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Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer

Titel: Walled Orchard 02: Der Garten hinter der Mauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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sogar mit dem Gedanken, daraus von Solon bis Kleon zu machen, verwarf ihn aber wieder, weil ich einfach zu feige dazu war. Wenn alles so klappen würde, wie ich es mir vorstellte, sollte es zu meinem mit Abstand besten Stück werden, in dem nicht nur eine Frage, sondern sämtliche Themen behandelt wurden. Bei einem derart umfangreichen Stoff mußten die Seitenhiebe natürlich richtig sitzen, aber ich hatte das Gefühl, damit zurechtzukommen, solange ich wirklich mein Bestes gab.
    Ungefähr zu diesem Zeitpunkt – bitte erwarten Sie nicht von mir, präziser zu sein – trat Aristophanes, Sohn des Philippos, wieder in mein Leben. Wie ich Ihnen bereits erzählt habe, war er zutiefst in diese Geschichte mit den Statuen verwickelt, und um ihm gegenüber Gerechtigkeit walten zu lassen, befand er sich in der Gefahr, für ein derart banales Vergehen zum Tode verurteilt oder verbannt zu werden, so daß es ihm schwergefallen sein muß, sich mit dem Ernst der ganzen Angelegenheit abzufinden. Am merkwürdigsten daran war, daß bis auf die Beteiligten und einige wenige Augenzeugen wie mich niemand wirklich wußte, wer diese verflixten Statuen zerstört hatte. Wie Sie sich bestimmt erinnern, war dies in der Nacht vor dem Auslaufen der Flotte geschehen, so daß entweder alle geschlafen oder sich betrunken hatten. Wir Athener haben das Privileg, in einer Stadt zu leben, wo die nächtliche Lärmbelästigung durch das Zerschlagen von Vasen und dergleichen bereits so alltäglich ist, daß man so etwas gar nicht mehr wahrnimmt, und wie ich vermute, schenkten die meisten Leute an jenem Abend den Vorgängen auf der Straße keinerlei Beachtung. Das eigentlich Rätselhafte daran war, wie aus dieser an sich nichtigen Affäre durch einen kleinen Funken ein solch rasendes Feuer entstehen konnte. Der Durchschnittswähler hielt die Zerstörung der Statuen für einen Hinweis auf irgendeine umfassende Verschwörung; und wir Athener lieben nun einmal Verschwörungen. Da es absolut nichts gab, was auch nur annähernd einer erwiesenen Tatsache glich, die mit dieser Angelegenheit in Verbindung hätte gebracht werden können, stand der kreativen Vorstellungskraft meiner Landsleute nichts mehr im Wege. Praktisch waren ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es darum ging, sich selbst von etwas zu überzeugen, zumal sie über die notwendige Zeit und die Unterstützung Gleichgesinnter verfügten. Hätte ich die Frechheit besessen, das Gerücht in die Welt zu setzen, in Wahrheit seien die Frösche aus den Sümpfen für die Verschwörung verantwortlich gewesen, da sie unsere Schiffe an der Einfahrt in den syrakusischen Hafen gehindert hätten – und zwar auf Anweisung ihrer Brötchengeber, den Fröschen aus dem Schwemmland rund um Syrakus, die sich bei ihrer alljährlichen Paarung nicht stören lassen wollten –, dann nehme ich allen Ernstes an, daß mir alle geglaubt hätten. Vor allem wäre uns auf diese Weise eine Menge Ärger erspart geblieben; nur die Frösche aus den Sümpfen hätte man buchstäblich zum Frosch gemacht.
    Natürlich gab es in der Volksversammlung Debatten um die vermeintliche Verschwörung. Eins der herausragendsten Merkmale der Demokratie, das jeder, der diese Regierungsform in seiner Heimatstadt einführen will, bedenken sollte, ist die Tatsache, daß die Wähler wirklich alles für möglich halten. Wenn zum Beispiel eine Lebensmittelknappheit herrscht, ist es vollkommen sinnlos, ihnen zu erklären, daß es keine Möglichkeit gibt, an Lebensmittel heranzukommen, daß Byzantion durch die spartanische Flotte blockiert wird und wir nicht einmal ein Weizenkorn daran vorbeischleusen können oder die Staatskasse so leer ist, daß man in den Schatztruhen den blanken Boden sehen kann. Man wird es Ihnen nicht glauben, und Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als einen Sündenbock zu finden. Sie müssen aufspringen und rufen: ›Antimachos ist für den Getreidemangel verantwortlich! Er hat sich mit den Kornhändlern geeinigt, eine künstliche Verknappung herbeizuführen, und jetzt stopft er sich die Taschen voll, während eure Frauen und Kinder hungern. Deswegen schlage ich vor, daß wir Antimachos anklagen.‹ Wenn dann die meisten Wähler glücklich wie kleine Kinder loslaufen, um sich auf der Stelle an Antimachos zu rächen, und nur noch ein paar alte und verwirrte Männer in der Versammlung verweilen, schlagen Sie die unter den gegebenen Umständen dringend erforderlichen Maßnahmen vor, bestechen die nur noch wenigen anwesenden

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