig zu bieten.
    »Das ist das Maultier meines Nachbarn«, erklärte der alte Mann stolz. »Ich habe es gerade gekauft. Für vier Statere gehört es dir.«
    Ich brach in schallendes Lachen aus – und dabei handelte es sich nicht etwa um irgendeinen Verhandlungstrick meinerseits, sondern nur

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